Hohe Auslastung in NRW-Städten So viel kostet die Parkplatzsuche jeden Autofahrer

Düsseldorf · In den Metropolen Nordrhein-Westfalens benötigen die Autofahrer bis zu 64 Stunden pro Jahr, um einen Stellplatz zu finden. Das führt auch zu höheren Kosten. Die Städte wollen über die Freigabe von Supermarktparkplätzen verhandeln.

 Parkscheinautomat (Symbolfoto).

Parkscheinautomat (Symbolfoto).

Foto: dpa, ade wok

Die Suche nach einem Parkplatz wird in Großstädten zu einem immer größeren Ärgernis nicht nur für auswärtige Autofahrer, sondern auch für die Anwohner. In Düsseldorf gibt es das Problem in den dicht bebauten Stadtteilen, wo es nur eine sehr begrenzte Anzahl privater Stellplatzmöglichkeiten gibt.

Jetzt denken die Städte über Alternativen nach. "Dazu gehört die Idee, Parkhäuser und Parkplätze großer Discounter während der Nachtzeit für Anwohner zu öffnen", sagte Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetags NRW, unserer Redaktion. "Da die Städte auf Privatgrund keine Park-Anordnung treffen können, sind dafür aber intensive Verhandlungen und privatwirtschaftliche Vereinbarungen nötig", betonte er.

Aldi zeigt sich grundsätzlich gesprächsbereit

Die Düsseldorfer Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke würde es begrüßen, wenn dieses Vorhaben umgesetzt werden könnte. "Darüber hinaus wäre es aus meiner Sicht toll, wenn Supermärkte oder Parkhausbetreiber auch Bereiche für Pendler, Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder gebündelte Serviceeinrichtungen zur Verfügung stellen würden", sagte Zuschke.

Beim Aldi Nord zeigt man sich grundsätzlich gesprächsbereit, was die Öffnung der Kundenparkplätze für Anwohner betrifft. "Die Kommunen, die das wollen, müssen auf uns zukommen und uns entsprechende Vorschläge machen, wie das in der Praxis umzusetzen ist", sagte ein Sprecher des Discounters. "Für uns zählt aber in erster Linie, dass die Kundenparkplätze während der Öffnungszeiten nicht von anderen belegt werden. Das muss sichergestellt werden."

Im bundesweiten Durchschnitt verbringen deutsche Autofahrer 41 Stunden im Jahr damit, einen Parkplatz für ihren Wagen zu finden. Viele NRW-Städte lägen deutlich über diesem Wert, heißt es im Parkplatz-Report für das Jahr 2017, der sich auf Daten des Verkehrslagedienstes Inrix stützt. Demnach dauert die Parkplatzsuche in Essen jährlich 64 Stunden, in Düsseldorf 61, in Köln 60 und in Dortmund 56 Stunden.

Bundesweiter Spitzenreiter ist Frankfurt mit 65 Stunden. Die Suche ist nicht nur lästig und zeitintensiv, sondern laut Studie auch teuer. So kostet der zusätzliche Benzinverbrauch mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr. Umgelegt wären das für jeden Autofahrer Mehrkosten in Höhe von 896 Euro. Hinzu kommt der Schaden für die Umwelt durch die Abgasbelastung.

Selbst in kleineren Großstädten herrscht Parkplatzmangel

Wegen fehlender Stellplätze wird häufig falsch geparkt - oft in zweiter Reihe. "Dadurch haben Feuerwehr und Rettungsdienst ständig mit zugestellten Straßen, Kreuzungen und Feuerwehrzufahrten zu kämpfen", so ein Sprecher der Stadt Bonn. Das bestätigt auch die Feuerwehr. "Wir kommen manchmal mit unseren Fahrzeugen nicht durch Straßen, weil dort gesetzeswidrig geparkt worden ist. Dadurch verlieren wir wertvolle Zeit. Und im schlimmsten Fall kann das Menschenleben kosten", sagte ein Sprecher.

Selbst in einer mit rund 100.000 Einwohnern kleinen Großstadt wie Moers herrscht Parkplatzmangel. So hat eine aktuelle Parkraumuntersuchung ergeben, dass dort besonders in der Innenstadt Stellplätze fehlen. Deshalb will man gegebenenfalls neue Parkhäuser bauen und den Fahrrad- und Fußgängerverkehr stärken. Auch andere Städte ergreifen diese Maßnahme, um die Menschen dazu zu bringen, auf den Wagen zu verzichten.

Städtetag NRW: Vielerorts Straßenraum bereits zu 100 Prozent ausgelastet

In Düsseldorf etwa verfügen schon jetzt 25 Prozent der Haushalte über kein eigenes Auto mehr. "Wir reduzieren unter anderem durch die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs die Abhängigkeit vom privaten Auto", erklärte ein Sprecher der Stadt Düsseldorf.

In Krefeld führt man die Parkplatzprobleme auf die Bequemlichkeit der Autofahrer zurück. Diese würden immer vor der Haustür parken wollen und seien kaum bereit, einige Meter zu Fuß zu laufen, sagte ein Stadtsprecher.

Nach Meinung des Städtetags bemühten sich die Kommunen intensiv um den Ausbau des Bahn- und Busnetzes sowie des Fußgänger- und Radverkehrs. Denn vielerorts sei der Straßenraum bereits zu 100 Prozent ausgelastet mit der Folge einer erhöhten Unfallgefahr, sagte Geschäftsführer Dedy. "Die Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen verzögert sich allerdings häufig wegen langwieriger Abstimmungsprozesse und sich ändernder Gesetzeslagen", fügte er hinzu. Das aber müsse schneller passieren.

(csh)
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