Rheinische Versorgungskasse Tausende Beamte warten viele Wochen auf Beihilfe

Köln · Der Start eines neuen Abrechnungssystems bei einer Versorgungskasse sorgt für Chaos. Nun gibt es Abschläge.

Rund 18.000 Beamte und Pensionäre in NRW und Rheinland-Pfalz warten seit vielen Wochen auf die Erstattung bereits eingereichter Rechnungen von Ärzten oder Krankenhäusern. Das gibt die für sie zuständige Rheinische Versorgungskasse in Köln auf Anfrage zu. Aktuell beträgt die Wartezeit für die Erstattung einer Rechnung 77 Tage. Laut Homepage der in Köln sitzenden Versorgungskasse wurden am Dienstag Anträge bearbeitet, die am 22. November eingereicht worden waren. "Wir sind mit der Situation absolut unzufrieden", erklärt Miguel Freund, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung.

Das Debakel ist entstanden, weil das neue mit dem Softwaregiganten SAP entwickelte Abrechnungssystem offensichtlich nur oberflächlich getestet worden war. Darum war übersehen worden, dass bei sehr vielen betreuten Personen korrekte Abrechnungen nur möglich sind, wenn in das System beispielsweise eingegeben wurde, wie hoch das Einkommen des Ehepartners ist, oder ob ein Patient eine chronische Krankheit hat, die bestimmte Medikamente nötig macht. "Es müssen deutlich mehr Daten in das System eingepflegt werden als erwartet", erklärt Manager Freund. "Hätte man das alles nicht besser planen können?", fragt ein Pensionär, der seit einigen Wochen auf viele Tausend Euro wartet.

Damit die betreuten Beamten und Pensionäre nicht mehr weiterhin von ihrem Privatkonto das Geld vorstrecken müssen, können sie nun seit dem 31. Januar einen Abschlag in relativ großer Höhe ohne Einzelfallprüfung beantragen. Geschäftsführer Freund erklärt, die Vorschüsse würden auch ausreichen, um einen Krankenhausaufenthalt zu finanzieren. Aber bei Abruf von sehr hohen Beträgen wie beispielsweise 100.000 Euro würden "die Alarmlampen angehen", um Betrug zu vermeiden.

Die Rheinische Versorgungskasse betreut bei der Beihilfe mit 30.000 Personen sowie ihren Angehörigen nur einen Teil der mehr als 250.000 Beamten und Pensionäre in NRW und in Rheinland-Pfalz. Insgesamt reichen die 30.000 Beihilfeberechtigten pro Jahr 140.000 Anträge ein. Betreute Beamte kommen vorwiegend aus kleineren Städten wie Leverkusen oder dem Kreis Mettmann, wogegen große Städte oder auch das Land die Abrechnung und Auszahlung der Beihilfe selber übernommen haben.

Wie schlecht der Start des neuen Abrechnungssystems vorbereitet wurde, zeigt ein weiteres Detail: Weil es zum 1. November starten sollte, wurden ab 15. Oktober keine Abrechnungen mehr mit dem alten Verfahren bearbeitet. Damit stand von Anfang an fest, dass es zu einem "Rückstau" kommen musste.

(kowa)
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