Orkan in NRW So wütete "Friederike" in unserer Region

Düsseldorf · Orkan "Friederike" hat das Rheinland mit voller Wucht erwischt. Viele Bäume stürzten um, Polizei und Feuerwehr rückten zu Tausenden Einsätzen aus, mindestens drei Menschen starben. Bahn und öffentlicher Nahverkehr kämpfen weiter mit Schwierigkeiten.

Sturm Friederike: Bilder der Orkan-Schäden aus NRW vom Januar 2018
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Diese Schäden richtete "Friederike" in der Region an

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Foto: Uwe Heldens

Orkan "Friederike" hat das Rheinland mit voller Wucht erwischt. Viele Bäume stürzten um, Polizei und Feuerwehr rückten zu Tausenden Einsätzen aus, mindestens drei Menschen starben. Bahn und öffentlicher Nahverkehr kämpfen weiter mit Schwierigkeiten.

Orkantief "Friederike" ist stundenlang über Nordrhein-Westfalen hinweggefegt - mit Windgeschwindigkeiten von weit mehr als 100 Kilometern pro Stunde. Die verheerende Bilanz bis zum Abend: Polizei- und Rettungskräfte waren mehr als 10.000 Mal im Einsatz. Etwa 400 Verkehrsunfälle wurden gezählt. Mindestens drei Menschen starben in NRW: "Eines der Todesopfer ist ein Feuerwehrmann", sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). Es handele um ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Der Mann sei bei einem Sturmeinsatz im sauerländischen Sundern ums Leben gekommen. Weitere Details nannten Reul nicht.

Zuvor waren bereits ein Lkw-Fahrer in Lippstadt und ein Mann auf einem Campingplatz in Emmerich im Sturm ums Leben gekommen. Das Innenministerium zählte am Abend insgesamt 62 Verletzte. "Dieser Einsatz ist noch lange nicht beendet. Die Folgen des Unwetters werden die Einsatzkräfte in den nächsten Stunden und Tagen weiter beschäftigen", sagte Reul weiter. Es drohe weiterhin Gefahr, etwa durch entwurzelte Bäume, herabstürzende Dachziegel oder Äste. Reul dankte den Einsatzkräften. Es seien mutige Männer und Frauen.

Ein Überblick über die Region

Im Stadtteil Elten ist ein 59 Jahre alter Mann gestorben. Er wurde auf dem Campingplatz am Wildweg im Stadtteil Elten von einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf dem Platz leben viele Dauercamper. Die Anlage befindet sich am Fuß des 82 Meter hohen Eltenbergs. Das Unglück geschah unserem Reporter zufolge im Zentrum des Platzes. Dort stehen viele Bäume. Der Bereich ist von der Polizei weiträumig gesperrt worden.

Zudem wurde in Emmerich die Rheinbrücke wegen des Sturms komplett gesperrt. Dort war ein Lkw-Anhänger umgekippt. Am Nachmittag konnte sie wieder freigegeben werden.

Orkan Friederike: Bilder unserer Leser vom Sturm in NRW 2018
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So erlebten unsere Leser Sturm "Friederike"

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Foto: Kirstin Hoffmann

Die Rheinbahn meldet Sturmschäden in Düsseldorf, im Kreis Mettmann und im Rhein-Kreis Neuss. Die Busse und Bahnen der Rheinbahn fahren "größtenteils" wieder, teilte die Rheinbahn gegen 17 Uhr mit: "Die meisten Strecken sind für unsere Busse und Bahnen wieder befahrbar. Es dauert aber, bis sie aus den Depots rausgefahren und auf ihren Strecken angekommen sind." Eine Ausnahme ist die Linie 709. Die kann in der Neusser Innenstadt weiter nicht fahren. Am Vormittag wurde der Busbetrieb eingestellt, die Straßenbahnen blieben stehen. Es hatten sich lange Schlangen an Taxiständen gebildet.

Die Cecilienalle war in Höhe des Oberlandesgerichts Düsseldorf gesperrt. Nach Informationen unserer Redaktion soll das Dach des Gerichts schwer beschädigt sein. Am späten Nachmittag stand dort je Richtung nur eine Fahrspur zur Verfügung. Die Feuerwehr Düsseldorf verzeichnete zahlreiche Einsätze, hauptsächlich durch heruntergefallene Dachziegel und lose Fassadenteile. Es sei aber niemand verletzt worden. In Lörick ist eine Freiluft-Tennishalle eingestürzt. Die Oststraße wurde wegen eines instabilen Gerüsts gesperrt.

Der Schlosspark in Benrath wurde vorsorglich geschlossen. "Es sind sehr viele Bäume im Schlosspark umgestürzt", sagte der Kaufmännische Leiter der Stiftung Schloss und Park Benrath. An der Orangerie gibt es schwere Schäden. Ein großer Baum ist auf das Dach des Gebäudes gestürzt und hat dort ein rund drei mal ein Meter großes Loch gerissen.

