Rückkehr zu G 9? NRW-Schulministerin prüft Turbo-Abitur

Düsseldorf · Überraschend hat NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einen Runden Tisch zur zwölfjährigen Schulzeit angekündigt. Eine Bürgerinitiative fordert die sofortige Rückkehr zu G 9.

 Hat das Turbo-Abitur noch Zukunft in NRW?

Hat das Turbo-Abitur noch Zukunft in NRW?

Foto: dpa

In der anhaltenden Diskussion um das Abitur nach acht Jahren Gymnasium (G 8) gibt es eine überraschende Ankündigung: Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat gestern alle Beteiligten zu einem Runden Tisch über die Schulzeitverkürzung eingeladen. Sie verwies auf den von der Politik 2010 bekräftigten Konsens zur Beibehaltung von G 8 und betonte: "Angesichts der Entwicklung in anderen Bundesländern möchte ich mich dieses Konsenses vergewissern." Nach Informationen unserer Zeitung wird die Konferenz nach den Osterferien Anfang Mai stattfinden. Teilnehmen sollen Vertreter von Schulen, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.

Aktueller Hintergrund des Vorstoßes von Löhrmann dürfte die Rückkehr Niedersachsens zum Abitur nach neun Jahren Gymnasialzeit (G 9) sein. Doch auch in Bayern und anderen Ländern formiert sich Widerstand gegen das Turbo-Abitur. In NRW dauert die Diskussion über die 2005 eingeführte Verkürzung der Gymnasialzeit ohnehin schon lange an. Die Bürgerinitiative "Gib 8" setzt sich massiv für die Rückkehr zum G 9-Abitur ein. Ihre Sprecherin, die Diplom-Psychologin Anja Nostadt, sagte, der Druck durch das Turbo-Abi mache immer mehr Schüler krank. Sie forderte Löhrmann auf, zum alten System zurückzukehren — "alles andere wäre verantwortungslos". Durch den Wegfall der Wehrpflicht und die Straffung der Studiengänge seien die Argumente für eine Schulzeitverkürzung hinfällig geworden.

Auch bei der SPD wächst die Kritik am Turbo-Abitur. Jochen Ott, stellvertretender Landesvorsitzender der SPD, sprach sich für eine Veränderung des aktuellen Systems aus: "Wir werden uns die Argumente der Kritiker anhören und dann abwägen", kündigte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Renate Hendricks, an. Bereits im April soll in der Fraktion die Diskussion darüber beginnen.

Nach einer repräsentativen Infratest-Umfrage im Auftrag des WDR sprechen sich 63 Prozent der Bürger in NRW für neun Jahre bis zum Abitur aus. Nur 28 Prozent sind der Meinung, dass es bei acht Jahren bleiben soll. Neun Prozent äußerten sich nicht oder erklärten, das Thema sei ihnen egal.

Die Grünen-Politikerin Sigrid Beer sagte, es sei richtig, einen Runden Tisch einzuberufen, um für die Zukunft des Gymnasiums einen breiten Konsens zu erzielen. Klaus Kaiser, Schulexperte der CDU, hält nichts von einer Rückbesinnung auf das alte System: "Jetzt zu G 9 zurückzukehren, würde wieder mehrere Jahre der Umstellung und Neuorganisation an unseren Gymnasien bedeuten."

Der Philologenverband sieht nicht das Ende von G 8 nahen. "Allerdings kann es so nicht bleiben", sagte der Verbandsvorsitzende Peter Silbernagel unserer Zeitung. Den Schülern werde noch zu viel Unterrichtsstoff zugemutet; hier müsse thematisch entschlackt werden. Außerdem müsse ein Teil des Unterrichtskontingents für die Förderung von schwachen, aber auch von starken Schülern genutzt werden.

Der Vorsitzende der Landeselternschaft Gymnasien, Ralf Leisner, ist ebenfalls gegen eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren. Er glaube auch nicht, dass G 8 nur gestresste Schüler hervorbringe: "Dieser Nachweis wurde noch nicht erbracht." Allerdings sieht auch Leisner Änderungsbedarf. Die Gymnasien müssten ein Gesamtkonzept zur Optimierung von G 8 vorlegen. Das sei längst noch nicht überall der Fall. Um die Schwierigkeiten zu überwinden, bedürfe es einer gemeinsamen Kraftanstrengung: "Alle müssen an einem Strang ziehen."Überraschend hat NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) einen Runden Tisch zur zwölfjährigen Schulzeit angekündigt. Eine Bürgerinitiative fordert die sofortige Rückkehr zu G 9.

