Anschlag auf Sikh-Tempel 17-Jähriger soll Anschlag auf Gebetshaus verherrlicht haben

Essen/Gelsenkirchen · Rund sieben Wochen nach dem Anschlag auf ein Essener Sikh-Gebetshaus wurde ein weiterer Verdächtiger verhaftet. Der 17-jährige Gelsenkirchener soll Anfang 2016 bei der Sprengung der selbstgebauten Bombe dabeigewesen sein.

Essen: Drei Verletzte bei Explosion auf Sikh-Hochzeit
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Terror-Anschlag: Explosion auf Sikh-Hochzeit in Essen

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Foto: ap

Auch soll er die bevorstehende Begehung des Anschlages verherrlicht haben, wie die Staatsanwaltschaft Essen am Mittwoch berichtete. Laut NRW-Innenministerium befand sich der türkischstämmige Deutsche seit April 2014 im NRW-Präventionsprogramm "Wegweiser" gegen gewaltbereiten Salafismus. Einer der drei Tatverdächtigen des Anschlags befand sich ebenfalls in dem Programm.

Der jetzt verhaftete 17-Jährige sei Mitglied einer Chatgruppe gewesen, in der sich junge Männer, darunter auch die Tatverdächtigen des Anschlages, über radikalislamische Inhalte ausgetauscht hätten. Der Jugendliche wurde am Dienstagmorgen in seinem Elternhaus festgenommen. Wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr kam er in Haft. Ermittelt wird wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Die Polizei stellte Datenträger sicher. Sie müssten noch ausgewertet werden, hieß es.

Bei dem Anschlag auf das Sikh-Gebetshaus Mitte April waren drei Menschen verletzt worden. Verdächtigt werden zwei 16-Jährige und ein 17-Jähriger mit Kontakten in die Islamistenszene. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Der jetzt Verhaftete hatte sich laut Staatsanwaltschaft erst vor wenigen Wochen wegen der Verbreitung von gewaltverherrlichender IS-Propaganda während einer Jugendfreizeit vor einem Jugendrichter verantworten müssen.

CDU und FDP im Düsseldorfer Landtag kritisierten, dass der Anschlag vorbereitet werden konnte, obwohl zwei Tatverdächtige schon seit 2014 Teilnehmer des Präventionsprogramms waren. Die FDP im Düsseldorfer Landtag bezeichnete die Sicherheitspolitik von Innenminister Ralf Jäger (SPD) als "komplett gescheitert".

Jäger sagte, dass trotz eines engmaschigen Präventionsnetzes eine Erfolgsquote von 100 Prozent illusorisch bleibe. "Es gelingt uns, manchen verhetzten Menschen zurückzuholen. Das dauert oft Jahre. Es gelingt uns, manche erst gar nicht so weit abrutschen zu lassen. Und doch entgleiten uns manche am Ende noch", so Jäger. Der Weg sei aber alternativlos.

In Haft ist derzeit auch ein 20-Jähriger aus Münster. Er steht im Verdacht, an der Vorbereitung des Anschlags beteiligt gewesen zu sein.

(lnw)
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