Am Düsseldorfer Flughafen wurden von 520 geplanten Starts und Landungen 37 annulliert — auch wegen des Wetters an anderen Flughäfen. Zwölf Flüge seien zwischenzeitlich umgeleitet worden und später nach Düsseldorf gekommen. Gleichzeitig landeten auch einige Flugzeuge in Düsseldorf, die ihren ursprünglichen Zielflughafen nicht anfliegen konnten. Der Betrieb der Flughafenbahn Skytrain musste vorübergehend eingestellt werden. Die Flughafenterrasse blieb den ganzen Tag über aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Auf der A555 bei Wesseling ist im Sturm ein Lastwagen umgekippt. Der Fahrer und eine Begleiterin wurden im Führerhaus eingeklemmt und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Die Autobahn wurde für die Rettungsarbeiten gesperrt.

Sturm in Duisburg deckt Dach einer Grundschule ab
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Sturm deckt in Duisburg Dach einer Grundschule ab

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Foto: Christoph Reichwein

In Köln-Longerich ist ein Baum auf ein Auto gestürzt. Die Fahrerin wurde in ihrem Fahrzeug eingeklemmt. Rettungskräfte befreiten die Schwerverletzte und brachten sie ins Krankenhaus..

Der Kölner Dom ist aus Sicherheitsgründen abgesperrt worden. Passanten sollen Abstand halten, es könnten Steine herunterfallen. Auch der Zoo, der Tierpark Lindenthal, der Botanische Garten sowie das Römisch-Germanische Museum sind geschlossen.

Der Flughafen Köln-Bonn hatte den Flugbetrieb zeitweise unterbrochen, ab 13 Uhr waren Starts und Landungen wieder in begrenztem Umfang möglich.

Das neue Ikea-Möbelhaus in Kaarst ist nach starken Sturmschäden am Donnerstagvormittag evakuiert und geschlossen worden. Der Orkan hatte die Fassade stark beschädigt. Meldungen über Verletzte gibt es bislang keine.

Auf der A59 bei Duisburg ging am Vormittag gar nichts mehr, ein Lkw drohte von einer Brücke zu stürzen. Die "Berliner Brücke" bei Duisburg war in beiden Richtungen gesperrt. Der Planen-Lastwagen sei von einer Böe an die Brüstung der Brücke gedrückt worden, teilte die Polizei mit. Am Nachmittag konnte die A59 wieder freigegeben werden.

Sturm "Friederike": Die Schäden vom Unwetter in Mönchengladbach
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Die Schäden vom Unwetter in Mönchengladbach

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Foto: Theo Titz

Im Duisburger Stadtteil Beeckerwerth wurde an der Grundschule Heisterbacher Straße das Flachdach des Hauptgebäudes durch den Sturm weggerissen. Verletzte gab es nicht. Im Stadtteil Meiderich musste ein Mehrfamilienhaus evakuliert werden.

Die Stadt meldete bis 14 Uhr 390 Einsätze in der ganzen Stadt, ein Schwerpunkt war dabei der linksrheinische Stadtteil Rheinhausen. Bäume sind umgekippt und blockieren Straßen. Deshalb kommt es auch bei den Duisburger Bussen zu Problemen.

Sturm in Hückelhoven: Zwei Menschen von umgestürzten Baum schwer verletzt
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Zwei Menschen von umgestürzten Baum schwer verletzt

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Foto: Uwe Heldens

Im Meerbuscher Stadtteil Lank ist ein großer Baum auf das Dach eines Kindergartens gestürzt. Verletzt wurde zum Glück niemand. In dem betroffenen Gebäudeteil befindet sich ein Gruppenraum, die Kinder wurden inzwischen von ihren Eltern abgeholt.

In Krefeld wurde der Betrieb von Bussen und Bahnen eingestellt. Am späten Nachmittag wollen die Stadtwerke nach Rücksprache mit der Feuerwehr den Bus- und Straßenbahnverkehr wieder aufnehmen. Zunächst müsse aber mit Verspätungen gerechnet werden, teilte das Unternehmen mit.

Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. An der Venloer Straße kippte ein Lkw um. Insgesamt sind derzeit etwa 200 Kräfte in Krefeld im Einsatz. Bis 17 Uhr wurden 397 Einsätze gemeldet, dabei handelte es sich überwiegend um umgestürzte Bäume. Betroffen war das gesamte Stadtgebiet. Aufgrund der vielen Anrufer kam es zeitweise zur Überlastung des Notrufnetzes in der Leitstelle der Feuerwehr.

Viele Einsätze und großen Schaden richtete "Friederike" in Mönchengladbach an. Eine Frau wurde leicht verletzt, als ein Baum auf ein Auto stürzte. An vielen Stellen im Stadtgebiet mussten Gefahrenstellen wegen herumfliegender Dachziegel, Dachziegel auf Autos und herabgefallener Äste gesichert werden.

120.000 bis 130.000 Menschen in NRW und den angrenzenden Bundesländern waren von Störungen und Stromausfällen betroffen. Das teilte der Netzbetreiber "Westnetz" in Dortmund mit. In NRW besonders betroffen waren die Kreis Wesel und Kleve sowie Isselburg und der Kreis Borken. Dort waren zu Beginn des Orkans 50.000 Einwohner ohne Strom. Bis zum Spätnachmittag hatte "Westnetz" 43.000 Einwohner wieder an die Stromversorgung angeschlossen. Wie der Betreiber mitteilte, seien alle verfügbaren Mitarbeiter von "Westnetz" und Mitarbeiter von Partnerunternehmen im Einsatz, um die Stromversorgung so schnell wie möglich vollständig wieder herzustellen. Die Reparaturen an den defekten Stromleitungen und Anlagen würden voraussichtlich noch den Freitag über andauern.