In der anhaltenden Diskussion um das Abitur nach acht Jahren Gymnasium (G 8) gibt es eine überraschende Ankündigung: Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) hat gestern alle Beteiligten zu einem Runden Tisch über die Schulzeitverkürzung eingeladen. Sie verwies auf den von der Politik 2010 bekräftigten Konsens zur Beibehaltung von G 8 und betonte: "Angesichts der Entwicklung in anderen Bundesländern möchte ich mich dieses Konsenses vergewissern." Nach Informationen unserer Zeitung wird die Konferenz nach den Osterferien Anfang Mai stattfinden. Teilnehmen sollen Vertreter von Schulen, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.

Aktueller Hintergrund des Vorstoßes von Löhrmann dürfte die Rückkehr Niedersachsens zum Abitur nach neun Jahren Gymnasialzeit (G 9) sein. Doch auch in Bayern und anderen Ländern formiert sich Widerstand gegen das Turbo-Abitur. In NRW dauert die Diskussion über die 2005 eingeführte Verkürzung der Gymnasialzeit ohnehin schon lange an. Die Bürgerinitiative "Gib 8" setzt sich massiv für die Rückkehr zum G 9-Abitur ein. Ihre Sprecherin, die Diplom-Psychologin Anja Nostadt, sagte, der Druck durch das Turbo-Abi mache immer mehr Schüler krank. Sie forderte Löhrmann auf, zum alten System zurückzukehren — "alles andere wäre verantwortungslos". Durch den Wegfall der Wehrpflicht und die Straffung der Studiengänge seien die Argumente für eine Schulzeitverkürzung hinfällig geworden.

Auch bei der SPD wächst die Kritik am Turbo-Abitur. Jochen Ott, stellvertretender Landesvorsitzender der SPD, sprach sich für eine Veränderung des aktuellen Systems aus: "Wir werden uns die Argumente der Kritiker anhören und dann abwägen", kündigte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Renate Hendricks, an. Bereits im April soll in der Fraktion die Diskussion darüber beginnen.

Nach einer repräsentativen Infratest-Umfrage im Auftrag des WDR sprechen sich 63 Prozent der Bürger in NRW für neun Jahre bis zum Abitur aus. Nur 28 Prozent sind der Meinung, dass es bei acht Jahren bleiben soll. Neun Prozent äußerten sich nicht oder erklärten, das Thema sei ihnen egal.

Die Grünen-Politikerin Sigrid Beer sagte, es sei richtig, einen Runden Tisch einzuberufen, um für die Zukunft des Gymnasiums einen breiten Konsens zu erzielen. Klaus Kaiser, Schulexperte der CDU, hält nichts von einer Rückbesinnung auf das alte System: "Jetzt zu G 9 zurückzukehren, würde wieder mehrere Jahre der Umstellung und Neuorganisation an unseren Gymnasien bedeuten."

Der Philologenverband sieht nicht das Ende von G 8 nahen. "Allerdings kann es so nicht bleiben", sagte der Verbandsvorsitzende Peter Silbernagel unserer Zeitung. Den Schülern werde noch zu viel Unterrichtsstoff zugemutet; hier müsse thematisch entschlackt werden. Außerdem müsse ein Teil des Unterrichtskontingents für die Förderung von schwachen, aber auch von starken Schülern genutzt werden.

Der Vorsitzende der Landeselternschaft Gymnasien, Ralf Leisner, ist ebenfalls gegen eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren. Er glaube auch nicht, dass G 8 nur gestresste Schüler hervorbringe: "Dieser Nachweis wurde noch nicht erbracht." Allerdings sieht auch Leisner Änderungsbedarf. Die Gymnasien müssten ein Gesamtkonzept zur Optimierung von G 8 vorlegen. Das sei längst noch nicht überall der Fall. Um die Schwierigkeiten zu überwinden, bedürfe es einer gemeinsamen Kraftanstrengung: "Alle müssen an einem Strang ziehen."

(csi)
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