Überfälle auf Tankstellen So schützen sich Tankstellenbetreiber vor Raubüberfällen

Düsseldorf · Zwar sinkt die Zahl der Tankstellenüberfälle seit Jahren. Aber in NRW passieren immer noch die meisten Überfälle und hier ist das Risiko im bundesweiten Vergleich auch höher. Moderne Technik soll Kriminelle abschrecken.

Tankstellen werden immer seltener überfallen, doch in NRW ist das Risiko mit am höchsten für Tankstellenbetreiber. (Symbolfoto)

Tankstellen werden immer seltener überfallen, doch in NRW ist das Risiko mit am höchsten für Tankstellenbetreiber. (Symbolfoto)

Foto: Schüller

Die Nachricht ist erfreulich: Die Zahl der Tankstellenüberfälle ist bundesweit auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Das hat der Zentralverband des Tankstellengewerbes ausgerechnet. Der Verband wertete die Polizeilichen Kriminalstatistiken aller Bundesländer aus dem Jahr 2016 aus. Demnach passierten 2016 571 Überfälle (636 waren es im Vorjahr), 155 davon in NRW. Das ist die höchste Zahl im Vergleich mit den anderen Bundesländern.

Dass in NRW mehr Tankstellen überfallen werden als anderswo, hängt unter anderem damit zusammen, dass es hier auch die meisten gibt. Aber es können auch andere Gründe dahinter stecken, sagt Jürgen Ziegner vom Zentralverband. Es gibt zum Beispiel Jahre, in denen eine Bande gleich mehrere Tankstellen ausraubt. Das lässt die Fallzahlen hochschnellen. Im Saarland gab es 2013 so einen Fall. Außerdem zieht NRW mit seinen städtische Ballungsräume wie im Rheinland oder im Ruhrgebiet Täter an.

Autobahntankstellen sind übrigens seltener von Überfällen betroffen, als Tankstellen, an denen Nachts nichts los ist, sagt Ziegner. In den meisten Fällen handelt es sich entweder um Beschaffungskriminalität, das heißt, es sind oftmals Drogenabhängige, die auch schon wegen geringen Beträgen Tankstellen überfallen. Oder es sind organisierte Banden.

Dass die Gesamtzahl der Überfälle bundesweit sinkt, hängt mit moderner Technik und veränderten Sicherheitskonzepten zusammen. Zum einen investieren die Unternehmen in digitale, hochauflösende Überwachungskameras, zum anderen ist in den Kassen immer weniger Bargeld vorhanden. Kunden zahlen heute ohnehin häufiger per EC- oder Kreditkarte. Das bestätigt auch Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. "Aber wenn jemand vermummt ist, hilft oft auch eine hochauflösende Kamera nicht weiter." Klar ist, jeder Überfall ist ein Überfall zuviel und Überfälle lassen sich nicht vollständig verhindern.

Brandenburg erläutert, dass die Tankstellenpächter ihre Mitarbeiter gezielt für den Ernstfall schulen. "Es gibt außerdem diverse Möglichkeiten, einen Notruf abzusetzen." Konkrete Maßnahmen möchte er nicht nennen, um potenzielle Täter gar nicht erst auf Ideen zu bringen.

"Niemand sollte den Helden spielen. Wenn jemand mit einer Waffe in den Laden kommt, ist die erste Bewegung Hände hoch", sagt Ziegner. Viele Tankstellen sind dazu noch extra abgesichert. Etwa durch einen Nachtschalter. Die Angestellten bedienen dann nur durch eine Schublade und hinter schusssicherem Glas.

Früher gab es eine Zeit lang mal einen Notknopf, den man betätigen konnte, und dann fuhr eine schusssichere Wand hoch — unter Mitarbeiterin auch "Guillotine" genannt, erzählt Ziegner. Doch das hat sich nicht bewährt, erstens weil man manchmal gar nicht so schnell drücken kann, wie geschossen wird, zweitens weil auch Kunden noch im Raum sein können, die Täter möglicherweise als Geiseln nehmen könnten.

Ist ein Überfall passiert, werden Aral-Mitarbeiter auch psychologisch betreut. "Jeder verarbeitet so ein Erlebnis anders", sagt Aral-Sprecher Brandenburg. Nach einem Überfall guckt Aral aber auch genau hin, ob man das Sicherheitskonzept weiter verbessern kann.

Doch Raubüberfälle sind nicht die einzigen Straftaten, von denen Tankstellen betroffen sind. Häufig ist beispielsweise "Tankbetrug". Gegen Einbruchsdiebstahl setzt Aral zum Beispiel Vernebelungsmaschinen ein, die den Verkaufsraum sofort vernebeln, sobald jemand eingebrochen ist. So können Täter in die Irre geführt werden und keine Beute machen.

(heif)
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