Forscher prüfen Hinweise auf Tornado Bei Hausbesitzern in Minden liegt das Dach im Garten

Minden · Dächer sind abgedeckt, Bäume umgestürzt, Keller vollgelaufen: Ein Unwetter mit Hagel, Sturm und starkem Regen hat in Ostwestfalen erheblichen Schaden angerichtet. Die Retter rückten am Sonntagabend zu mehr als 150 Einsätzen aus. Meteorologen sagen: Es könnte ein Tornado gewesen sein.

Tornado in Minden? - Starkes Unwetter in NRW
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Mai 2016: Unwetter mit Sturm und Hagel in Minden

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Foto: dpa, ok kde

Wie die Polizei mitteilte, waren auch Porta Westfalica, Bad Oeynhausen und Petershagen betroffen. Der Sturm, möglicherweise sogar ein Tornado, deckte Dächer ab und knickte Bäume um. Fünf Häuser wurden wegen Einsturzgefahr geräumt. Dabei wurden 33 Bewohner in Sicherheit gebracht. Die Feuerwehr war im Kreis Minden-Lübbecke im Dauereinsatz. Auch Anwohner halfen mit, die Straßen von etlichen umgeknickten Bäumen und abgebrochenen Ästen zu räumen.

Die Polizei sprach bereits am Morgen von einem Tornado, der einen Stadtteil Meißen von Minden heimsuchte. Meteorologen wollten sich zunächst noch nicht festlegen, ob es ein Wirbelsturm war. "Es gibt bisher nur Indizien, die dafür sprechen", sagt Andreas Würtz vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach unserer Redaktion.

Für einen Tornado sprächen beispielsweise bestimmte Hakenstrukturen auf dem Radar oder Rotationsbewegungen, die sich erahnen ließen. "Hier gibt es aber immer wieder große Fehler in der Analyse", sagt Würtz. "Mit 100-prozentiger Sicherheit können wir deshalb noch keine Aussage treffen." Die Kollegen müssten vorher den Schaden vor Ort genauer begutachten.

In jedem Fall waren die Folgen des Unwetters heftig: Auf den Straßen standen demolierte Autos. In Porta Westfalica stürzte ein Rollerfahrer über einen herausgespülten Gullydeckel. Der Mann kam schwer verletzt in eine Klinik. Eine Windkraftanlage wurde von dem Unwetter regelrecht zerlegt. Trümmerteile seien bis zu 250 Meter weit geschleudert worden und steckten in einem Feld, sagte eine Pressesprecherin des Kreises Paderborn. Es wird vermutet, dass starke Windböen oder Blitzeinschlag die 70 Meter hohe Windkraftanlage bei Dörenhagen zerstört haben. Nach Polizeiangaben sind zwei Flügel abgerissen, ein weiterer Flügel hänge abgeknickt noch an der Maschinengondel.

Die Feuerwehr in Minden registrierte 86 Einsätze, die Polizei wurde zu 61 Einsätzen gerufen. "Das kann sich für die Region schon auf mehrere Hundert Fälle summieren", sagte ein Polizeisprecher. Es seien "großflächige Schäden" entstanden, betroffen war vor allem der Mindener Stadtteil Meißen. Dort zerstörte der überaus starke Wind mehrere Häuser. "Das Unwetter hat eine Art Schneise gezogen", sagte ein Feuerwehrsprecher. Fünf Häuser mit insgesamt 33 Bewohnern mussten wegen Einsturzgefahr evakuiert werden. Die Schadenshöhe konnte die Polizei bislang noch nicht beziffern.

Im Laufe des frühen Vormittags waren die meisten Straßen wieder freigeräumt. Anwohner hätten mit Motorsägen geholfen, die abgeknickten Bäume von der Straßen zu räumen, berichtete die Polizei. Zuvor war die Bundesstraße 65 im Bereich Minden-Meißen in Fahrtrichtung Bückeburg eine Stunde lang gesperrt worden.

Tornados sind entgegen der öffentlichen Wahrnehmung keine Seltenheit in Deutschland. Allein im Jahr 2015 wurden nach Angaben der Europäischen Unwetterdatenbank sieben solcher Stürme offiziell registriert und durch Satellitenbilder und Schäden am Boden überprüft und nachgewiesen.

(top/crwo/hebu/dpa)
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