Ermittlungen der Polizei Todesfahrer beklagte sich in Brief über schwere Kindheit

Münster · Nach der Todesfahrt von Münster werden immer mehr Details über den Täter bekannt. Der 48-Jährige arbeitete lange erfolgreich als Designer. Dann fiel er mit wirren E-Mails auf. Darin beschwert er sich unter anderem über seine schwere Kindheit.

Mit diesem Transporter verübte der Mann seine Tat.

Mit diesem Transporter verübte der Mann seine Tat.

Foto: dpa, mb

Es war am späten Samstagnachmittag, als ein Mann mit einem Campingbus in eine Menschengruppe im Außenbereich eines Restaurants gefahren war. Zwei Menschen starben dabei, rund 20 wurden verletzt. Der Täter erschoss sich anschließend selbst.

Inzwischen ist laut den polizeilichen Ermittlungen klar, dass es sich bei dem Täter um einen 48-jährigen Deutschen aus Münster handelt. Er soll psychisch labil gewesen sein. Nach Informationen unserer Redaktion aus Sicherheitskreisen soll er Ende März mehreren Leuten eine wirre Mail mit vielen Anhängen geschickt haben, die an Verschwörungstheorien erinnert. Daraus schlossen die Ermittler auf seine psychische Labilität.

Aus dem 92 Seiten langen Schreiben zitierte am Sonntagabend die "Bild"-Zeitung. Der 48-Jährige beklagt darin, als Kind von seinen Eltern gegängelt, isoliert und misshandelt worden zu sein. Schon in jungen Jahren habe er an aggressiven Ausbrüchen gelitten. Schon früh habe er sich in den Alkohol geflüchtet. Freunden warf er vor, ihn bespitzelt zu haben. Kunden sollen Rechnungen nicht bezahlt haben.

In einer Wohnung des Mannes im sächsischen Pirna wurde ebenfalls ein älteres, 18-seitiges Schreiben entdeckt. Auch darin verarbeitete der spätere Amokfahrer Kindheitserlebnisse und frühe, von ihm als demütigend empfundene Erfahrungen.

Wegen kleinerer Delikte polizeibekannt

Der Mann war ledig und wegen kleinerer Delikte polizeibekannt, galt aber nicht als gewalttätig. Es habe drei Verfahren in Münster gegeben und eines in Arnsberg, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin von Münster, Elke Adomeit. Die Verfahren stammten demnach aus den Jahren 2015 und 2016 und seien alle eingestellt worden. Es ging damals um eine Bedrohung, Sachbeschädigung, eine Verkehrsunfallflucht und Betrug. Er gilt also offiziell nicht als vorbestraft.

Man müsse den Sachverhalt der Verfahren noch aufklären, so die Staatsanwältin. "Aber auf den ersten Blick haben wir hier keine Anhaltspunkte auf eine stärkere kriminelle Intensität, die wir bei dem Täter feststellen konnten", sagte Adomeit. Es gebe weiterhin keine Hinweise auf einen politisch motivierten Hintergrund oder weitere Täter.

Im Campingbus fanden Ermittler neben der Tatwaffe auch eine Schreckschusspistole und rund ein Dutzend sogenannter Polenböller. "Er hatte keinen Waffenschein. Es war keine ordnungsgemäß erworbene Waffe", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dazu am Montagmorgen dem Sender WDR 5. Weitere Polenböller sowie eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole vom Typ AK47 entdeckte die Polizei in Münster.

Erfolgreich als Industrie-Designer

Der 48-Jährige wurde nach Informationen unserer Redaktion aus Sicherheitskreisen 1969 in Olsberg im Sauerland geboren. Auch andere Medien berichten darüber. Er soll als Industrie-Designer zu Geld gekommen sein, weil er das Patent für eine pfiffige Lampe teuer verkauft habe. Der Mann soll mehrere Autos besessen haben.

Polizeipräsident Hajo Kuhlisch bestätigte zudem, dass der Täter vier Wohnungen besaß - zwei in Münster, zwei in Ostdeutschland. Letztere offenbar in Dresden und Pirna (Sachsen). Alle Wohnungen wurden inzwischen gründlich durchsucht. Hinweise auf ein politisches oder religiöses Motiv wurden auch dort nicht gefunden.

In der Wohnung in Münster fanden die Ermittler eine nicht brauchbare Maschinenpistole vom Typ AK47. Die Beamten hätten zudem Feuerwerkskörper gefunden. Solche hätten auch in dem Tatwagen gelegen, genau wie die Waffe, mit der sich der Täter schließlich erschoss.

(das)
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