Prozess in Arnsberg Tütenweise Geld - Angeklagter erzählt detailliert über Drogengeschäfte

Arnsberg · Durch ein Hochwasser war 2007 eine Bande Rauschgift-Züchter aufgefallen, die in mehreren Fabrikhallen Cannabis-Plantagen betrieben. Mehrere Mitglieder wurden schon verurteilt, nun steht der mutmaßliche Kopf der Bande vor Gericht.

Drogenzucht in großem Stil: Seit Freitag muss sich ein 47 Jahre alter Mann vor dem Landgericht in Arnsberg deswegen verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, Kopf einer Bande gewesen zu sein, die in Fabrikhallen im Sauerland und im Rhein-Main-Gebiet fast zwei Tonnen Marihuana produziert haben soll. Der Mann gab zu, an dem Drogengeschäft beteiligt gewesen zu sein und berichtete detailliert über das Geschäft mit den Drogen. Eine Führungsrolle stritt er aber ab.

Die Bande war im Sommer 2007 zufällig aufgeflogen, als die Feuerwehr bei einem Hochwasser im sauerländischen Sundern-Hachen ein Fabrikgebäude vor dem über die Ufer getretenen Fluß Röhr schützen wollte. Statt der von den Mietern angegebenen Anlage für geheime Lichtexperimente für die Automobil-Industrie fanden sich in der Halle die Reste einer hochprofessionellen Drogenzucht. Später entdeckte die Polizei zwei weitere Hallen in Mainhausen und Rodgau im Frankfurter Raum.

Insgesamt sollen in diesen Hallen laut Anklage 1,8 Tonnen Marihuana produziert und dann auch verkauft worden sein. Die Bande kassierte von ihren Abnehmern durchschnittlich 2800 Euro pro Kilo, setzte also rund fünf Millionen Euro mit den Drogen um.

"Tütenweise", so der Angeklagte, sei das Geld in kleinen Scheinen reingekommen. "Wir haben das dann sortiert und gezählt. Dafür hatten wir drei Zählmaschinen." Dann sei der Gewinn zu gleichen Teilen verteilt worden. Auch die in Kroatien rekrutierten Erntehelfer seien mit 4000 bis 8000 Euro für die Arbeit in den Hallen entlohnt. Sie wurden am Busbahnhof in Frankfurt abgeholt und dann mit verbundenen Augen zu den Hallen gebracht. Dort ernteten zum Teil zehn Leute tagelang die Drogen, packten sie ab und bereiteten die Plantage für die nächte Anzucht vor.

Mehrere an der Drogenzucht beteiligte Männer waren bereits vom Arnsberger Gericht zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, die sie zum Teil schon verbüsst haben. Der 47-Jährige war erst im Sommer 2014 von den Behörden in Kroatien ausgeliefert worden.

(lnw)
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