Lärm und Dreck durch Papageien Kölner wollen den Halsbandsittichen an den Kragen

Köln · Die giftgrünen Halsbandsittiche leben als Exoten in vielen Städten im Rheinland. Mit ihrem bunten Gefieder fallen sie auf – aber auch durch ihren Lärm und ihre Hinterlassenschaften. Die Stadt Köln will ihnen jetzt den Kampf ansagen.

Halsbandsittiche: Eingewanderte Exoten
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Halsbandsittiche: Eingewanderte Exoten

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Foto: Stadt Düsseldorf/BBDO

Die giftgrünen Halsbandsittiche leben als Exoten in vielen Städten im Rheinland. Mit ihrem bunten Gefieder fallen sie auf — aber auch durch ihren Lärm und ihre Hinterlassenschaften. Die Stadt Köln will ihnen jetzt den Kampf ansagen.

Abend für Abend fliegen sie mit großem Geschrei in den Städten ein. Sie besiedeln große Platanen und andere hohe Bäume im Rheinland. Was in der Dämmerung für viele Menschen ein Naturschauspiel ist, entpuppt sich mancherorts am nächsten Morgen als Sauerei. Denn die Papageienart macht es sich nachts in der Kolonie gemütlich. Und Hunderte Vögel hinterlassen auf den Bürgersteigen und Straßen Hunderte Kotflecken.

Doch das ist nicht das einzige, was manche Stadt und manchen Bürger an dem Vogel stört, der eigentlich in Afrika oder Asien heimisch ist. Mit ihren giftgrünen Federn machen die Halsbandsittiche in Köln, Düsseldorf oder Bonn zwar die heimische Vogelwelt etwas bunter, sie fallen aber nicht nur damit auf. Ihr Geschrei ist unüberhörbar — und zu laut für die Anwohner der Straßen, die von den Papageien besiedelt werden.

Das finden zumindest Politiker der Stadt Köln. Denn vor allem die Rheinuferstraße und die Dreikönigenstraße werden seit Jahren von den Papageien-Kolonien belagert. Die Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP fordern die Verwaltung in einem gemeinsamen Antrag nun auf, die Zwergpapageien so schnell wie möglich zu beseitigen, berichtete zuerst der "Kölner Stadtanzeiger". Dreck und Lärm seien für die Anwohner nicht mehr zumutbar. Wie die Vögel von ihrem Schlafplatz vertrieben werden sollen, geht aus dem Antrag nicht hervor. Getötet werden sollen sie jedenfalls nicht. Das ist zum Beispiel in London erlaubt, wo der Sittich-Bestand bei mehr als 30.000 liegt. Um diesen zu reduzieren, dürfen die Vögel abgeschossen werden.

Etwa 7500 Halsbandsittiche leben inzwischen in Deutschland. Darunter seien etwa 1500 Brutpaare, sagt Till Töpfer, Leiter der Abteilung Ornithologie am Museum Andreas Koenigs in Bonn. Die meisten von ihnen leben im Rheingebiet. Die grünen, kleinen Papageien sind sogeannte Neozoen, also eine Art, die ursprünglich in Deutschland nicht heimisch war. Die hiesigen Tiere stammen wohl von freigelassenen Käfig-Halsbandsittichen ab. Weil sie relativ kälteresistent sind, überleben sie im milden Klima der Rhein-Region. Das erste Paar wurde bereits 1967 in Köln entdeckt.

Zwischen Bonn und Krefeld hätten sich derzeit 850 bis 1100 Brutpaare angesiedelt. Das führe auch dazu, dass sich die Population weiter erhöht, sagt Töpfer. "Zudem bilden die Halsbandsittiche Schlafgemeinschaften und bilden lockere Kolonien zum Brüten." Dadurch würden sich viele Brutpaare finden. Allerdings, so seine Beobachtung, würden sich die Tiere nicht irrsinnig schnell ausbreiten. "Irgendwann wird sich die Zahl der Halsbandsittiche einpendeln. Die Kapazität in den Städten ist begrenzt", sagt der Vogelkundler.

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Foto: Wiljo Piel/wilp

Die kleinen Papageien würden dichte Wälder meiden, daher seien sie vor allem in städtischen Parks zu finden. Das bringe natürlicherweise Konflikte mit sich. "Die machen schon ordentlich Dreck und Lärm", sagt Töpfer. Er glaubt jedoch, dass es für die Städte schwierig wird, die Vögel zu vergrämen. Zum einen müsse der Tierschutz beachtet werden, zum anderen seien die Vögel Stadtlärm gewohnt und sehr flexibel. "Zur Not suchen sie sich einen neuen Schlafplatz. Da können die Städte dann nur hoffen, dass sie an einen Platz ziehen, an dem sie weniger stören", sagt Töpfer. Zum Beispiel dann, wenn Städte sie mit Netzen über den Baumkronen von ihrem Schlafplatz vertreiben oder Bäume fällen.

In Düsseldorf haben sich Papageien und Menschen inzwischen miteinander arrangiert. In letzter Zeit habe es keine Beschwerden mehr gegeben, sagt ein Sprecher der Stadt. Die Sittiche leben vor allem in den Bäumen entlang der Flaniermeile Kö. In der Vergangenheit gab es immer wieder Streit über verdreckte Parkbänke, Autos und Gehwege. Die Händler auf der Kö wollten deshalb, dass gegen die Papageien vorgegangen wird. Die Stadt sah dazu aber keinen Anlass. Inzwischen gehört das abendliche Einfliegen der Vögel genauso zur Kö wie die Luxusboutiquen.

Entspannt sieht man die exotischen Gäste auch in der Nachbarstadt Neuss. Sittiche gebe es auch dort, lässt ein Sprecher der Stadt wissen; allerdings in deutlich geringeren Zahlen als etwa in Köln. Probleme würden die Vögel keine machen, sie seien für die Neusser eher eine Attraktion - zum Beispiel beim Spazierengehen durch die Grünanlagen der Stadt.

Papageiennest mit Bauschaum verstopft

Schwierigkeiten machen die Papageien immer dann, wenn sie Häuserfassaden beschädigen. Sie sind Höhlenbrüter und schaffen sich hier und da auf diese Weise einen Nistplatz. So zum Beispiel im vergangenen Sommer in Düsseldorf-Golzheim. Ein Sittichpaar hatte an einer Wohnanlage die Fassade aufgepickt und in dem Loch Eier gelegt. Der Hausmeister füllte das Loch mit Bauschaum aus, obwohl die Küken bereits geschlüpft waren. Das führte zu Empörung bei Tierschützern, die Feuerwehr musste ausrücken, um die Küken zu retten. Am Ende befreiten die Papageien-Eltern selbst ihre Küken aus der Häuserwand. "In der Regel finden sie aber genug Nistplätze in der Natur", sagt Töpfer.

Manche Biologen und Naturschützer befürchten vielmehr, dass die Papageien heimische Vogelarten verdrängen. Als Höhlenbrüter könnten sie Spechten die Nistplätze streitig machen. Töpfer hält das für unwahrscheinlich. Bisher gebe es keine Konkurrenz zwischen heimischen Arten und den Sittichen. Die Papageien seien bei der Nistplatzsuche nicht die überlegenere Art. "Außerdem gibt es auch positive Effekte. Sie vergrößern die alten Nisthöhlen von Spechten, so dass Hohltauben sie später noch nutzen können", sagt Töpfer. Bisher würden die Vögel gut miteinander leben.

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