Prozess in Paderborn Säureangriff: 85.000 Euro Schmerzensgeld gefordert

Paderborn · Im Prozess um einen lebensbedrohlichen Säureangriff aus Eifersucht hat der Anwalt des Opfers Schmerzensgeld für seine dauerhaft entstellte Mandantin gefordert. Im September 2014 soll der 39-jährige Angeklagte ihr vor ihrer Wohnung bei Paderborn aufgelauert und ätzende Schwefelsäure über den Kopf geschüttet haben.

 Der Angeklagte hält sich beim Prozess eine Mappe vors Gesicht.

Der Angeklagte hält sich beim Prozess eine Mappe vors Gesicht.

Foto: dpa, frg htf mjh

Sie überlebte nur knapp, ihr Gesicht wird durch Narben gezeichnet bleiben. Ihr Anwalt beantragte das Schmerzensgeld am Freitag als Nebenkläger in dem Strafprozess, in dem der ehemalige Freund der 39-Jährigen wegen versuchten Mordes angeklagt ist. Am kommenden Mittwoch wird weiterverhandelt.

Ein psychologischer Gutachter sagte am Freitag aus, trotz massiven Alkoholmissbrauchs habe der Angeklagte nicht im Affekt gehandelt. Er lasse auch keine schwerwiegenden psychischen Störungen erkennen, die sich strafmildernd auswirken könnten.

Im Prozess hat sich der Angeklagte bislang nicht geäußert, er hatte aber gegenüber dem Psychologen die Tat eingeräumt. Allerdings habe er angegeben, dass er sich als Liebesbeweis ursprünglich selbst an der Hand habe verätzen wollen, sagte der Gutachter.

Aus der Untersuchungshaft hatte der Angeklagte seitenlange Briefe voller Reuebekundungen, Entschuldigungen und Liebesschwüre geschickt. Er sei nicht er selbst gewesen, las der Richter aus einem Brief. Stattdessen habe ihn ein böser Fluch zu dieser Tat getrieben. Er hatte gegenüber den Psychiatern angegeben, zum Tatzeitpunkt reichlich Weinbrand und Drogen konsumiert gehabt zu haben.

Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft. Er hatte vor Jahren seine damalige Freundin mit einem Gummihammer verprügelt. Auch in seiner jüngsten Beziehung zu der 39-Jährigen hatte es zuletzt immer wieder Eifersuchtsszenen und Streit über seinen Alkoholkonsum gegeben.

Der psychologische Gutachter geht davon aus, dass der Mann in einer neuen Liebesbeziehung immer wieder zu krankhafter Eifersucht neigen würde. Er empfahl ihm daher eine Therapie. Gefährlich für die Allgemeinheit sei er aber nicht.

(dpa)
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