Hochhaus in Dortmund evakuiert "Räumung der Tiefgarage hätte gereicht"

Düsseldorf · Nach der jüngsten Räumung eines Hochhauses in Dortmund will die SPD-Landtagsfraktion alle Hochhäuser in NRW überprüfen lassen. Doch die Regierung sieht dafür keinen Anlass. Der Eigentümer findet die Räumung überzogen.

Dortmund: Hochhaus "Hannibal II" muss evakuiert werden
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Hochhaus "Hannibal II" in Dortmund muss evakuiert werden

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Die Räumung eines ganzen Wohnkomplexes in Dortmund bietet Potenzial für einen politischen Streit: Für die SPD-Landtagsfraktion ist klar, dass die Landesregierung den Brandschutz an Hochhäusern zur Chefsache erklären muss. "Wir halten es noch immer für nötig, alle Hochhäuser in NRW auf Brandschutzmängel hin überprüfen zu lassen. Der neue Fall hat gezeigt, dass das Hochhaus in Wuppertal im Juni kein Einzelfall war", sagte Sarah Philipp, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im NRW-Landtag, auf Anfrage. Vielleicht seien noch mehr Häuser betroffen.

Hochhaus in Wuppertal wegen Brandgefahr evakuiert
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Hochhaus in Wuppertal wegen Brandgefahr evakuiert

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Am Donnerstag war in Dortmund ein Hochhaus am Vogelpothsweg geräumt worden, weil die Stadt Brandschutzmängel festgestellt hatte. 800 Mieter mussten ihre Wohnungen verlassen, wann sie zurückkehren können, ist bislang unklar. "Ziel ist die zügige Mängelbehebung und der Wiederbezug", teilte das Immobilienunternehmen Intown mit, dem das Hochhaus "Hannibal" im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld gehört.

Im Juni war nach dem Brand im Londoner Grenfell Tower, bei dem 80 Menschen starben, ein Hochhaus in Wuppertal geräumt worden. Es hatte sich herausgestellt, dass die Fassadendämmung ähnlich der im Grenfell Tower war. Die Dämmung war der Grund, warum sich das Feuer in dem Londoner Hochhaus so rasend schnell ausbreiten konnte.

In Dortmund liegt der Fall aber nach Auskunft einer Intown-Sprecherin anders. Hier seien vor allem in der Tiefgarage Brandschutzmängel festgestellt worden. "Diese Mängel hätten mit einer Räumung ,nur' der Tiefgarage und der Aufstellung von Brandwachen in der Tiefgarage vermieden werden können." Die Stadt hatte erklärt, dass zusätzlich zu den Brandschutzmängeln in der Tiefgarage auch ein fehlender Rettungsweg der Grund für die Evakuierung gewesen sei.

Der Dortmunder Fall ist Anlass für die SPD-Landtagsfraktion, erneut die Überprüfung der Hochhäuser in NRW zu fordern. "Die neue Heimatministerin verantwortet sowohl den Bereich Wohnen, als auch den Bereich Kommunen. Sie hätte die Möglichkeit das Thema zur Chefsache zu erklären. Sie müsste dringend an diesem Punkt tätig werden", sagte Philipp.

Doch das sieht man im CDU-geführten Heimatministerium anders. "Die Verantwortlichkeiten sind klar geregelt. Zum einen ist der Eigentümer dafür verantwortlich, dass ein Gebäude alle gesetzlichen Vorschriften erfüllt und in Stand gehalten wird. Zum anderen sind die kommunalen Ordnungsbehörden in der Pflicht", teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit. Im Zuge der wiederkehrenden Kontrollen der Hochhäuser sollen die kommunalen Aufseher demnächst ein besonderes Augenmerk auf den Brandschutz insbesondere bei den Außenwänden legen.

(heif)
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