Stickstoffdioxid in NRW Das Gift aus dem Auspuff

Köln · In zehn Städten Nordrhein-Westfalens sind die Menschen zu viel schädlichem Stickstoffdioxid in der Luft ausgesetzt. Die Gefahren sind seit Jahren bekannt. Warum passiert nichts? Fragen und Antworten.

 Umweltschützer sehen in Dieselautos das größte Problem beim Thema Stickstoffdioxid.

Umweltschützer sehen in Dieselautos das größte Problem beim Thema Stickstoffdioxid.

Foto: dpa

Spitzenreiter ist Köln, gefolgt von Düsseldorf, Dortmund und Hagen. In Köln wurden gleich an zwei Messstationen zu hohe Werte festgestellt: am Clevischen Ring (63 Mikrogramm im Jahresschnitt) sowie an der Turiner Straße (43 Mikrogramm). In Dortmund erfassten die Messgeräte an der Brackeler Straße zu hohe Werte (51 Mikrogramm). An fünf Stunden im Jahr weist die Luft hier pro Kubikmeter sogar 200 Mikrogramm des Reizgases auf - das Fünffache des Grenzwertes. An der Düsseldorfer Corneliusstraße ist dies an vier Stunden im Jahr der Fall. Überschritten wurde der EU-Grenzwert auch in Wuppertal, Aachen, Gelsenkirchen, Oberhausen, Essen und Leverkusen.

Bundesweit fielen die Werte an 57 Prozent der Messstationen an stark befahrenen Straßen zu hoch aus. Die am stärksten belasteten Städte sind Stuttgart (82 Mikrogramm), München (80 Mikrogramm), Reutlingen (66 Mikrogramm) und Kiel (65 Mikrogramm). Köln folgt an fünfter Stelle vor Hamburg und Düsseldorf.

Die reinste Luft im Land atmen die Menschen in Simmerath in der Eifel sowie in Netphen im Siegerland. Hier wurden fünf beziehungsweise sechs Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft gemessen. Gut fallen die Werte auch in Aachen-Burtscheid, Soest-Ost und Warstein aus.

Umweltschützern zufolge vor allem Diesel-Autos. "'Dreckig' heißt für uns alle Fahrzeuge, die die Euro-6-Norm im Realbetrieb nicht einhalten", sagt Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter der Naturschutzorganisation BUND. Aber auch alte Schiffe sowie Kohle- und Gaskraftwerke verpesten die Luft mit NO2.

Stickstoffdioxid kann Schleimhäute angreifen, Atemprobleme oder Augenreizungen verursachen und Herz und Kreislauf beeinträchtigen. "Stickoxid führt zu Asthma und Herzkreislauferkrankungen. Der giftige Luftschadstoff (...) verursacht pro Jahr alleine in Deutschland mehr als 10.000 vorzeitige Todesfälle", kritisiert Greenpeace. Jansen nennt die Luftbelastung mit NO2 eine "tödliche Gefahr". Das gelte besonders für Anwohner vielbefahrener Straßen: Eine Studie des Landesumweltamts NRW belegt eine erhöhte Sterblichkeit an Todesursachen im Zusammenhang mit Herz und Lunge bei Frauen, die näher als 50 Meter an einer Hauptverkehrsstraße wohnten. "Das ist für mich vorsätzliche Körperverletzung, was da läuft", sagt Jansen.

Vor allem rasches Handeln der Politik. "Was wir jetzt brauchen, sind schnelle Maßnahmen wie Fahrverbote für private Dieselautos, Nachrüstungen bei Bussen des öffentlichen Personennahverkehrs, sowie Umwelttaxen", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Jansen vom BUND nennt eine entsprechende Pkw-Plakette oder Tempo 30 auf großen Straßen als Beispiele. "Mittelfristig aber müssen die Autos raus aus den Städten", sagt er.

Umweltorganisationen kämpfen schon lange gegen das anhaltende Überschreiten der Grenzwerte. Getan hat sich bislang nur wenig - selbst dort, wo die Umwelthilfe mit ihren Klagen vor Gericht erfolgreich war. "Die Rechtsprechung ist eindeutig", sagt Resch. Bloß ausrichten könnten die Gemeinden alleine nichts: "Dafür müssen die Länder mitmachen."

(lnw)
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