KVB-Unfall in Köln Das tun Verkehrsbetriebe gegen Alkohol am Steuer

Düsseldorf · Bus- und Bahnfahrer tragen eine große Verantwortung für ihre Fahrgäste. Wenn sie alkoholisiert fahren, bringen sie auch die Passagiere in Gefahr. Viele Unternehmen setzen auf die Eigenverantwortung ihrer Mitarbeiter.

 Ein Lokführer bei seiner Arbeit im Führerstand (Archiv).

Ein Lokführer bei seiner Arbeit im Führerstand (Archiv).

Foto: dpa, Jan Woitas

Der Straßenbahnunfall am Donnerstagabend in Köln, bei dem einer der Fahrer alkoholisiert war, wirft Fragen auf. Wie kann ein Verkehrsunternehmen dafür sorgen, dass das Personal einsatzfähig seinen Dienst antritt?

Das betrifft nicht nur Busse und Bahnen, sondern auch Fluggesellschaften. Wie wird sichergestellt, dass Lokführer und Piloten immer nüchtern fahren? Das ist in vielen Fällen kompliziert, berichten die Nahverkehrsbetriebe in Duisburg und Wuppertal. Sie setzen - ähnlich wie die Deutsche Bahn und die Lufthansa - auf die Eigenverantwortung ihrer Mitarbeiter, aber auch auf Kontrollen.

Null-Promille-Grenze fürs Personal

Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) etwa hält mindestens einmal im Jahr Schulungen ab. Bestandteil ist neben der Null-Promille-Grenze auch das Thema Restalkohol. Verstößt das Fahrpersonal gegen die Vorgaben, wirkt sich das auf die Fahrerlaubnis aus.

Die Schulungen sollen alle Fahrer sensibilisieren. Das ist wichtig. Denn die Fahrer lösen sich an Betriebshöfen oder Haltestellen untereinander ab - daher kann die Betriebsaufsicht nicht alle Fahrer kontrollieren. Allerdings findet an Betriebshöfen ein Kontakt mit der Fahrdienstleistung statt. Dort würden extreme Auffälligkeiten bemerkt werden, betont Kathrin Naß von der DVG.

Am Donnerstagabend hatte es einen Zusammenstoß zweier Stadtbahnen in Köln gegeben. Ein Fahrer war mit voller Wucht auf eine vor ihm fahrende Straßenbahn aufgefahren. Dabei entgleiste die Bahn. Später stellte sich heraus, dass der Fahrer alkoholisiert gewesen sein soll. Es gebe für alle Fahrer natürlich eine "Null-Promille-Regelung", sagt Jürgen Fenske, Vorstand der Kölner Vekehrsbetriebe (KVB). Aber die Fahrer würden nicht regelmäßig auf Alkohol getestet.

Unangemeldete Kontrollen

Auch der Fahrgastverband ProBahn sieht die Schwierigkeit vor allem darin, ein Verfahren zu finden, das Vorfälle wie in Köln zu 100 Prozent ausschließt. "Das ist schwierig bis unmöglich" sagt Karl-Peter Naumann von ProBahn. Dieser Unfall sei eine Ausnahme, sagt Naumann. Die Mitarbeiter müssten aufeinander achten. Wenn sie bei einem Kollegen Anzeichen für einen Alkoholkonsum feststellten, müssten sie etwas tun. Unternehmen griffen aber durch, wenn sie einen Alkoholmissbrauch bei einem Fahrer feststellten.

Bei der Wupsi, dem größtem Betreiber des Linienbusverkehrs in Leverkusen, gilt ebenfalls die Null-Promille-Grenze. Mehrmals im Jahr werden nicht angekündigte Kontrollen durchgeführt. Dabei werden die Fahrer, bevor sie in ihre Schicht starten, per Alkoholtest kontrolliert. Probleme mit alkoholisierten Fahrern habe es aber noch nicht gegeben, sagt ein Sprecher.

Regelmäßige Untersuchungen bei der Bahn

Bei der Deutschen Bahn müssen sich Lokführer schon vor der Einstellung einer Tauglichkeitsuntersuchung unterziehen. Anschließend müssen sie sich alle drei Jahre vom Betriebsarzt untersuchen lassen, ab dem 55. Lebensjahr sogar jährlich. Untersucht wird neben Farbsinn, Sehschärfe und Hörvermögen auch der allgemeine körperliche Zustand. Gibt es Hinweise auf Drogenmissbrauch, würden Konsequenzen gezogen, sagt ein Sprecher.

In der Luftfahrt sind Kontrollen wegen Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauchs gesetzlich vorgeschrieben. Diese werden dem Piloten per Mitteilung beim Check-in zugewiesen. Solche Kontrollen erfolgen stichprobenartig. Zur Anzahl der durchgeführten Kontrollen will sich die Lufthansa nicht äußern.

Darüber hinaus bietet die Lufthansa ein Programm zu Prävention an. Piloten können sich dabei freiwillig und vollkommen anonym melden und erhalten Unterstützung von einem Kollegen. Das Programm nennt sich "AntiSkid". Ziel ist es, dem Betroffenen Hilfe anzubieten und ihn - wenn nötig - auch in therapeutische Behandlung zu vermitteln. Laut Lufthansa genießt "AntiSkid" ein hohes Vertrauen und wird auch von anderen Fluggesellschaften genutzt.

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