Nach Anmeldestopp für Ausländer Fahrzeuge und Türen der Essener Tafel beschmiert

Essen · Die Essener Tafel ist nach dem vorläufigen Anmeldestopp für Ausländer zum Ziel von Vandalismus geworden. Unbekannte besprühten Pkw und Türen der Tafel mit "Nazis"-Schriftzügen.

 Das Gebäude der Essener Tafel vor der Sprüh-Attacke.

Das Gebäude der Essener Tafel vor der Sprüh-Attacke.

Foto: dpa, rwe pil

Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurden in der Nacht zum Sonntag mindestens sechs Fahrzeuge und Türen beschädigt. Unbekannte sprühten "Nazis" und "Fuck Nazis" mit Spraydosen auf Autos und Gebäude.

Die Polizei vermutet laut einem Sprecher, dass es sich um eine politisch motivierte Straftat handelt. Es sei eine "nahe liegende Vermutung", dass das mit dem vergangene Woche öffentlich breit diskutierten Aufnahmestopp für Ausländer zusammenhänge, sagte ein Essener Polizeisprecher. Im Internet habe es im linken Spektrum Aufrufe zu Aktionen gegen die Tafel gegeben. Aus diesem Grund hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen.

Der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sator nannte die Sachbeschädigung laut WAZ "eine Sauerei", kündigte aber an, die Aufschriften nicht entfernen zu wollen. "Wir werden das nicht wegmachen. Soll doch jeder sehen, was es für Idioten auf der Welt gibt." Anfang der Woche wolle er dennoch Anzeige erstatten.

Die Essener Polizei sucht unterdessen Zeugen. "Möglicherweise hat jemand die Personen beobachtet oder kann Hinweise geben, die zur Ergreifung der Täter führen", hieß es in einer Mitteilung der Polizei. Unter der Telefonnummer 0201/829-0 nimmt die Polizei die Hinweise entgegen.

Zum Hintergrund: Weil mittlerweile 75 Prozent der Angemeldeten keinen deutschen Pass haben und es bei der Essensausgabe zuletzt zu Tumulten kam, verhängte der Tafel-Vorstand einen vorläufigen Aufnahmestopp für nicht-deutsche Bedürftige. Von zahlreichen anderen Tafeln und Wohlfahrtsverbänden und auch aus der Politik wurde die Essener Tafel-Leitung für diese Entscheidung kritisiert.

Sator selbst verteidigt die Maßnahme. "Ich stehe dazu." Alleinerziehende und Rentner seien kaum noch gekommen. Sein Stellvertreter Andreas Heil sprach im Gespräch mit unserer Redaktion von einer "notwendigen Maßnahme", die jedoch "zeitlich begrenzt" sei. Voraussichtlich im Sommer wolle man wieder Anmeldungen von allen Bedürftigen annehmen.

Die bundesweit gut 930 Tafeln verteilen Lebensmittel, die beispielsweise Supermärkte gespendet haben. Wer Kunde bei einer Tafel werden will, muss seine Bedürftigkeit nachweisen, etwa über einen Hartz-IV-Bescheid.

(cbo)
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