Jahreswechsel 2016/2017 NRW feiert weitgehend friedlich Silvester

Düsseldorf · Die Silvesternacht ist in der Region weitgehend ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Die Polizei war in vielen Großstädten mit aufgestocktem Personal vor Ort. Die Ereignisse im Überblick.

Insgesamt gab es in dieser Silvesternacht in NRW mehr Polizeieinsätze als im vergangenen Jahr. 3800 Mal kamen die Beamten zwischen 19 Uhr am Samstagabend und 6 Uhr am Sonntagmorgen zum Einsatz, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren 3432 Einsätze gezählt worden. Diese vorläufige Bilanz gab die Landespolizei am Sonntagmorgen in Duisburg bekannt. Landesweit seien zunächst 25 Sexualdelikte gemeldet worden. Eine Vorjahreszahl liege dazu nicht vor, sagte eine Sprecherin.

Die Polizei zählte zudem 444 Verletzte, die beispielsweise ein Knalltrauma durch Böller erlitten. Bei den Einsätzen in der Silvesternacht seien auch 33 Polizisten verletzt worden. Knapp 300 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden, 54 wurden festgenommen. Die Zahl der Körperverletzungen habe sich im Vergleich zum Silvester vor einem Jahr nahezu halbiert. Sie sank von 723 auf 372. Noch weitaus deutlicher gingen Eigentumsdelikte wie Taschendiebstähle und Raubüberfälle zurück: Nach 335 entsprechenden Taten beim vergangenen Jahreswechsel waren es diesmal nur noch 64.

Silvester in Köln: Lichtshow auf der Domplatte
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Lichtinstallation am Silvesterabend am Kölner Dom

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Foto: dpa, obe ole

In Mönchengladbach gab es bis zum Morgen 147 Polizeieinsätze, von denen 53 mit Silvesterfeiern in Zusammenhang standen. "Das waren kleinere Vorfälle, zum Beispiel gab es einen Balkonbrand und einen Streit vor einer Diskothek", sagte ein Sprecher auf Anfrage. Sechs Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, es wurden zwölf Körperverletzungen gemeldet. Zwei Frauen zeigten sexuelle Belästigungen an, es gab auch eine Anzeige wegen Taschendiebstahls. Insgesamt sei das Einsatzaufkommen nicht wesentlich höher gewesen als an einem normalen Wochenende, sagte die Polizei.

Die Feuerwehr meldete für den Zeitraum zwischen 20 und 7 Uhr 76 Einsätze des Rettungsdienstes und 20 Einsätze wegen Bränden. Das waren mehr als im Vorjahr. Ungewöhnlich häufig sei es zu Bränden auf Balkonen gekommen. Die Ursache waren in den meisten Fällen vermutlich Feuerwerkskörper. Verletzt wurde durch die Feuer niemand.

In Duisburg rückte die Polizei in der Silvesternacht zu 231 Einsätzen aus - laut Polizei eine vergleichsweise ruhige Nacht. Es wurden 15 Strafverfahren wegen Körperverletzungen eingeleitet, außerdem nahmen die Beamte zwölf Anzeugen wegen Sachbeschädigungen auf. 26 Menschen verletzten sich bei unsachgemäßem Umgang mit Böllern. Auch drei Polizisten wurde verletzt, einer davon, als er einen Streit schlichten wollte. Ein 20-Jähriger biss einem Polizisten in die Hand. Feiernde bewarfen mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei und Feuerwehr mit Böllern. Ein Feuerwehrmann wurde dabei verletzt.

Für Krefeld und Neuss meldete die Polizei keine besonderen Vorkomnisse - "alles ruhig hier bei uns", sagte ein Sprecher der Neusser Polizei. In Leverkusen gab es in der Nacht einen Unfall mit einem Rettungswagen.

In Viersen gab es laut Polizei insgesamt 29 Polizeieinsätze mit Bezug zum Jahreswechsel. Das waren deutlich weniger als im vergangenen Jahr, als es noch 50 Einsätze gegeben hatte. Neben Störungen durch Pyrotechnik ging es um Ruhestörungen, Sachbeschädigungen, Randalierer und Körperverletzungen. Insgesamt wurden vier Menschen verletzt. Die Polizei nahm zwei Personen in Gewahrsam. In Wesel gab es 44 Einsätze, die mit Silvester zu tun hatten. Fünf Personen wurden unter anderem durch Böller verletzt. Sexuelle Übergriffe gab es nach aktuellem Stand keine. In Moers wurde ein Terrassendach durch Feuerwerkskörper in Brand gesetzt und in Kamp-Lintfort das Dach eines Geschäftshauses beschädigt. In beiden Fällen entstand nur geringer Sachschaden.

Die Feuerwehr Gelsenkirchen musste 180 Mal ausrücken, größere Einsätze gab es aber nicht. Mehrfach brannte Müll oder Unrat. Der Rettungsdienst wurde zu 85 Einsätzen gerufen, unter anderem gab es mehrere Verletzte durch Feuerwerkskörper. In Mülheim an der Ruhr riss ein Böller einem Mann drei Finger ab.

