Umstrittene Einladung an Schulen "Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren"

Wenden · Ein Unternehmer aus dem Siegerland sorgt mit der Einladung an Schüler zu einem Kongress für heftige Diskussionen. Wer sich nicht ordentlich kleiden oder ausdrücken könne und Piercings im Gesicht habe, solle lieber zu Hause bleiben. Wir haben gefragt: warum?

 Henning Zoz mit Lebensgefährtin und Skeleton-Weltmeisterin Katharina Heinz.

Henning Zoz mit Lebensgefährtin und Skeleton-Weltmeisterin Katharina Heinz.

Foto: GEORG LUKAS

Bei der Zoz-Gruppe laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Am Sonntag beginnt das deutsch-japanische Nanostruktur-Symposium, 150 Teilnehmer aus 17 Ländern werden genauso erwartet wie NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor der ESA. "Die ganze Welt trifft sich in Wenden", sagt Geschäftsführer Henning Zoz. Und tatsächlich ist das Symposium im Siegerland heftig im Gespräch — nur der Grund ist ein anderer.

Denn neben Fachleuten und Interessierten sind auch Schulen zu dem Kongress eingeladen, wie aus einem Schreiben an die umliegenden Bildungseinrichtungen hervorgeht. "Wir richten uns insbesondere an Physik- und Chemie-Leistungskurse und jene jungen Menschen, die technologisch in diesem Land demnächst Zukunft gestalten wollen/sollen/müssen." So weit, so gut. Dann aber folgt ein Katalog von Menschen, die Zoz lieber nicht bei seiner Veranstaltung sehen möchte.

"Kein Einlass für Vermummte"

"Wir richten uns nicht an Menschen mit bunten Haaren, Blech im Gesicht und jene, die die Füße nicht heben und die Hose kaum auf den Hüften halten können und/oder eines ordentlichen Sprachgebrauches kaum mächtig sind", heißt es in der Einladung. Und weiter: "Kein Einlass für Vermummte — im Rathaus und im ZTC keine Mütze, keine Kapuze und auch keinen Helm auf dem Kopf. Bei Teilnehmern aus mindestens 17 Ländern liefern wir ein Aushängeschild Deutschlands in die Welt und erwarten angemessene Kleidung und Auftreten."

Für diese explizite Ausladung erntet Henning Zoz viel Kritik. Sie grenze an Diskriminierung, wettern Schulleiter gegenüber derwesten.de. Im Gespräch mit unserer Redaktion bekräftigt der 51-Jährige aber noch einmal seine Aussagen. "Ich stehe zu jeden Wort, das ich dort gesagt habe", meint der Unternehmer. Zwar räumte er ein, dass es nicht seine Absicht gewesen sei, die Liste derjenigen, die nicht willkommen sind, länger werden zu lassen, als die derjenigen, die eingeladen sind. Aber so habe er wenigstens eine Diskussion angestoßen. "Ich bin sehr froh darüber, dass auch positive Rückmeldungen kommen", sagt er.

Erfahrung aus Bewerbungsgesprächen

Aber wie kommt Zoz, selber Vater, überhaupt dazu? Auch aus der Erfahrung, die er in Bewerbungsgesprächen gesammelt habe, sagt er. "Ich hatte einen Bewerber vor mir sitzen, der offensichtlich sehr qualifiziert war. Er saß da aber in einer dicken Steppjacke, schlecht gekämmt und gekleidet. Da habe ich ihm gesagt: Geh zum Friseur, geh nach Hause und zieh dir was Vernünftiges an. Dann kannst du wiederkommen." Genau das habe der Bewerber gemacht. "Heute ist er ein Mitarbeiter von uns."

Den Vorwurf, diskriminierend oder gar rassistisch zu sein, weist der 51-Jährige weit von sich. "Wer mich kennt, weiß, dass das nicht unzutreffender sein könnte." In seinem Unternehmen sei die meistgesprochene Sprache Englisch. Im Januar habe er den ersten Flüchtling in seinem Unternehmen angestellt. "Da habe ich aber auch im Vorhinein ausrichten lassen, dass ich es begrüßen würde, wenn er seinen Vollbart abrasiert. Das erwarte ich von meinem Sohn auch, wenn wir zu einem Messetermin fahren", sagt Zoz. Das erlaube er sich als Linie für sein Unternehmen.

"Manager des Jahres" im Jahr 2011

Das Magazin "Südwestfalen Manager" wählte Henning Zoz 2011 zum "Manager des Jahres". Ausschlaggebend seien damals auch sein gesellschaftliches Engagement und die Zukunftsfähigkeit seiner Unternehmensgruppe gewesen, wie es hieß. Mit seinen Standpunkten weiß der 51-Jährige auf jeden Fall zu polarisieren.

(lukra)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort