Düsseldorf/Burbach Sicherheitsdienst quält Asylbewerber

Düsseldorf/Burbach · Ein Wachmann setzt in Burbach seinen Fuß auf den Nacken eines am Boden liegenden, gefesselten Flüchtlings. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) will den Übergriff zügig aufklären - und hart durchgreifen.

 Die Polizei fand diese Aufnahme auf dem Handy eines der Beschuldigten.

Die Polizei fand diese Aufnahme auf dem Handy eines der Beschuldigten.

Foto: Polizei

In zwei nordrhein-westfälischen Unterkünften für Asylbewerber soll es zu gewaltsamen Übergriffen des privaten Sicherheitspersonals gegen Flüchtlinge gekommen sein. Betroffen sind Heime in Burbach (Kreis Siegen-Wittgenstein) und Essen. Die Ermittlungsbehörden in Hagen zeigten gestern ein mit einem Handy aufgenommenes Foto aus Burbach. Darauf sind ein am Boden liegender, gefesselter Mann sowie zwei Wachleute zu sehen. Einer der beiden Uniformierten stellt dem Mann seinen Fuß in den Nacken. Nach Angaben der Polizei grinsen die Sicherheitsleute dabei.

Der Staatschutz des Polizeipräsidiums Hagen ermittelt seit Freitag mit 25 Beamten. Die Behörden hatten zuvor ein Video erhalten, das einen weiteren Übergriff in Burbach belegt: Die Aufnahmen zeigen laut Polizei eine Person neben einer Matratze mit Erbrochenem. Eine Stimme droht weitere Schläge an, sollte er sich nicht sofort hinlegen.

Zehn Anzeigen lagen bereits vor

Bei ihren Durchsuchungen fanden die Ermittler auf dem Handy eines der Verdächtigen das Foto mit dem gefesselten Mann. Im Verlauf der Untersuchungen stellte sich zudem heraus, dass es bereits zehn Anzeigen gegen die Beschuldigten gegeben hat. Für einen rassistischen Hintergrund der Taten gebe es bisher aber keine Ansatzpunkte, sagte der Leiter der Ermittlungen, Matthias Stascheit.

Innenminister Ralf Jäger (SPD) reagierte harsch. In Nordrhein-Westfalen gelte "Null Toleranz bei fremdenfeindlichen Übergriffen". Wer Menschen in Not bedrohe und schikaniere, müsse hart bestraft werden: "Die Menschen, die Schreckliches erlebt haben, müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie schützen." Für gewalttätige Rassisten dürfe in den Sicherheitsfirmen kein Platz sein. "Gegen Sicherheitsunternehmen, die Geld für den Schutz unserer Unterkünfte kassieren und Kriminelle anheuern, werden wir hart vorgehen", kündigte der Minister an. Es sei richtig, dass die Bezirksregierung Arnsberg sofort veranlasst habe, den Sicherheitsdienst von seinen Aufgaben in Burbach zu entbinden.

Unternehmen wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Einrichtung im Siegerland wird von dem Privatunternehmen "European Homecare" geführt, das nach eigenen Angaben seit 1989 Wohnheime für Asylbewerber und Flüchtlinge betreibt. Nach Mitteilung der Behörden ist "European Homecare" für sechs Unterkünfte in NRW zuständig. Eine Unternehmenssprecherin wies darauf hin, dass der Sicherheitsdienst ein Subunternehmer sei. Zu den Vorgängen in Burbach wollte sie sich nicht äußern.

Sie widersprach jedoch Behauptungen des WDR-Magazins "Westpol", "European Homecare" halte sich wegen der hohen Flüchtlingszahlen nicht an die gesetzlichen Standards in seinen Heimen - etwa bei der Versorgung mit Sozialarbeitern und Psychologen. "Das stimmt nicht", betonte die Sprecherin. Lediglich beim Raumangebot für Flüchtlinge erfülle das Unternehmen derzeit die Standards nicht. Dies liege daran, dass man mehr Menschen aufnehmen müsse, damit sie zumindest ein Dach über dem Kopf hätten. "Wir befinden uns zurzeit wegen des großen Andrangs in einer Notsituation."

Auch aus Essen werden Übergriffe beklagt

Monika Düker (Grüne) kritisierte jedoch, dass Standards unterlaufen würden: "Die Betreuungsorganisationen bekommen gutes Geld vom Land für die Erfüllung ihrer Aufgaben, und dann müssen diese Verträge auch eingehalten werden."

Nach dem Bericht von "Westpol" haben sich auch Asylbewerber eines Heims in Essen über Prügel und Demütigungen beklagt. Der Sender bezieht sich auf das ärztliche Attest eines Flüchtlings, das die Verletzungen dokumentiere.

(RP)
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