Schulen in NRW Schüler und Eltern greifen häufiger Lehrer an

Düsseldorf · Immer mehr Lehrer in NRW werden offenbar Opfer physischer Gewalt durch Schüler und Eltern. Im vergangenen Jahr stellten Lehrkräfte landesweit 222 Strafanzeigen wegen Körperverletzung.

 Eine Lehrerin unterrichtet vor ihrer Klasse.

Eine Lehrerin unterrichtet vor ihrer Klasse.

Foto: dpa

Das berichtete NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf. Im Jahr davor gab es 198 Strafanzeigen wegen solcher Übergriffe, sagte die Ministerin. Im ersten Halbjahr 2017 seien bereits 115 Körperverletzungen gegen Pädagogen in NRW angezeigt worden.

Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) geht davon aus, dass jeder zwölfte Lehrer in Nordrhein-Westfalen im Laufe seines Berufslebens Opfer physischer Gewalt wird. Viele dieser Straftaten würden jedoch nicht angezeigt. Laut VBE gibt es eine hohe Dunkelziffer. Die Gewalt gegen Lehrer werde häufig "klein geredet", hatte der VBE-Landesvorsitzende Udo Beckmann bereits vor Monaten beklagt. Es sei "skandalös" so tun, als gehöre es zum Lehrerberuf, "sich beleidigen und körperlich angreifen" zu lassen.

Laut NRW-Schulministerium hat die Polizei seit 2013 bis Mitte dieses Jahres landesweit 1265 Körperverletzungen gegen Lehrkräfte registriert. Bei den amtlich erfassten Dienstunfällen seien zwischen 2013 und 2015 insgesamt 125 Fälle erfasst worden, bei denen "Aggressivität gegen Lehrkräfte" ursächlich war. Aktuellere Zahlen der Dienstunfall-Statistik liegen dem Ministerium nach eigenen Angaben bisher nicht vor.

Die Landesregierung stelle sich "gegen jede Form der Gewalt", erklärte Gebauer. Weder Gewalt von Schülern untereinander noch gegen Lehrkräfte oder durch Lehrkräfte werde geduldet. Ein "wichtiges Qualitätsmerkmal" von Schule sei, dass der Umgang dort frei von Diskriminierung und Rassismus sowie jeder Form psychischer und physischer Gewalt sei. Die Ministerin wies Darstellungen der Landtags-Opposition zurück, dass die Zahl der Angriffe auf Lehrer durch Eltern höher sei als durch Schüler. Die tatsächlichen Daten ergäben ein anderes Bild.

Die Thematik "Gewalt gegen Lehrkräfte" werde im amtlichen "Notfallordner" für die nordrhein-westfälischen Schulen als "Krisenereignis" eingestuft, betonte Gebauer. Kommunale Beratungsstellen vermittelten im Bedarfsfall Schulpsychologen. Eine weitere Anlaufmöglichkeit sei die Landespräventionsstelle gegen Gewalt und Cyberkriminalität. In vielen Schulen gebe es zudem "Beratungs-Lehrkräfte", die insbesondere bei konkreten schulischen Gewaltereignissen tätig würden. Falls die Sicherheitslage an einer Schule polizeiliches Einschreiten erfordere, würden Straftaten konsequent verfolgt, versicherte die Ministerin.

(veke)
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