15 Euro pro Ticket Schwarzhändler verkaufen Wartemarken in Essener Behörde

Essen · In einer Essener Kfz-Zulassungsstelle haben Unbekannte Wartemarken gegen Bares angeboten. Jetzt setzt die Stadt auf Wachleute und personalisierte Tickets.

 Wie hier in Düsseldorf müssen Kunden in den Straßenverkehrsämtern der Region oft lange Wartezeiten einplanen. Ein Umstand, den sich Unbekannte in Essen jetzt zunutze machten (Archivfoto).

Wie hier in Düsseldorf müssen Kunden in den Straßenverkehrsämtern der Region oft lange Wartezeiten einplanen. Ein Umstand, den sich Unbekannte in Essen jetzt zunutze machten (Archivfoto).

Foto: Christoph Goettert

Bis vor Kurzem blühte offenbar der Schwarzmarkt mit Wartezettelchen in einer stark frequentierten Essener Behörde. Wie "Der Westen" berichtet, sollen Unbekannte stapelweise Marken in der Kfz-Zulassungsstelle Essen-Steele gezogen und an Wartende verkauft haben. Eine Bürgerin berichtete, sie habe 15 Euro für ein Ticket gezahlt, um einen Termin wahrzunehmen.

Eine Pressereferentin der Stadt Essen bestätigte die Vorfälle auf Anfrage unserer Redaktion. Bürger seien vor drei Wochen auf die Verwaltung zugekommen und hätten von den Aktivitäten berichtet. Seit etwa 14 Tagen sei nun ein Sicherheitsdienst im Einsatz - allerdings nicht speziell, um den Marken-Automaten zu bewachen, wie die Sprecherin betont, sondern allgemein für die Sicherheit der Bürger im Eingangsbereich der Behörde. Die Kennzeichen sowie die Namen der Wartenden würden zudem jeden Morgen auf die Märkchen geschrieben, die Tickets so personalisiert. So soll einem Betrug vorgebeugt werden.

Seit Sicherheitsleute in der Zulassungsstelle postiert wurden, sei es zu keinem vergleichbaren Zwischenfall gekommen, heißt es in dem Zeitungsbericht. Strafanzeige wurde nach Angaben der Stadt Essen nicht gestellt. Man wisse auch nicht genau, wer der oder die Schwarzhändler waren, sagte die Sprecherin. Es sei nach ihrer Kenntnis das erste Mal gewesen, dass in einer Essener Behörde Wartetickets gegen Geld angeboten wurden.

Lange Wartezeiten in Kfz-Zulassungsstellen

Dass der illegale Handel mit Wartemarken überhaupt florieren kann, liegt vermutlich an den oft sehr knappen Zeitkontingenten, die die Bürger in den Kfz-Zulassungsstellen für ihre Anliegen bekommen. Ebenso wie etwa in der Kfz-Behörde in Duisburg scheint es auch in Essen seit Monaten zu langen Wartezeiten in den Bürgerämtern und eben der Zulassungsstelle in Steele zu kommen. Das macht es vor allem für Berufstätige problematisch, Behördengänge zu erledigen, ohne gleich einen Tag Urlaub zu nehmen.

Andere Städte in NRW haben nach eigenen Angaben bislang keine Probleme mit etwaigen Wartesaal-Schwarzhändlern in Behörden. Ein Sprecher der Stadt Düsseldorf konnte auf Anfrage unserer Redaktion nichts Vergleichbares berichten, ebensowenig wie sein Kollege beim Rhein-Kreis Neuss. "In den Stoßzeiten, zum Beispiel vor Weihnachten, kann es zwar auch hier schonmal dazu kommen, dass man in den Zulassungsstellen etwas länger warten muss", sagt der. Doch Schwarzhändler seien noch nicht aufgekreuzt. "Von den Schwierigkeiten, die andere Städte vielleicht haben, sind wir weit entfernt." Auch in Kleve und Duisburg hat niemand von den Problemen gehört.

Dabei ist die Idee der Essener Betrüger nicht völlig neu. Noch zu D-Mark-Zeiten soll es in Berlin zu ähnlichen Vorfällen wie jetzt in Essen gekommen sein. Vor 15 Jahren berichtete die "Berliner Zeitung" darüber. Damals verlangten die Schwarzhändler 20 Mark pro Ticket.

(sb)
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