Umfrage unter Schulleitern 85 Prozent der Schulen in NRW sind marode

Düsseldorf · Der WDR hat eine Umfrage unter mehr als 1000 Schulleitern zum Zustand der Schulgebäude gemacht. Das Ergebnis ist erschreckend: Schimmel, defekte Toiletten und Heizungen, Putz, der von den Wänden fällt, und das im überwiegenden Teil der befragten Schulen. Der WDR spricht von einem Sanierungsstau von hochgerechnet 2,4 Milliarden Euro in ganz NRW.

 Die Stadt Neuss muss für die Sanierung der Schultoiletten in den kommenden Jahren massiv investieren.

Die Stadt Neuss muss für die Sanierung der Schultoiletten in den kommenden Jahren massiv investieren.

Foto: woi

Die Fenster schließen nicht richtig, an den Wänden zieht sich der Schimmel entlang, und bevor die Schüler die Toilette benutzen, halten sie lieber ein, bis sie wieder zu Hause sind — glaubt man einer Umfrage des WDR, sieht es in vielen Schulen in NRW genau so aus. Die Umfrage unter mehr als 1000 Schulleitern hat ergeben, dass 85 Prozent der Gebäude marode und dringend sanierungsbedürftig sind.

Besonders schockierend sind die flächendeckend schlechten Umfrageergebnisse. In einer Turnhalle in Ahlen (Münster) etwa sind laut WDR Laufspiele wegen "erhöhter Gefährdung" verboten. Eine Grundschule in Lengerich berichtet von defekten Heizungen und Schimmel in den Klassenräumen, in Essens ältester Gesamtschule seien in fast allen Klassenzimmern die Fenster undicht oder ließen sich nicht öffen. Für Schüler und Lehrer eine unzumutbare Situation — doch keine neue. Denn laut WDR-Recherche bestehen die Mängel meist schon seit Jahren. Gut die Hälfte aller Mängel bestünden laut Schulleiter seit mindestens vier Jahren. Doch um sie zu beheben, fehle das Geld.

86,4 Prozent der Gymnasien melden Sanierungsbedarf an

Nicht nur die Mängel, auch den geschätzten Investitionsbedarf sollten die befragten Schulleiter angeben. 26,3 Prozent von ihnen sprechen von einer Summe zwischen 100.000 bis unter 500.000 Euro. Hochgerechnet auf ganz NRW kommt der WDR auf einen Bedarf von 2,4 Milliarden Euro. Zu Beginn des Jahres hatte der Hörfunksender 4873 Grundschulen, Hauptschulen, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien in ganz NRW einen Fragenkatalog zugeschickt. 1021 Schulleiter beteiligten sich an der Umfrage.

Dabei zeigte sich, dass alle Schulformen betroffen sind. So melden 73,2 Prozent der teilnehmenden Hauptschulen einen Sanierungsbedarf an. Bei den Gymnasien sind es laut WDR 86,4 Prozent der Schulen. Besonders alarmierend ist die Art der Mängel, die teilweise gesundheitsgefährdend seien: Schulhöfe und Turnhallen seien die größten Gefahrenstellen. Doch auch die Klassenräume können in einigen Schulen nicht mehr genutzt werden, sei es wegen Schimmel oder wegen baulicher Mängel. Laut der Umfrage stuften knapp 190 Schulleiter die Schäden als "schwer" oder "gefährlich" ein.

Debatte in sozialen Netzwerken

Solch gravierende Zustände müssten dem Schulministerium bekannt sein. Der WDR hat eigenen Angaben zufolge dort nachgefragt. Doch die NRW-Landesregierung habe "auf Anfrage weder Daten zum Sanierungsstau an den Schulen in NRW nennen" können, "noch wollte sie Stellung zu den vom WDR erhobenen Zahlen nehmen", heißt es in dem Bericht. Das Schulministerium habe darauf verwiesen, dass "der Schulbau eine ureigene Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung" sei.

In den sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook wird bereits heftig diskutiert. Schüler erzählen von ihren Erlebnissen. Ihnen wird teils vorgeworfen, für die schlechten Zustände etwa der Toiletten mitverantwortlich zu sein. Eine Lehrerin aus Wuppertal antwortet bei Facebook: "Leider sind die Mängel, mit denen wir es an der Schule, in der ich arbeite, zu tun haben, ganz klar nicht von den Schülern verursacht und werden trotzdem nicht behoben, weil kein Geld da ist." Sie erzählt von "Schimmel in mehreren Räumen, in denen wir auch arbeiten müssen", Rissen im Gemäuer und "Toiletten, die stinken, da schon mindestens 40 Jahre alt".

(jnar)
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