Bauernfunktionäre in NRW beschuldigt Tierschützer melden schwere Verstöße in Schweineställen

Münster · Schweine mit großen Wunden, blutig gebissene Schwänze und stark verschmutzte Ställe. Solche Bilder wollen Tierschützer heimlich in Ställen von Bauernfunktionären gefilmt haben. Einer von ihnen räumt Probleme ein, ein anderer weist die Vorwürfe zurück.

 Tierarzt Jörg Tenhündfeld hält das Bild eines verletzten Schweines hoch. Der Veterinär war auf einer Pressekonferenz von Christian Röring, dem Bundestagsabgeordneten Johannes Röring (CDU), Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) und Magdalena Röring (von links) in einem Schweinestall auf dem Röring-Hof. Sie weisen die Vorwürfe der Tierschützer zurück.

Tierarzt Jörg Tenhündfeld hält das Bild eines verletzten Schweines hoch. Der Veterinär war auf einer Pressekonferenz von Christian Röring, dem Bundestagsabgeordneten Johannes Röring (CDU), Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) und Magdalena Röring (von links) in einem Schweinestall auf dem Röring-Hof. Sie weisen die Vorwürfe der Tierschützer zurück.

Foto: dpa, ve hjb

Tierschützer haben schwere Vorwürfe gegen führende Agrarfunktionäre aus Nordrhein-Westfalen erhoben. In den Ställen des westfälischen Bauernpräsidenten Johannes Rörig und des Chefs des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion (ZDS), Paul Hegemann, habe es massive Verstöße gegen den Tierschutz gegeben, behauptet die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch (Ariwa).

Unter anderem seien kranke Schweine nicht ausreichend tierärztlich behandelt worden. Rörig, der seinen Betrieb in Vreden (Kreis Borken) hat, wies die Vorwürfe am Freitag zurück. Hegemann räumte ein, in seinen Stallungen in Saerbeck (Kreis Steinfurt) habe es zeitweise Probleme gegeben.

 Johannes Röring (li. mit Sohn Christian) ist auch Sprecher für den Bereich der Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband.

Johannes Röring (li. mit Sohn Christian) ist auch Sprecher für den Bereich der Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband.

Foto: dpa, ve hjb

NDR und "Süddeutsche Zeitung" hatten über die Vorwürfe berichtet. Das Fernsehmagazin "Panorama" zeigte am Dienstag von Ariwa heimlich gemachte Aufnahmen, die auch aus den Ställen von Hegemann und Röring stammen sollen. Die Aufnahmen aus dem Jahr 2015 zeigen unter anderem Tiere mit Wunden, blutig gebissenen Schwänzen, Verletzungen an den Beinen oder vereiterten Augen. Ähnliche Vorwürfe erhebt Ariwa gegen Agrarfunktionäre aus Thüringen und Brandenburg.

Der ZDS bestätigte am Freitag, dass Bilder, "die es in einer tierwohlgerechten Schweinehaltung zu vermeiden gilt", in dem Betrieb von Hegemann im März vergangenen Jahres aufgenommen wurden. Damals seien "massive Probleme" aufgetreten, sagte ein ZDS-Sprecher in Bonn.
Durch "akuten Kannibalismus" habe es Verletzungen an den Schwänzen von Schweinen gegeben. Augenentzündungen seien durch eine Infektion ausgelöst worden. Die Tiere seien vom Tierarzt behandelt worden.

Starke Verschmutzungen der Stallungen seien eine Folge der Verfütterung von Nebenprodukten aus der Backwarenindustrie. Inzwischen sei die Zusammensetzung des Futters angepasst worden, um die Verschmutzung zu reduzieren. "Herr Hegemann bedauert die Vorfälle sehr", teilte der ZDS mit.

Röring, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist, versicherte, in seinem Betrieb würden erkrankte Tiere rechtzeitig von gesunden abgesondert und vom Tierarzt fachgerecht versorgt. Der Hoftierarzt habe dieses Vorgehen in einer eidesstattlichen Erklärung bestätigt. Röring hat nach eigenen Angaben beim Landgericht Hamburg eine Einstweilige Verfügung auf Unterlassung der weiteren Verbreitung des Sendematerials beantragt. Ein Sprecher des Kreises Borken sagte, der Abteilung für Veterinärangelegenheiten seien keine Auffälligkeiten aus dem Betreib von Röring bekanntgeworden.

(top/lnw)
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