Prozess gegen BVB-Attentäter Verteidigung hält Staatsanwalt für befangen

Dortmund · In Dortmund hat der Prozess gegen Sergej W. begonnen. Er soll im vergangenen April den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund verübt haben. Der Prozess begann mit einem Befangenheitsantrag der Verteidigung.

Der Verteidiger von Sergej W., Carl W. Heydenreich, stellte am Donnerstagmittag noch vor der Verlesung der Anklageschrift einen Befangenheitsantrag. Die Verteidigung fordert, Oberstaatsanwalt Carsten Dombart in der Hauptverhandlung zu ersetzen, weil er nicht an einem offenen Verfahrensausgang interessiert sei. Er habe einseitig ermittelt und sich nicht bemüht, entlastende Beweise zu finden.

Oberstaatsanwalt Dombart wies die Vorwürfe der Verteidigung zurück. "Ich fühle mich nicht befangen", sagte er. Es habe schlichtweg keine entlastenden Indizien zugunsten des Angeklagten gegeben, erklärte er hinsichtlich des Vorwurfs, die Staatsanwaltschaft habe tendenziös ermittelt.

Sergej W. (28) muss sich seit Donnerstag vor dem Dortmunder Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 28-fachen versuchten Mord vor. Er soll für das Sprengstoffattentat auf die BVB-Mannschaft am 11. April 2017 in Dortmund verantwortlich sein.

Die Verteidigung kritisierte außerdem den Verhandlungsort des Prozesses. Dass der Prozess am Landgericht in Dortmund verhandelt werde, führe wegen der engen Verbindung zum Fußballverein Borussia Dortmund zu einer Vorverurteilung des Angeklagten.

Deutliche Worte fand die Verteidigung auch für die mediale Berichterstattung vor Prozessbeginn. Die Tageszeitung "Die Welt" und das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatten Einsicht in die Akten der Ermittler erhalten. Mehrere Boulevardmedien hatten frühzeitig Namen und Bilder des Angeklagten veröffentlicht. Verteidiger Heydenreich nannte das eine "Vorverurteilungskampagne".

Gemäß der Anklageschrift soll Sergej W. heimtückisch, aus Habgier und mit gemeingefährlichen Mitteln die Ermordung von 28 Menschen geplant haben. W. soll zwischen dem 9. und 11. April 2017 drei Bomben in einer Hecke in der Nähe des Mannschaftshotels "L'Arrivée" von Borussia Dortmund deponiert und sie zur Explosion gebracht haben - laut Anklage, um den Aktienkurs des börsennotierten Vereins zum Fallen zu bringen und sich so selbst zu bereichern. In der Woche vor dem Anschlag soll W. auf fallende Aktienkurse des BVB gewettet haben.

(heif)
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