Feier im Juni Sanierungen am Aachener Dom nach 30 Jahren abgeschlossen

Aachen · Irgendwo stand immer ein Gerüst: 30 Jahre lang wurde der Aachener Dom gründlich saniert – Statik, Mauerwerk, Dachstühle, Fenster, Mosaike. Insgesamt 37 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet. Jetzt ist der Dom fertig und trägt sogar ein Pflaster.

 Endlich strahlt der Aachener Dom wieder.

Endlich strahlt der Aachener Dom wieder.

Foto: 3532

Irgendwo stand immer ein Gerüst: 30 Jahre lang wurde der Aachener Dom gründlich saniert — Statik, Mauerwerk, Dachstühle, Fenster, Mosaike. Insgesamt 37 Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet. Jetzt ist der Dom fertig und trägt sogar ein Pflaster.

Nach 1200 Jahren brauchte der Aachener Dom deutlich mehr als eine kosmetische Behandlung. Der frühere Aachener Dombaumeister Hans-Karl Siebigs soll die lange Liste der notwendigen Maßnahmen auf eine Tapetenrolle geschrieben haben. Niemand hatte gedacht, dass es 30 Jahre dauern würde, bis diese To-Do-Liste abgearbeitet sein würde. Es ist geschafft: Aachen feiert den Abschluss der Grundsanierung mit einem Domfest vom 3. bis zum 5. Juni.

Insgesamt 37 Millionen Euro haben die Arbeiten an der Pfalzkapelle Karls des Großen (der von 747 oder 748 bis 814 lebte) gekostet. Der jetzige Dombaumeister Helmut Maintz war von Anfang an mit dabei und erzählt von bösen Überraschungen, "Höhenflügen", und Einsichten der anderen Art.

Die teure "Kleinigkeit" war 2003 das windschiefe Eisenkreuz mit dem Wetterhahn an der höchsten Stelle des Aachener Doms. Der Standplatz auf dem Holzdachstuhl war durch das Regenwasser faul geworden. In 76 Metern Höhe und damit an der höchsten Stelle des Aachener Doms auf dem Westturm. Beim genaueren Hinsehen war auch die Schieferverkleidung des Turms marode. Die "Kleinigkeit" kostete stattliche 620.000 Euro.

Der neue Wetterhahn war aus Kupfer gebaut und vergoldet. Eine Zier, die manch einer auch gerne bei sich zu Hause gesehen hätte. Darum setzten die Handwerker 2004 den neuen Wetterhahn schon im Morgengrauen auf die Spitze des Westturms und bauten dann direkt das Gerüst um acht Meter ab - damit niemand mehr den Hahn klauen konnte.

Ein Radarsystem gehörte im Jahr 2000 zu den innovativsten Techniken, die bei der Sanierung zum Einsatz kamen. Vorher hatte man Löcher in den Dom gebohrt, um etwas über den Zustand des Mauerwerks zu erfahren. "Ihr macht aus dem Dom einen Schweizer Käse", bekam Dombaumeister Maintz zu hören. Mit dem Radar konnten die Fachleute ins Mauerwerk reingucken, ohne es zu beschädigen — und sehen, wo nachgebessert werden muss.

Sehr viel Geduld brauchten die Handwerker 2007 beim Großreinemachen der Mosaike (1880 bis 1911). Eine halbe Million Millimeter große Teilchen mussten für Arbeiten am Mauerwerk abgenommen und wie ein Puzzle später wieder richtig angebracht werden. Insgesamt 25 Millionen Steinchen wurden mit Spiritus auf Hochglanz poliert.

Die wichtigste Entdeckung machten Fachleute 2009 fünf Meter unter dem Dom. Unter dem Pfeiler 7 des Zentralbaus, dem Oktogon, liegt das Fundament auf 100 Eichenhölzern, weil der Boden dort sumpfig ist. Fachleute holten zwei 60 Zentimeter lange Eichenpfähle heraus, um sie zu datieren. Sie stammen aus dem Jahr 793 und sind damit so etwas wie der Grundstein des Aachener Doms.

Das Erdbebenpflaster zählt zu den ungewöhnlichsten Sanierungsmaßnahmen. Bei einem Erdbeben 803 war ein Riss im Dach des Kernbaus entstanden. Der wurde im Jahr 2015 mit einem von Wissenschaftlern entwickelten Klammer-Pflaster "verpflastert". Die Mörtelmatte mit Karbonfaser kann bei einem neuen Erdbeben sehr viel Energie aufnehmen, damit der Riss nicht wächst.

Für die Ewigkeit haben die besten Baumeister der damaligen Zeit die Pfalzkapelle Karls des Großen gebaut, meint Helmut Maintz, der fast jeden Stein des Doms kennt: "Die Handwerker haben exzellent gearbeitet." Nach der Grundsanierung ist aber nicht Schluss mit den Arbeiten, dann beginnt wie bei jedem anderen Gebäude die Pflege.

(dpa)
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