Razzien in NRW Tatverdächtige sollen IS-Kämpfer rekrutiert haben

Düsseldorf · In mehreren Städten in NRW hat es am Mittwochmorgen Razzien des Staatsschutzes gegeben. Im Fokus der Ermittler stehen Islamisten, die Verbindungen zu IS-Terroristen haben sollen. Auch in Düsseldorf im Maghreb-Viertel gab es einen Einsatz. Festgenommen wurde niemand.

Razzien gegen Islamisten in NRW
8 Bilder

Razzia gegen Islamisten in Düsseldorf

8 Bilder
Foto: Gerhard Berger

Die Durchsuchungen der Bundesanwaltschaft fanden in mehreren Städten statt, darunter Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Tönisvorst, wie ein Sprecher des Landeskriminalamtes NRW unserer Redaktion bestätigte. Auch in Hildesheim in Niedersachsen gab es Einsätze. Sie richteten sich laut Generalbundesanwalt gegen drei Beschuldigte. Im Visier der Ermittler sind Tatverdächtige, die Kontakte zu terroristischen Vereinigungen haben sollen. Sie sollen junge Männer radikalisieren und für den Kampf in Syrien und dem Irak rekrutieren.

Die drei Beschuldigten sind laut Generalbundesanwalt verdächtig, seit Januar 2015 und Juli 2015 um Mitglieder und Unterstützer für die terroristische Vereinigung "Islamischer Staat" (IS) geworben zu haben. Einer der Beschuldigten steht darüberhinaus in Verdacht, die Terrororganisation finanziell und logistisch unterstützt zu haben. Es gab am Mittwoch keine Festnahmen, teilt die Behörde mit.

In Düsseldorf gab es nach Informationen unserer Redaktion gegen sechs Uhr morgens in Oberbilk im sogenannten Maghreb-Viertel einen großen Einsatz. Dabei soll auch ein Auto aufgebrochen und durchsucht worden sein. Ein Teil der Lessingstraße zwischen Dreieckstraße und Querstraße war bis in den Vormittag abgesperrt, mehrere Mannschaftswagen waren vor Ort. Eine Wohnung im zweiten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses wurde durchsucht. Die Polizisten stellten einen Karton mit Beweismaterial sicher. Ein Nachbar sagte unserer Redaktion, dass der Tatverdächtige erst seit kurzem in dem Haus über einer Shisha-Bar wohnt. "Hier wechseln sehr oft die Bewohner", sagte der Nachbar, der selber seit 23 Jahren in dem Haus lebt. "Am Morgen bin ich von dem Lärm wach geworden und hab die Polizisten im Hausflur gesehen." Ein Ladeninhaber aus der Querstraße soll für den Besitzer die Wohnungen in den ersten drei Etagen vermitteln.

Durchsuchungen soll es auch in Duisburg-Rheinhausen in den Privat- und Geschäftsräumen von Hassan C. geben. Der Prediger ist dem Verfassungsschutz bekannt, weil ihm Kontakte in die radikale salafistische Szene nachgesagt werden. Er steht deshalb unter Beobachtung der Sicherheitsbehörden.

Die beiden mutmaßlichen Attentäter des Bombenanschlags auf den indischen Sikh-Tempel in Essen sollen bei ihm verkehrt haben. Neben seinem Reisebüro befinden sich Räumlichkeiten, in denen C. Jugendlichen angeblich Arabisch beibringt und aus dem Koran vorliest. C. bestritt, die Sikh-Attentäter zu kennen. Er bestätigte aber, Arabisch zu lehren. Den ausführlichen Bericht zur Razzia in Duisburg lesen Sie hier.

Razzia gegen möglichen IS-Unterstützer in Duisburg
9 Bilder

August 2016: Razzia gegen möglichen IS-Unterstützer in Duisburg

9 Bilder
Foto: Rene Anhuth/ ANC-NEWS

In Tönisvorst könnte sich der Einsatz gegen Abu W. gerichtet haben. Der Iraker soll der Frankfurter Gruppe "Dawa" (Ruf zum Islam) angehört haben und ein führender Prediger sein. Die Durchsuchungen fanden in einem Einfamilienhaus in der Gelderner Straße statt, schräg gegenüber der historischen Streuff-Mühle. Das unscheinbare Einfamilienhaus wird nach Informationen unserer Redaktion von einer Familie bewohnt, die das Haus gemietet hat. Nachbarn beschreiben eine verschleierte Frau und einen bärtigen Mann, auch kleine Kinder gehören demnach zur Familie.

Die Rolläden waren am Mittwochvormittag verschlossen. In der Geldener Straße befinden sich mehrere Wohnungen, in denen Flüchtlinge von der Stadt untergebracht sind. Bei der Adresse, die durchsucht wurde, handelt es sich aber nicht um eine Asylbewerberunterkunft, sondern um ein privates Haus. Das LKA bestätigte unserer Redaktion bislang nur, dass es an der Durchsuchung beteiligt war, verweist ansonsten auf die Pressestelle des Generalbundesanwalts.

Die Zufahrt zur Innenstadt ist weiterhin möglich, keine Straße wurde gesperrt. Etwa 10 bis 20 Beamte in Uniform und in Zivil waren vor Ort.

(top/irez/hpaw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort