Polizei warnt vor Cowboy- und Dschihadisten-Kostümen "Dann sagt den Karneval doch ganz ab!"

Düsseldorf · Die Polizei appelliert an Jecken, bei Karnevalsumzügen auf Kostüme zu verzichten, die bedrohlich wirken könnten. Die Reaktionen im Netz pendeln schwanken Zynismus und Wut. Manche Kritiker sitzen einem Missverständnis auf.

 Ein Narr hat sich zu Karneval als Scheich mit Sprengstoffgürtel verkleidet. Die Polizei rät von solchen Ideen ab.

Ein Narr hat sich zu Karneval als Scheich mit Sprengstoffgürtel verkleidet. Die Polizei rät von solchen Ideen ab.

Foto: dpa, jst cul jol

Die Meldung vom Dienstagmorgen sorgte für Aufruhr: Die Warnung der Polizei, im Straßenkarneval möglichst auf provokante Kostüme zu verzichten, hat eine Flut von Kommentaren ausgelöst.

Der Appell der Sicherheitsbehörden hat offensichtlich bei vielen den Eindruck erweckt, nun wolle man den Leuten auch noch die ureigene Tradition des Karnevals beschneiden. Schließlich zielte die Warnung der Polizei nicht nur auf Dschihadisten-, sondern auch auf Cowboy-Kostüme. Alles was im Karneval wirken könnte, wie eine echte Waffe oder gar Zubehör eines Selbstmordattentäters, bereitet den Beamten Sorgen.

In den Kommentaren unserer Leser mischen sich Ärger und Galgenhumor. Nur vereinzelt wird Verständnis für die Empfehlungen der Polizei laut. "Ich würde sagen, diese Warnung hat Berechtigung, wenn wir "Sicherheit" wollen, auch wenn es nur ein kleines bisschen Sicherheit ist", schreibt etwa Ursula Ruizzo bei Facebook.

Andere halten sich damit nicht groß auf. Manche wittern in den Ratschlägen der Polizei gar eine Vorstufe eines Komplettverbots. Eine vielfach wiederkehrende Argumentationslinie: Wenn sie uns schon die Kostüme wegnehmen, mit denen wir seit unserer Kindheit Karneval gefeiert haben, dann können wir die Veranstaltung auch gleich absagen.

"Bisher war Karneval ein buntes Treiben ohne große Vorschriften. Das wird jetzt offenbar unter dem Druck der Verhältnisse anders", kommentiert ein Leser bei RP ONLINE. "Wie wäre es noch mit Alkoholverbot?", ergänzt ein anderer.

Dass die Polizei lediglich einen Appell an die Vernunft der Karnevalsbesucher gerichtet hat, geht in der Empörung schnell unter. Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Warnung der Polizei eine Reaktion auf die Terrorbedrohung ist, nicht ein Ausdruck der Rücksichtnahme auf Empfindlichkeiten von Flüchtlingen, wie manche Nutzer monieren.

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Beschwerden wie "Wäre ja noch schöner, auf alles und jeden Rücksicht zu nehmen" erlangen dadurch einen unschönen Beiklang: Rücksichtnahme ist im Sinne des Appells lediglich denen geschuldet, die Angst vor einem Terroranschlag haben wie auch den Polizisten, die im Straßenkarneval versuchen, ein möglichst hohes Maß an Sicherheit zu gewährleisten.

Begründeter sind da schon die Zweifel an der Argumentation der Polizei. "Gerade der Attentäter wird sich wohl kaum als Attentäter oder Cowboy tarnen", gibt bei Facebook ein Nutzer namens Bob Street zu bedenken. Manch einer empfindet den Appell der Polizei daher als Ausdruck der Hilflosigkeit.

Auf Zuspruch stößt bei Facebook umso mehr eine Einschätzung, die an den Trotz der Tage nach den Attentaten von Paris erinnert: "Im Bauch ist mir auch mulmig zumute. Aber das ist mir jetzt bei jeder großen Veranstaltung. Ich lass mir aber nicht die Freiheit nehmen."

(pst)
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