Verbot in Unterkünften Flüchtlinge in NRW dürfen an Silvester nicht böllern

Arnsberg · Flüchtlinge in NRW dürfen zum Jahreswechsel keine Feuerwerke zünden. Die Bezirksregierung Arnsberg hat vor dem Verkaufsstart von Raketen und Knallkörpern ein entsprechendes Verbot verhängt.

Silvester-Feuerkwerk und Böller: Was ist zu beachten?
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"Wir weisen die Bewohner unserer Unterkünfte in mehreren Sprachen darauf hin, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht knallen dürfen und daher erst gar keine Böller kaufen sollten", sagte Sprecher Christoph Söbbeler am Montag.

Silvester-Böller: So können Sie sich schützen
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In den Flüchtlingsheimen hingen auch Plakate, die das Verbot verdeutlichten. Neben der erhöhten Brandgefahr in Leichtbauhallen und anderen Unterkünften wolle man auch Rücksicht nehmen auf Menschen, für die Knallgeräusche eine psychische Extrembelastung darstellten. "Wer aus einem Kriegsgebiet kommt, verbindet Knallerei eher mit Schüssen und Bomben als mit Silvesterraketen. Das könnte die Traumata der Leute neu aufbrechen lassen", sagte Söbbeler.

Menschen, die wegen des Krieges an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, sollten therapiert werden, sagt Professor Markus Burgmer von der Trauma-Ambulanz der Uniklinik Münster. "Geräusche, die dem belastenden Ereignis ähneln, können in einem Flashback die Bilder von damals wieder hervorrufen und zu Panik und Angst, Nervosität und Unruhe führen", so der Experte. Womöglich wisse der Betroffene in einer solchen Situation nicht zu unterscheiden: Bin ich gerade an Silvester in Deutschland oder war das eine Granate in Syrien? Burgmer rät, Flüchtlinge auf die hierzulande üblichen Feuerwerke vorzubereiten.

Das Zünden von Knallern und Böllern zum Jahreswechsel gehört nach Angaben des Essener Verbundes der Immigrantenvereine nicht zum Brauchtum des Islam - auch wenn etwa in der Türkei Silvester gefeiert und geböllert werde, sagt Muhammet Balaban. Der islamische Jahreswechsel richtet sich nach dem Mondkalender und fällt nicht mit dem 31. Dezember zusammen.

Die Feuerwehr Arnsberg ruft in einer Mitteilung die Bürger dazu auf, in diesem Jahr über den kompletten Verzicht auf Feuerwerkskörper nachzudenken, "um bei denjenigen Menschen, die vor Krieg und Kämpfen aus ihrer Heimat zu uns geflohen sind, keine Erinnerungen an den Schrecken wachzurufen, der sie in ihren Herkunftsländern an Leib und Leben bedroht hat". Die Einsatzkräfte stellen sich auf eine arbeitsreiche Nacht ein und warnen: Feuerwerkskörper und Raketen sind "Sprengstoff".

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(met/ lnw)
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