"Bildungskatalog" in der Kritik Staat fördert Experimente mit pupsenden Kühen

Düsseldorf · Ein neuer Fall von Steuergeldverschwendung? Oder ein wertvoller Beitrag zur Umweltbildung der Bürger in NRW? Das aktuelle "Bildungsprogramm" der Natur- und Umweltschutzakademie NRW (NUA), die zum Landesumweltministerium gehört, polarisiert.

Friseure machen Kühe schön
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Auf 121 Seiten bietet die 27-Mann-Behörde ein Sammelsurium von 250 sogenannten Fortbildungen an, deren Titel die Lachmuskeln vielleicht mehr als das Umweltbewusstsein trainieren: Für 13 Euro sollen Teilnehmer im sommerlichen Arnsberg lernen, was passiert, "wenn Kühe pupsen". In der Werbung für das Klimawandel-Seminar heißt es: "Experimente dürfen hier selbstverständlich nicht fehlen!"

Im Wildkräuter-Power-Seminar kann man "raffinierte Baumblattkreationen" erlernen: "Vom grünen Smoothie bis zur Baumblatt-Caprese". Ein anderer Kursus "richtet sich an Interessierte, die im Sensen nicht nur die Möglichkeit sehen, auf alternativem Wege zu mähen.

Neben dem fachkundigen Führen der Sense vermittelt der Kursus in Theorie und Praxis das notwendige Know-how im Dengeln, Wetzen und Schärfen." Ein anderer Kursus widmet sich der Kot- und Haaranalyse von Fledermäusen, der nächste hilft, "mit Sinnen, Gefühl und Körper ganzheitliche Erfahrungen" zu machen.

Heilige Kuh aus Meerbusch segnet Tempel-Grundstück in Krefeld
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Foto: Steffi Leuchten

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher des NRW-Umweltministeriums, dass allein 200 000 Euro Steuergeld in die Sachmittel des Programms geflossen sind. 200 der 250 Kurse würden vom Land gefördert. Allein die Druckkosten für den Katalog betrugen 8000 Euro. Wie viel Zeit die 27 Mitarbeiter der staatlichen Akademie in das Programm investiert haben, ist unklar.

Der finanzpolitische Sprecher der FDP im Landtag, Ralf Witzel, hat nichts gegen Umwelt-Fortbildungen. "Aber dieser Katalog bedient so dermaßen einseitig das Klischee eines grünen Lebensgefühls, dass ich mich wirklich frage, ob wir keine anderen Sorgen haben", so Witzel.

Die Motivation der Landesregierung, ihren Bürgern zu helfen, sich mit Seilkonstruktionen im Gelände fortzubewegen, sei vielleicht ehrenwert. "Aber angesichts der dramatischen Verschuldungslage der öffentlichen Kassen sind im Industrieland NRW sicher andere Bildungsschwerpunkte gefragt."

(RP)
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