16 Bankmitarbeiter gefesselt Überfall auf Aachener Bank war minutiös geplant

Aachen · Mit Perücken und Sonnenbrillen verkleidet haben vier bis sechs Bankräuber in Aachen 16 Bankangestellte gefesselt. Sie entkamen mit ihrer Beute. Der Kopf der Bande ist wohl eine Frau.

 Die Filiale der katholischen Bank liegt in der Innenstadt in der Nähe des Aachener Doms.

Die Filiale der katholischen Bank liegt in der Innenstadt in der Nähe des Aachener Doms.

Foto: dpa, mg lof

Der Überfall scheint minutiös geplant: Am frühen Morgen dringen die Täter in die Pax-Bank in der Nähe des Aachener Doms ein. Sie verstecken sich in der Filiale, bis wenig später die ersten Angestellten hereinkommen. Die Täter fangen die Mitarbeiter einen nach dem anderen ab und bringen sie in ihre Gewalt.

 Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren mit einem großen Aufgebot vor Ort. Notfall-Seelsorger betreuten die Bank-Mitarbeiter.

Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren mit einem großen Aufgebot vor Ort. Notfall-Seelsorger betreuten die Bank-Mitarbeiter.

Foto: dpa, mg lof

Die mit Perücken und Sonnenbrillen maskierten, dunkel gekleideten Kriminellen fesseln die 16 Bankangestellten. Mindestens einen von ihnen bedrohen sie vermutlich mit einer Schusswaffe. Die Täter fordern die Herausgabe von Bargeld aus dem Tresor und fliehen dann mit ihrer Beute.

Bankmitarbeiter stehen unter Schock

Die Angestellten der katholischen Bank stehen auch noch Stunden später unter Schock. Die Opfer werden von Notfallseelsorgern betreut. Körperlich verletzt wurde niemand. Für die Opfer sei das eine extreme Situation, möglicherweise verbunden mit Todesangst, sagte der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter NRW, Sebastian Fiedler.

Einer der Bankangestellten konnte sich laut Polizei von den Fesseln befreien und alarmierte gegen 8.30 Uhr - eine halbe Stunde vor der Öffnung - die Polizei. Wie es die Bankräuber schafften, in die Filiale zu kommen, und womit sie ihre Opfer fesselten, dazu sagten die Ermittler aus taktischen Gründen bislang nichts. Unklarheit besteht auch bei der Zahl der Räuber, da die Angaben der Opfer zwischen vier und sechs Personen schwanken.

Kopf der Bande wohl eine Frau

Einer der Täter, eventuell sogar der Kopf der Bande, könnte eine Frau gewesen sein. Zeugen sagten aus, ein Mitglied sei deutlich kleiner als seine Komplizen. Einige Opfer beschreiben die Räuber als "höflich" - trotz der angsteinflößenden Situation. "Man stelle sich vor, da kommen dunkle Gestalten mit einer Schusswaffe in die Bank. Da weiß man doch nicht, wie man aus dieser Nummer rauskommt", sagte ein Polizeisprecher. Bis auf eine Person, die eine blonde Perücke trug, waren alle Räuber mit schwarzen Perücken verkleidet.

Die Gruppe machte offenbar reiche Beute. "Die geraubte Summe ist nicht unerheblich", erklärte der Polizeisprecher. Die genaue Summe wollte er jedoch nicht nennen. Anderen Berichten zufolge soll der Betrag sechsstellig sein.

Polizei sucht mit Großfahndung nach den Tätern

Die Pax-Bank ist eine von vier katholischen Banken in NRW. Sie wurde 1917 als Selbsthilfeorganisation von Priestern für Priester gegründet. Das genossenschaftlich organisierte Geldhaus hat unter anderem Filialen in Aachen und Essen. Der Sitz der Bank ist in Köln, zudem gibt es eine Repräsentanz in Rom. Die Pax-Bank nennt sich selbst "universeller Finanzdienstleister mit christlicher Orientierung". Zu den Kunden zählen der Klerus, die bischöflichen Ordinariate, Hilfswerke und Caritasverbände.

Mit der Beute flüchteten die Täter durch den Hintereingang. Einer warf dabei Kleidungsstücke weg, eventuell habe er sie auch verloren, so der Polizeisprecher. Die Beamten forderten deshalb einen speziell ausgebildeten Spürhund an. Diesem sogenannten Mantrailer gelang es, die Fährte aufzunehmen, die ihn in Richtung des Aachener Marktes führte. Dort verlor sich diese Spur. Laut Polizei könnten die Täter zu Fuß oder mit einem Fluchtwagen entkommen sein.

Die Polizei leitete eine Großfahndung ein, die auch auf Belgien und die Niederlande ausgedehnt wurde und die allerdings bis Mitwochabend erfolglos verlief. Die Ermittler hoffen nun auf Zeugenhinweise. Sie werden unter der Telefonnummer 0241-9577-0 entgegen genommen.

Bankräuber waren Profis

Die Bankräuber waren wohl alles andere als "Anfänger", sagt die Polizei. Die Tat sei sehr professionell geplant worden. Um 16 Bankangestellte eine Weile in Schach zu halten, brauche man Erfahrung - ebenso für die Koordination von mehreren Komplizen und die Organisation der Flucht. "Ein Banküberfall in dieser Dimension ist selten", erklärt Sebastian Fiedler. Das Tatmuster deute auf ein bestimmtes Täterklientel hin: Solche Räuber brauchten Kontakte, um skrupellose und gewaltbereite Komplizen zu finden oder Waffen zu besorgen.

Es könnte nicht der erste Banküberfall sein, der auf das Konto dieser Bande geht: Nach Recherchen der "Aachener Zeitung" gibt es Parallelen zwischen dem gestrigen Bankraub und mindestens einem weiteren in der Aachener Innenstadt, der sich im Juli 2012 ereignete. Damals hatten vier Verbrecher eine Filiale der Aachener Bank ausgeraubt - drei Männer und eine ebenfalls als klein beschriebene Frau. Die Männer sprachen Englisch, die Frau Deutsch. Zudem ähnelt der Überfall einer Tat aus dem Juli 2013. In beiden Fällen trugen die Täter ebenfalls Perücken und Sonnenbrillen - sie wurden nie gefasst.

(RP)
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