NRW Phänomen Massenschlägerei — Gewaltbereitschaft steigt

Düsseldorf · Es beginnt für die Polizisten meist wie ein kleiner Einsatz – und kann schnell in eine Massenschlägerei ausarten. Immer öfter sehen sich die Beamten, die zu Unfällen oder Ruhestörungen gerufen werden, von Dutzenden aggressiven Menschen umzingelt. Am Wochenende gab es allein drei solcher Fälle.

Grevenbroich: Massenschlägerei bei Schützenfest
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Massenschlägerei bei Schützenfest in Grevenbroich

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Es beginnt für die Polizisten meist wie ein kleiner Einsatz — und kann schnell in eine Massenschlägerei ausarten. Immer öfter sehen sich die Beamten, die zu Unfällen oder Ruhestörungen gerufen werden, von Dutzenden aggressiven Menschen umzingelt. Am Wochenende gab es allein drei solcher Fälle.

Auffällig dabei ist das hohe Aggressionspotential. "Generell ist die Hemmschwelle, Gewalt anzuwenden, in der Gesellschaft gesunken", sagt Arnold Plickert, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Bei vielen Massenschlägereien läuft die Eskalation ähnlich ab: Erst ist es ein ganz normaler Einsatz mit wenigen Beteiligten, dann sehen sich die Polizisten plötzlich von 30 bis 100 Personen umringt. So auch bei den Fällen an diesem Wochenende.

 In Oberbilk mussten die Beamten einen Familienstreit schlichten, als die Lage eskalierte.

In Oberbilk mussten die Beamten einen Familienstreit schlichten, als die Lage eskalierte.

Foto: Kai Juergens

Ein Streit zwischen Brüdern ist in der Nacht zu Samstag Düsseldorf-Oberbilk eskaliert. Am Ende sind vier Polizisten verletzt, 40 Beamte waren im Einsatz, sie setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. 40 weitere Personen — darunter viele Familienmitglieder — hatten sich mit den Streithähnen solidarisiert und bedrohten die Polizisten.

Ein ähnliches Szenario in der Nacht zu Montag in Essen, wieder ging es um Familienstreitigkeiten: Rund 100 Personen gerieten aneinander. Einige Teilnehmer seien so schwer verletzt worden, dass sie im Krankenhaus operiert werden mussten.

Die Polizei kann in solchen Fällen nur mit einem massiven Aufgebot reagieren — und dem Einsatz von Reizgas und Schlagstöcken, um die Menschenmenge auf Distanz zu halten. Der Hintergrund für die Eskalation liege in diesen Fällen in der Mentalität der Täter begründet. In Düsseldorf waren es Großfamilien aus Südosteuropa, die aneinander gerieten. "Diese Gruppen wollen ihre Streitigkeiten unter sich austragen, sie brauchen keine Polizei", so Plickert.

In manchen Fällen, bei denen muslimische Gruppen dabei seien, sollten lieber Friedenrichter Streitschlichtungen übernehmen. Das deutsche Gesetz werde von manchen nicht respektiert — ebenso wenig wie die Polizisten, die zum Einsatz kämen, erklärt Plickert. Oftmals verbündeten sich die unterschiedlichen Parteien sogar gegen die Beamten.

In Grevenbroich beim Schützenfest gab es keine solchen Hintergründe, als sich auf dem Kirmesplatz rund 60 Personen, Schützen und Besucher des Festes geprügelt haben. "Viele waren stark betrunken, es war eine aggressive Menge, und es kam immer wieder zu kleineren Scharmützeln", sagte ein Polizeisprecher. Schließlich rückten 20 Streifenwagenbesatzungen, darunter vier Hundeführer an. Erst Pfefferspray und körperliche Gewalt konnten die aufgebrachte Masse in Schach halten. Alkohol sorgte für eine aufgeheizte Stimmung. "Wir beobachten immer öfter, dass es wegen Nichtigkeiten zur Eskalation kommt", erklärt Plickert.

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