Boom bei E-Bikes Durchbruch für NRW-Radschnellweg

Berlin/Düsseldorf · Der Boom der Elektro-Fahrräder hat nun auch den Bund überzeugt. Er will den Ausbau von Fahrradautobahnen mit voraussichtlich 25 Millionen Euro fördern. NRW ist Haupt-Profiteur.

 Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) im August 2016 bei einer Tour auf dem Radschnellweg RS1.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) im August 2016 bei einer Tour auf dem Radschnellweg RS1.

Foto: dpa, a gfh

Im Bund zeichnet sich eine millionenschwere Förderung für Radschnellwege ab. Nachdem Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sich mehrfach für den Bau von Fahrradautobahnen ausgesprochen hat, will jetzt auch die Union im Bundestag Gelder bereitstellen. Damit dürfte die Finanzierung des ersten deutschen Radschnellweges ("RS 1") in NRW erstmals sichergestellt sein.

"Die Verkehrs- und Finanzpolitiker der Union haben sich darauf verständigt, dass der Bau von Radschnellwegen im Bundeshaushalt 2017 erstmals einen eigenen Titel in Höhe von 25 Millionen Euro bekommen sollen", berichtet der Chef der Ruhr-CDU, Oliver Wittke, der als Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages Impulsgeber für die neue CDU-Position war. Die Zustimmung der SPD gilt als sicher. Hendricks sagte gestern: "Wenn die Treibhausgasemissionen im Verkehr sinken sollen, brauchen wir auch mehr Radverkehr. Es hapert aber noch vielerorts an der notwendigen Infrastruktur." Das Bundesumweltministerium fördert die Rad-Infrastruktur bereits mit Mitteln, einen eigenen Etat für Radschnellwege gibt es im Bundeshaushalt bislang aber nicht. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte, man arbeite derzeit an einer Änderung des Bundesfernstraßengesetzes. Damit solle "ermöglicht werden, dass der Bund Radschnellwege fördern kann".

Mit dem RS 1 ist NRW das einzige Bundesland, das bereits eine vollständige Planung für einen Radschnellweg vorweisen kann. Die zwei Jahre alten Pläne sehen eine 101 Kilometer lange Fahrradautobahn von Duisburg bis Hamm über Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund, Unna und Kamen vor. 92 Prozent der Strecke sollen abseits des allgemeinen Verkehrs auf ehemaligen Bahntrassen oder neben Kanälen verlaufen. Ein etwa zehn Kilometer langer Abschnitt von Mülheim nach Essen wurde kürzlich eingeweiht, den Rest der Fahrradautobahn gibt es bislang nur auf dem Papier.

Denn die Finanzierung des rund 180 Millionen Euro teuren Projekts ist noch unklar. Im kommenden Jahr sieht der NRW-Haushalt eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro vor. 2020 soll die Bahn fertiggestellt sein. "Deshalb ist uns wichtig, dass Radschnellwege einen eigenen Titel im Bundesetat bekommen. Das sichert die jährliche Fortschreibung der Förderung", erklärt Wittke.

Weil NRW beim Radschnellweg allen anderen Bundesländern planerisch voraus sei, geht Wittke davon aus, "dass ein großer Teil dieser neuen Förderung nach NRW geht und die Finanzierung wesentlicher RS 1-Abschnitte damit erstmals gesichert ist."

Während Radschnellwege lange als Spielwiese grüner Utopisten abgetan wurden, hat der Boom der Elektro-Fahrräder inzwischen auch konservative Verkehrspolitiker zum Umdenken bewegt. Allein 2015 wurden in Deutschland 535.000 E-Bikes verkauft, ihr Marktanteil liegt inzwischen bei 12,5 Prozent. Angesichts der dürftigen Erfolge beim Elektro-Auto-Förderprogramm der Bundesregierung fordern Experten einen neuen Förderschwerpunkt. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) sagt: "Die Elektro-Auto-Förderung ist ein Rohrkrepierer. Ich plädiere dafür, die Förderung von Elektroautos einzustampfen und Radschnellwege auszubauen. Wenn wir die Menschen vom Auto aufs Elektrofahrrad bringen, ist der Umwelt genauso gedient wie mit Elektroautos."

(RP)
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