Düsseldorf NRW-Krankenhäuser beklagen massiven Investitionsstau

Düsseldorf · Viel zu wenig Geld für Gebäude und Geräte: Aus Sicht der Krankenhäuser könnten die Patienten in NRW besser versorgt werden.

Die 352 Krankenhäuser in NRW können den Anschluss an den medizinischen Fortschritt nach eigenen Angaben kaum noch gewährleisten. "Wir haben zu wenig Investitionsmöglichkeiten", sagt der Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, Jochen Brink. Es sei nicht mehr sichergestellt, dass die Patienten flächendeckend von den modernsten Diagnose- und Behandlungsverfahren profitieren.

Landesweit summiere sich der Investitionsstau in den Krankenhäusern auf 12,8 Milliarden Euro. Allein um den bestehenden Gebäude- und Gerätepark instand zu halten, müssten 1,1 Milliarden Euro pro Jahr investiert werden. Der gesamte jährliche Investitionsbedarf der Häuser liege bei 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, sagte Brink.

Die soeben von der neuen NRW-Landesregierung angekündigten zusätzlichen 250 Millionen Euro für das laufende Haushaltsjahr seien zwar ein "respektables Zeichen", so Brink. Dennoch liege die Investitionslücke weiterhin bei mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr - zumal unklar ist, ob die zusätzlichen 250 Millionen Euro vom Land auch in den kommenden Haushaltsjahren fließen werden.

Die Finanzierung der Krankenhäuser erfolgt nach dem sogenannten dualen Prinzip. Demnach tragen die Bundesländer die Investitionen in Technik und Gebäude, während die Krankenkassen die Betriebskosten (Personal, Patientenversorgung, Verwaltung) decken. Bislang zahlte das Land NRW den Häusern 500 Millionen Euro im Jahr; Schwarz-Gelb hat die Mittel für 2017 auf 750 Millionen Euro aufgestockt.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will den Krankenhäusern aber nicht nur mehr Geld geben, sondern ihnen auch effizientere Strukturen abverlangen. So drängt Laumann etwa auf die Bildung von Schwerpunktzentren, um die Krankenhäuser in deren Umfeld von bestimmten Behandlungen zu entlasten. Verschiedene Krankenhausträger sollen sich vernetzen, um gemeinsam die Versorgung in ihrer jeweiligen Region sicherzustellen. Als Beispiel führt der Minister gerne Transplantationszentren an, die nur drei Organe im Jahr verpflanzen - aber dennoch das ganze Jahr über die Infrastruktur dafür vorhalten müssen.

Brink hält dagegen, dass die Krankenhäuser ihre Hausaufgaben bei den Kosteneinsparungen längst gemacht hätten. Bei steigender Patientenzahl (von 4,1 Millionen im Jahr 2002 auf aktuell 4,55 Millionen) sei die durchschnittliche Verweildauer um 23 Prozent gesenkt worden. Gleichzeitig habe man die Bettenzahl erheblich reduziert. Dennoch schreibe jedes dritte Krankenhaus in NRW rote Zahlen. Wegen der alternden Gesellschaft gehen die meisten Experten von deutlich steigenden Kosten im Krankenhaussektor aus.

Vom 13. bis zum 16. November kommen 1600 Experten beim Deutschen Krankenhaustag in Düsseldorf zusammen. Die Tagung findet im Rahmen der weltgrößten Medizinmesse "Medica" statt.

(tor)
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