Gesundheitsministerin Barbara Steffens "NRW nicht auf steigende Zahl von Demenzkranken vorbereitet"

Münster · Das Gesundheitssystem ist auf die Bedürfnisse von Demenz-Kranken nach Meinung von NRW- Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) nicht vorbereitet. Eine nicht auf Menschen mit Demenz abgestimmte Versorgung könne den Verlauf der Krankheit beschleunigen.

 NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens sieht Handlungsbedarf bei der Behandlung von Demenzkranken.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens sieht Handlungsbedarf bei der Behandlung von Demenzkranken.

Foto: dpa, Roland Weihrauch

Das beklagte sie am Mittwoch bei einer Auftaktveranstaltung zum Aktionsjahr "Demenz im Blick" der Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen in Münster. Nach Angaben der Ministerin sind in NRW derzeit rund 300.000 Menschen an einer Demenz erkrankt. Bis zum Jahr 2050 rechnet das Gesundheitsministerium mit einem Anstieg auf 600.000 Patienten (bundesweit heute 1,4 Millionen und 2050 rund drei Millionen).

"Vielfach existieren zwar gute Versorgungsmodelle, die stehen aber nicht flächendeckend zur Verfügung", kritisierte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst. Durch die fehlende Vernetzung der Angebote komme es häufig zu Brüchen in der Versorgungskette.

"In unserem Gesundheitswesen fehlen die entsprechenden Strukturen und auch finanziellen Rahmenbedingungen, Patienten mit Demenz würdevoll und adäquat versorgen zu können", sagte Windhorst. Doch es fehle nicht nur am Geld, es fehle auch an Zuwendung. Die Gesellschaft entledige sich hier auf oft würdelose Art eines für sie unbequemen Themas, kritisierte Windhorst.

"Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen brauchen noch stärker als andere Patienten und Patientinnen menschliche Zuwendung. Wenn die Erinnerung und Orientierung verloren gehen, kommen Unsicherheit und damit Angst", sagte Barbara Steffens, die auch für Pflege und Alter zuständig ist. Die Ministerin kündigte an, Krankenhäuser in Zukunft für die Pflege finanziell besser auszustatten. "Pflege spielt bei der Bewertung eine wichtige Rolle, weil Demenzkranke ein großes Bedürfnis an Zuwendung und Körper-Kontakt haben", merkte Steffen an.

(lnw)
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