Neue Messgeräte Polizei setzt mehr effektive Blitzer ein

Düsseldorf · Bis Jahresende wurden neue Messgeräte getestet. Durch die semistationären Anlagen wird Personal eingespart. Noch scheint man aber mit der Qualität nicht zufrieden zu sein. Die Geräte können offenbar nur zwei Fahrstreifen überwachen.

Neue Messgeräte: Polizei setzt mehr effektive Blitzer ein
Foto: Ferl

Der Standort des Baustellenblitzers auf der Autobahn 3 zwischen dem Kreuz Hilden und der Ausfahrt Mettmann gehört wohl zu den umstrittensten in NRW. Während viele Autofahrer die Blitzanlage vor allem als reines "Abzock-Instrument" empfinden, weisen die Behörden darauf hin, dass der Verkehr dort seit Aufstellung der Radarfalle sicherer geworden sei. Etwa 15 Prozent weniger Unfälle habe es gegeben, heißt es beim zuständigen Kreis Mettmann. Mehr als 5000 waren so schnell unterwegs, dass sie ihren Führerschein abgeben mussten.

Die Polizei befürwortet solche und andere semistationären Anlagen, da sie flexibel einsetzbar seien und im Vergleich zu mobilen Messgeräten keinen hohen Personalaufwand benötigten. "Das ist die Zukunft", sagte Martin Lotz, Direktionsleiter Verkehr im Polizeipräsidium Köln, auf dem Verkehrsforum der Gewerkschaft der Polizei. Ein anderes semistationäres Modell als das an der A 3 bei Mettmann erprobt derzeit die Polizei Köln im Auftrag des Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD).

Wie Roboter aus den Star-Wars-Filmen

Bis zum Jahresende wurde im Bereich der Bundesautobahnen rund um Köln ein Gerät getestet, das optisch an Roboter aus den Star-Wars-Filmen erinnert. Die Anlagen sind in kompakten Kleinanhängern fest eingebaut. "Wir hängen die an einen Streifenwagen und fahren sie zum Einsatzort", so Lotz. Allerdings seien sie schon zweimal mutwillig beschädigt worden. In einem Fall hat jemand die Klappe geöffnet, Benzin reingekippt und mit einem Streichholz angezündet. Mit der Qualität der Messungen ist man bei der Polizei aber noch nicht zufrieden. "Das Gerät ist okay für zwei Fahrbahnstreifen; für drei ist die Anlage aber noch nicht ausreichend", so Lotz.

Im Jahr 2015 starben laut Polizei landesweit 158 Menschen bei Verkehrsunfällen, bei denen zu hohe Geschwindigkeit für den Unfall mit entscheidend war. Mit den neuen Anlagen könne man an Unfallbrennpunkten und überall dort, wo zu schnell gefahren werde, die Geschwindigkeit rund um die Uhr überwachen, ohne Polizeibeamte vor Ort einzusetzen, betonte LZPD-Direktor Rainer Pannenbäcker. "Die neue Technik bietet die Chance, mit weniger Personal die Geschwindigkeitsüberwachung zu intensivieren. Wir wollen in diesem ersten Test herausfinden, ob sich das bestätigt."

Das Personal, das man durch die neuen Messgeräte einspart, soll dann bei der Bekämpfung besonders relevanter Verkehrsphänomene und sogenannten spezialisierten Unfallaufnahmen mit 3D-LaserScanner eingesetzt werden. "Solche Laser müssen von Fachleuten bedient werden, die wir erst noch schulen müssen", betont Lotz. Aber auch bei technischen Fahrzeugkontrollen, bei denen die Autos und Lkw auf ihre Verkehrstauglichkeit (unter anderem Fahrzeug-Manipulationen) hin überprüft werden, kämen die freigesetzten Kräfte zum Einsatz. Die Polizei sei derzeit weder technisch noch personell in der Lage, solch umfangreiche Überprüfungen durchzuführen, so ein Verkehrspolizist.

Oft in Baustellen

Seit einiger Zeit steht ein ähnlicher Blitzer wie an der A 3 bei Mettmann auch an der A 52 bei Essen-Kettwig, ebenfalls in einer Baustelle. Doch um diese Anlage gibt es rechtlichen Streit. Ein Anwalt aus Wuppertal behauptet, dass das Aufstellen der Anlage rechtswidrig sei, und rät den mehr als 4000 Temposündern, die an der Stelle geblitzt worden sind, Einspruch gegen den Bußgeldbescheid einzulegen. Begründung: Die Anlage sei mobil. Die Stadt Essen dürfe dort aber nur stationäre Messegeräte einsetzen. Die Kommune sieht das anders.

An der A 3 wurde die Messstelle, die bereits mehr als 60.000 Auto- und Lkw-Fahrer geblitzt hat, nach Ratingen-Ost verlegt. Finanziell hat sich das Aufstellen der Anlage für den Kreis Mettmann gelohnt: Mehr als drei Millionen Euro an Bußgeldern hat der Kreis innerhalb eines Jahres eingenommen.

(csh)
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