Auch in Xanten war die Feuerwehr im Dauereinsatz. Bis 17 Uhr wurden insgesamt 47 Einsätze durch die Einsatzkräfte abgearbeitet. Dort stürzten zahlreiche Bäume um, Dächer wurden abgedeckt, unter anderem von der Sporthalle Vynen. Ein Kindergarten musste evakuiert werden, da die Photovoltaik-Anlage drohte, vom Dach zu stürzen. Zu den Sturmeinsätzen kam noch ein Brand in Xanten-Birten. Dort waren mehrere Bäume in eine Stromleitung gefallen, wodurch der Strommast zu brennen begann. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte qualmte der Mast. Zudem waren Teile Xanten eine Stunde lang ohne Strom. Betroffen war auch die Feuerwehrwache, die über ein Notstromaggregat versorgt werden musste.

Aus Hamminkeln meldeten Bürger, dass der Flügel einer Mühle abgebrochen ist. Die B68 war in Issum teilweise gesperrt. Mehrere Bäume und teils dicke Äste lagen auf den Straßen.

Im Kreis Kleve verzeichnete die Polizei bis zum späten Nachmittag rund 170 witterungsbedingte Einsätze. Dabei wurden umgestürzte Bäume und Strommasten gemeldet. Bei drei Verkehrsunfällen verletzte sich eine Person schwer und drei weitere leicht. Zahlreiche Straßensperrungen auf Haupt- und Nebenstraßen in Geldern, Straelen und Weeze legten den Verkehr zum Teil lahm. An der Bundesstraße 58 gab es Ampel-Ausfälle und eine Reihe von Sperrungen, wie Straßen NRW mitteilte.

Die Rheinbrücke in Rees wurde am Nachmittag wieder freigegeben. Dort war am Vormittag ein Lastwagen in einer Auffahrt umgeweht worden. In Uedem an der Straße Am Kirchenhecken und in Straelen an der Broekhuysener Straße kippten witterungsbedingt Lkw um. Die Bergung dauert teilweise noch an. Ein Lkw-Fahrer verletzte sich in Straelen leicht.

Der Flugbetrieb am Airport Weeze lief weitgehend normal, wenn auch mit Änderungen. Eine Maschine wurde nach Köln umgeleitet, zwischen Weeze und Köln wurde ein Bustransfer organisiert. Die Nordwestbahn hat den Niers-Express stillgelegt.

Am Hariksee an der Grenze zwischen Niederkrüchten und Schwalmtal ist ein großer Baum auf ein Auto gestürzt; der Fahrer wurde schwer verletzt und kam ins Krankenhaus.

In Moers ist es zu einem schweren Unfall gekommen. Ein Baum stürzte auf ein Auto. Ein Mann wurde eingeklemmt und schwer verletzt. Er musste von der Feuerwehr geborgen werden. Entlang der Straße hat der Sturm mehrere Bäume entwurzelt. Die Rettungskräfte arbeiteten zwischen herabfallenden Ästen.

In Leichlingen war zeitweise der Strom ausgefallen. Wie die Betreiber BELKAW und RheinEnergie mitteilten, gab es in der Region 15 größere und mehrere kleinere Störungen - einige darunter auch in Leichlingen. Die Störungen konnten bis etwa 17 Uhr behoben werden.

In Lintorf wurde eine Fußgängerin von einem umstürzenden Baum verletzt. Sie musste vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden, war aber nach Angaben der Polizei noch ansprechbar. Der Baum war aus einem Garten heraus auf Gehweg und Fahrbahn der Lintorfer Einkaufsmeile gekracht. Bürger melden von den Dächern stürzende Pfannen.

Auch in Teilen von Heiligenhaus, Haan und Mettmann fiel der Strom aus, wie "Westnetz" mitteilte. Ursache seien vom Sturmtief entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste, die die Stromleitungen beschädigt haben. Mitarbeiter von Westnetz und Partnerunternehmen waren im Einsatz, um die Störungen zu beheben. Die Reparaturen werden voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

In Kleingladbach wurden zwei Menschen von einem umfallenden Baum begraben und schwer verletzt. Die Feuerwehr musste sie befreien, sie kamen ins Krankenhaus.

Die Viehbachtalstraße in Solingen wurde in beide Richtungen gesperrt, weil umgefallene Bäume auf der Fahrbahn lagen. Die Stadtwerke teilten mit, dass der Obus-Verkehr eingestellt worden ist. Es sei ein Ersatzverkehr mit Dieselbussen in alle Stadtteile eingerichtet worden. Die Schulen wurden dennoch gebeten, die Schüler vorerst nicht gehen zu lassen, da nicht genug Busse zur Verfügung stünden.

(cebu/lsa/skr)
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