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Prozess gegen Marcel H. in Bochum Stiefvater spricht über die ersten Minuten nach Jadens Tod

Im Doppelmord-Prozess gegen Marcel H. hat am Mittwoch überraschend der Stiefvater des getöteten Jaden ausgesagt. Er berichtete von dem Moment, als er den toten Jungen im Keller fand. Ein Bekannter von Marcel H. sprach darüber, warum er Bilder der Tat ins Internet stellte.

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Mutmaßlicher Kindermörder Marcel H. vor Gericht

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Foto: Bernd Thissen/dpa

Der Mann auf dem Zeugenstuhl fixiert Marcel H. Sobald Pascal R. den Schwurgerichtssaal des Bochumer Landgerichts betreten hatte, suchte sein Blick den 19-jährigen Angeklagten. Nun fragt der Vorsitzende Richter Stefan Culemann den Zeugen, ob er ihm zuhöre. "Ja", antwortet Pascal R. und wendet seinen verächtlichen Blick nach Minuten vom Angeklagten ab. Marcel H. selbst wird auch an diesem Prozesstag kaum aufschauen.

Pascal R. ist der Stiefvater des neunjährigen Jaden, der am 6. März im Keller eines Mehrfamilienhauses in Herne getötet wurde. Marcel H. hat die Tat über seinen Verteidiger zugegeben — auch, dass er nach dem Mord den 22-jährigen Christopher W. mit fast 70 Messerstichen tötete. Im Prozess schweigt der Angeklagte bisher.

Pascal R. war es, der den toten Jungen im Keller des Nachbarhauses entdeckte. Der 36-Jährige war zu einem ersten Termin vor Gericht nicht erschienen, weil er sich dazu psychisch nicht in der Lage sah. Nun möchte er doch noch aussagen. Der 36-Jährige wirkt emotional sehr angespannt, er berichtet tränenlos von dem Tag, als Jaden starb. Jadens Mutter und er kamen an dem Abend vom Einkaufen aus Gelsenkirchen, als Jadens Brüder sagten, der Nachbar sei da gewesen und habe jemanden gebraucht, der eine Leiter halten kann. Jaden sei mitgegangen. Mit Jadens 22-jährigem Bruder lief Pascal R. zum Nachbarhaus, die beiden gelangten durch den Garten und die offene Terrassentür ins Haus.

"Ich bin in den Keller gegangen, hab im Dunkeln einen Schuh gesehen", sagt Pascal R. "Dann hab ich den Kleinen da liegen sehen." In einer riesigen Blutlache habe er gelegen. Er habe sein Handy angemacht, um das Kind besser sehen zu können. "Das hab ich dann aber schnell wieder ausgemacht." Er schaut den Richter Culemann an und sagt: "Ich weiß nicht, was ich noch mehr dazu sagen soll." Wie es weiterging, will der Richter wissen. Pascal R. erzählt, dass er versucht habe, Jaden wiederzubeleben, seinem Bruder zugerufen habe, er solle einen Notarzt rufen. Vor dem Haus sackte Jadens Mutter da auf ihre Knie, sie hatte ihren ältesten Sohn noch nie so schreien hören.

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Polizei nimmt Marcel H. in Herne fest

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Foto: dpa, rwe kde

"Irgendwann kamen dann die Eltern von diesem Ding da", sagt Pascal R. Er blickt jetzt wieder zum Angeklagten. Marcels Mutter habe gesagt: "Scheiße, der hat einen von denen umgebracht." Da seien Jadens ältere Brüder ausgeflippt und auf die Eltern zugerannt. Polizisten seien dazwischen gegangen. "Es gab Krawall mit der Polizei", sagt Pascal R. "Einer hat meine Frau geschlagen, ich hab ihm auch eine reingehauen."

Jadens Stiefvater bezeichnet Marcel H. im Prozess als Holzkopf und "Vogel, der manchmal im Garten rumsprang wie eine scheintote Hose." Keiner habe damit rechnen können, dass "da so ein Einzeller sitzt". Pascal R. ist Mitglied der Rocker-Gruppe "Bandidos". Früher im Prozess wurde bei der Aussage eines Polizeibeamten deutlich, dass Marcel H. sich im März auch deshalb freiwillig in einem Imbiss gestellt hatte, weil er Angst hatte, zuerst von den Rockern und nicht von der Polizei gefasst zu werden.

Einmal mehr wird an diesem Prozesstag deutlich, wie "erschreckend empathielos" Marcel H. ist, wie ein Ermittler sagt. Der 60-Jährige war in der JVA, als Marcel H. Besuch von seinem älteren Bruder bekam. "Marcel war relativ lustig drauf, hat dauernd nur gelacht", sagt der Polizeibeamte. Der Bruder habe nur eins wissen wollen: Warum hast du das getan? Er habe gehört, dass Marcel H. gesagt habe: "Ich kann das nicht rechtfertigen, aber der Kleine hätte ja an dem Tag auch unters Auto kommen können."

Gleich nach der Tat hatte Marcel H. Fotos an einen Bekannten geschickt. Die Bilder zeigen ihn mit blutverschmierter Hand und einem Lächeln im Gesicht neben dem toten Jungen im Keller. H. fotografierte auch den Jungen allein.

Der Bekannte, 17 Jahre alt, schwarzer Kapuzenpulli und Brille, erzählt vor Gericht stockend, er habe zunächst gedacht, die Fotos seien nicht echt. "Marcel schrieb mir dann, ich solle einfach am nächsten Tag Nachrichten gucken, er würde jetzt sein Handy wegwerfen." In drei Sprachnachrichten teilte Marcel H. seinem Bekannten, den er vor Jahren über ein Online-Spiel kennengelernt hatte, mit, er habe gerade den Nachbarsjungen getötet: "Fühlt sich ehrlich gesagt gar nicht so besonders an", sagte H. "Meine Hand blutet jetzt. Das ist das Einzige, was mich daran stört." Eigentlich habe er ein Mädchen vergewaltigen wollen. "Irgendwas Knastwürdiges" hatte er seinem Internet-Freund vor der Tat angekündigt — der Freund nahm Marcel H. nicht ernst, wie er sagt. Marcel H. sagte ihm nach dem Mord an Jaden noch per Sprachnachricht: "Ich werde mich in drei Tagen festnehmen lassen und dann das Knastleben genießen."

Und was tat der Empfänger der Nachrichten und Fotos? Er stellte die verstörenden Fotos ins Internet-Portal "4 Chan". Es gebe da einen Bereich, wo Leichenbilder gezeigt würden, berichtet er leise im Gerichtssaal. "Ich hab es nur draufgestellt, um zu fragen, ob die Bilder echt sind", sagt er. Einige User hatten keine Zweifel an der Echtheit der Bilder. Also verständigte der 17-Jährige die Polizei. Zu diesem Zeitpunkt war Marcel H. wahrscheinlich schon in der Wohnung von Christopher W., seinem zweiten Opfer.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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