Unterdessen sorgte ein Stromausfall für eine unruhige Nacht in Oberhausen: Zwischen 1.50 Uhr und 2.10 fiel in weiten Teilen der Stadt der Strom aus, darunter Sterkrade, CentrO und das Gebiet rund um die Falkensteinstraße. Viele Anwohner machten sich Sorgen und erkundigten sich bei der Polizei. Damit legten sie zeitweise die Arbeit der Einsatzleitstelle lahm, die alle Hände voll damit zu tun hatte, weit über 100 Anrufe zum Thema abzuarbeiten. Die Dunkelheit des Stromausfalls nutzten offensichtlich bisher unbekannte Täter, um im Bereich der Mellinghofer Straße insgesamt 22 geparkte Autos zu beschädigen.

In der Dortmunder Innenstadt wurden aus einer Gruppe von etwa Tausend Menschen nach Mitternacht einzelne Feuerwerkskörper in Richtung der Polizei und in die Menschenmenge geworfen, woraufhin die Einsatzkräfte einschreiten mussten. Die Polizei nahm Personalien auf und erteilte Platzverweise. Mehrere Personen wurden in Gewahrsam genommen. Anschließend löste sich die Menschenmenge, die nicht nur aus Männern, sondern auch aus vielen Familien mit Kindern bestanden hatte, schnell wieder auf. Die Polizei meldete außerdem mehrere Körperverletzungen.

Auch in Essen kam es zu einer Menschenansammlung. Die Polizei griff kurz nach Mitternacht bei einer Gruppe von etwa 450 Personen nordafrikanischer Herkunft in der Innenstadt ein. Sie hatten auf dem Kennedyplatz Pyrotechnik abgefeuert. Ein Mann warf einen Knaller auf Polizeibeamte und bekam dafür eine Strafanzeige. Auch in Münster sichtete und beobachtete die Polizei Gruppen nordafrikanischer Männer. Die Polizei nahm zahlreiche Personalien auf.

In Bielefeld verzeichnete die Polizei 83 Einsätze. 13 Menschen wurden bei elf Schlägereien verletzt. Ein Diebstahl wure gemeldet, außerdem sieben Sachbeschädiguingen und mehrere Brände, unter anderem einen Dachstuhlbrand. Sexualdelikte wurden bei der Polizei bis zum Morgen nicht angezeigt.

Im sauerländischen Warstein sprang ein 32 Jahre alter Mann bei einer privaten Silvesterfeier aus dem Fenster und verletzte sich schwer. Er stürzte laut Polizei zehn Meter in die Tiefe und schlug auf einem Holzstapel auf. Der Mann stand offenbar unter dem Einfluss von Alkohol und Dorgen.

Köln: Polizei-Großeinsatz vor dem Dom an Silvester 2016
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Polizei-Großeinsatz zu Silvester 2016 in Köln

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Foto: Arton Krasniqi

In Köln (wo in der Nacht am Dom die oben abgebildete Lichtinstallation zu sehen war) zog die Polizei am frühen Neujahrsmorgen eine erste verhalten positive Bilanz. 1500 Beamte waren im Einsatz und führten vermehrt Personenkontrollen durch. Am Hauptbahnhof setzten Polizisten mehrere hundert verdächtige Männer fest, vornehmlich nordafrikanischer Herkunft. Weitere 300 Personen wurden am Deutzer Bahnhof aus einem Zug geholt und überprüft. Kurzfristig wurden zwei zusätzliche Hundertschaften Verstärkung angefordert.

Bereits kurz vor dem Jahreswechsel war ein Mann in Köln-Höhenberg durch einen Schuss verletzt worden. Ein 26-Jähriger hatte gegen 23.45 Uhr auf der Straße das neue Jahr mit Schüssen aus einer Kleinkaliberpistole begrüßen wollen. Dabei traf er einen 28-Jährigen am rechten Bein. Der Schütze stand laut Polizei unter dem Einfluss von Alkohol. Gegen ihn wurde ein Strafverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Kurz vor Mitternacht schoss außerdem ein Unbekannter durch ein Fenster in eine Wohnung in Zollstock. Die Polizei hat eine Mordkommission eingerichtet.

Düsseldorf: Silvester 2016 in der Altstadt mit viel Polizei
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Silvester in der Düsseldorfer Altstadt

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Foto: Bretz, Andreas

Am frühen Neujahrsmorgen 2017 berichtete die Polizei von zwei gemeldeten Sexualstraftaten, bei denen Frauen angefasst und begrapscht worden seien. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden, in dem anderen Fall seien die drei Täter noch flüchtig. Eine ausführliche Bilanz zur Nacht in Köln lesen Sie hier.

Auch in Düsseldorf war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Am frühen Morgen meldete sie "keine herausragenden Einsätze". Das Böllerverbot wurde weitgehend eingehalten und war ein "voller Erfolg", darüber waren sich Ordnungsdienst und Polizei einig. Nur vereinzelt wurden Böller oder Raketen in der Verbotszone gezündet. Drei Frauen zeigten in der Nacht sexuelle Belästigungen an. Bei einer Festnahme wurde eine Polizistin verletzt. Eine ausführliche Bilanz der Nacht in Düsseldorf lesen Sie hier.

(lsa/sg)
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