Tödlicher Unfall auf der A33 Politik machtlos im Kampf gegen Falschfahrer

Paderborn/Düsseldorf · In der Nacht zu Montag starben drei Menschen bei einem Unfall auf der A33 bei Paderborn, der vermutlich von einem Falschfahrer verursacht wurde. Es wäre der vierte in NRW seit September. Jetzt sucht die Politik im Kampf gegen Geisterfahrer nach Lösungen.

 Unfall wegen Falschfahrer: Rettungskräfte stehen an einem völlig zerstörten Auto an der A33 bei Paderborn.

Unfall wegen Falschfahrer: Rettungskräfte stehen an einem völlig zerstörten Auto an der A33 bei Paderborn.

Foto: dpa

Es ist eine Horrorvorstellung für jeden Autofahrer: Auf der eigenen Spur kommt ein Fahrzeug entgegen, Ausweichen ist unmöglich. Erst in der Nacht zu Montag prallten zwei Fahrzeuge auf der A 33 bei Paderborn frontal zusammen, alle drei Insassen starben. Zwei weitere Autos konnten nicht mehr ausweichen und fuhren in die verunglückten Autos. Die jeweiligen Fahrer kamen schwer verletzt ins Krankenhaus.

Zwar laufen die Ermittlungen noch, die Polizei vermutet aber, dass ein Falschfahrer den tödlichen Crash ausgelöst hat. Sollten sich die Vermutungen bestätigen, wäre es der vierte tödliche Falschfahrer-Unfall auf einer Autobahn in NRW seit September. Erst eine Woche zuvor hatte ein Geisterfahrer auf der Flucht vor der Polizei bei Düsseldorf einen anderen Autofahrer mit in den Tod gerissen. Laut Erhebungen des ADAC werden jedes Jahr rund 2200 Falschfahrer auf Autobahnen gemeldet.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Andreas Becker, hält die Sicherungsmaßnamen an den Autobahnauffahrten in NRW dennoch für ausreichend. "Sie wurden in den letzten Jahren - gerade aufgrund der Problematik von schweren Verkehrsunfällen durch Falschfahrer - detailliert begutachtet und optimiert", erklärt er. Weitergehende Sicherheitsmaßnahmen, wie Schranken oder Krallensysteme seien in der Praxis nicht empfehlenswert, ergänzt er.

Nagelsperren in ganz NRW wären teuer

Das bestätigt auch Maik Grimmeck vom NRW-Verkehrsministerium. "Es kommen immer wieder Nagelsperren als Maßnahme gegen Falschfahrer zur Sprache", sagt er. Fährt jemand in falscher Richtung über die Sperren, schlitzen diese die Reifen auf und stoppen so das Fahrzeug, ehe es auf die Autobahn auffährt. Das Problem: Allein in NRW gibt es rund 1000 Autobahnauffahrten. Die Umsetzung der Sperren wäre also sehr kostspielig.

Zudem würden sie Rettungswagen behindern, sagt Grimmeck. "Kommt es nach einem Unfall zum Stau, fahren die Rettungskräfte oft als geplante Geisterfahrer zur Unfallstelle, um schneller am Einsatzort zu sein", erklärt er. Zwar sei es theoretisch möglich, die Sperren so zu konstruieren, dass sie im Notfall versenkbar wären. Das mache sie aber noch aufwendiger und teurer. Alfred Overberg von Straßen NRW sieht in den Sperren sogar ein Gefahrenpotenzial: "Bleibt ein Auto auf der Fahrbahn liegen, blockiert es diese nicht nur, es kann auch zu Auffahrunfällen kommen." Mehr Sinn macht seiner Meinung nach eine optimierte Beschilderung.

Trotz Neon-Warntafeln nicht weniger Geisterfahrer

Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK fordern mehr als 70 Prozent der deutschen Autofahrer auffälligere Warnhinweise an Autobahnauffahrten. "Gerade in der dunklen Jahreszeit könnten größere Warnschilder durchaus Sinn machen", sagt auch der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Klaus Voussem. In Süddeutschland und Österreich gibt es die sogenannten Geisterfahrerwarntafeln in Neonfarben. "Natürlich ist es eine große Aufgabe, solche Schilder an sämtlichen Auffahrten anzubringen, doch an unübersichtlichen Stellen oder in ländlichen Bereichen wäre das eine gute Maßnahme", so Voussem. Allerdings ergaben Analysen des ADAC an mit Geisterfahrerwarntafeln versehenen Autobahnabschnitten auf der A 3, A 8 und A 94, dass es dort keine Reduzierung der Warnmeldungen gegeben hat.

Einig sind sich die Experten darüber, dass es keinen Schutz vor Personen gibt, die bewusst in suizidaler Absicht falsch auf eine Autobahn auffahren oder dort wenden.

Ein Interview mit einem Verkehrs-Experten des ADAC zum Thema Falschfahrer lesen Sie hier: "Die Geisterfahrt beginnt oft durch zu frühes Linksabbiegen"

(hsr, top)
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