NRW Islamisten raubten Kirchen aus

Düsseldorf/Köln · Mit einer Razzia geht die Polizei auch im Rheinland gegen Salafisten vor. Sie sollen den "Islamischen Staat" mit Einbrüchen in Gotteshäusern und Schulen finanziert haben. Die Opposition fordert mehr Härte.

Isis/IS - Islamischer Staat im Irak und Syrien
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Foto: dpa, sdt moa

Mehr als 240 Polizisten sind unter Leitung des Generalbundesanwalts gegen Islamisten im Rheinland vorgegangen. In den frühen Morgenstunden durchsuchten die Fahnder gestern gleichzeitig 40 Wohnungen von Salafisten in Köln, Siegen, Bergisch Gladbach, Kreuztal und Netphen. Auch in Niedersachsen fand eine Razzia statt. Festgenommen wurden insgesamt neun Salafisten im Alter von 22 bis 58 Jahren. Die Männer stehen in Verdacht, mit Einbrüchen in Kirchen und Schulen im Rheinland Geld zur Unterstützung der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und anderer Terrornetzwerke in Syrien besorgt zu haben.

Gegen zwei der Beschuldigten, den 58-jährigen Mirza Tamoor B. und den 31-jährigen Kais B. O., hatte der Bundesgerichtshof zuvor Haftbefehl erlassen. "Mirza ist dringend verdächtig, seit 2013 die terroristischen Vereinigungen ,Islamischer Staat' und Ahrar al Sham unterstützt zu haben", sagte ein Sprecher des Generalbundesanwalts. Den Terroristen soll er zudem 3200 Euro und ein Transportfahrzeug zur Verfügung gestellt haben. Kais soll seit 2013 in Deutschland Kämpfer für die Terror-Organisationen rekrutiert haben. "Es ist davon auszugehen, dass sich mindestens drei Männer aufgrund seiner Initiative den Terroristen angeschlossen haben", sagte der Sprecher des Generalbundesanwalts.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) wertete den Polizeieinsatz als wichtigen Schlag gegen die islamistische Szene. "Das beweist, dass die Sicherheitsbehörden wachsam sind und sämtliche rechtliche Möglichkeiten zur Bekämpfung extremistischer Salafisten nutzen", sagte der Minister.

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Theo Kruse, forderte angesichts der bekanntgewordenen Ermittlungsergebnisse, dass weiter mit aller Härte gegen das Treiben der Islamisten vorgegangen werde. "Es ist abscheulich, dass die Verdächtigen in Schulen und sogar Kirchen eingebrochen sind, um mit dem Diebesgut die Gräueltaten ihres sogenannten Heiligen Kriegs zu finanzieren", betonte Kruse.

Der Fall zeige, dass NRW nach wie vor eine "Wohlfühlzone" für kriminelle Salafisten sei. Das dürfe nicht toleriert werden. Der Fraktions- und Bundesvize der Union, Thomas Strobl, sagte unserer Zeitung: "Wir müssen den Islamisten zeigen, dass wir sie im Blick haben. Ein hoher Verfolgungsdruck ist wichtig, damit sie nicht in Ruhe ihre Gewalttaten oder ihre Ausreise zum IS vorbereiten können." Die Einbrüche in Kirchen bezeichnete Strobl als "ein absolutes Unding".

Auch die Kirchen selbst reagierten entsetzt über die Einbrüche. Es sei traurig, wenn so etwas passiere, sagte eine Sprecherin des Kölner Erzbistums. "Aber es ist nicht der finanzielle Schaden, der schmerzt, sondern der immaterielle Wert. Die gestohlenen Gegenstände sind vermutlich für immer verloren", fügte sie hinzu. Ein Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland erklärte: "Für alle bedeuten diese Diebstähle einen beträchtlichen Schaden und ein Ärgernis, unabhängig davon, aus welchen Motiven die Täter vorgehen."

(RP)
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