Wegberg Hygienemängel: Anklage gegen Klinik-Chefin

Wegberg · Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach wirft der Geschäftsführerin und einem leitenden Arzt Verstöße gegen das Medizinproduktegesetz vor. Prüfer fanden sterile Produkte, deren Haltbarkeitsdatum seit sieben Jahren abgelaufen war.

 Erhebliche hygienische Mängel sollen Prüfer im Juli 2013 im Wegberger Krankenhaus entdeckt haben.

Erhebliche hygienische Mängel sollen Prüfer im Juli 2013 im Wegberger Krankenhaus entdeckt haben.

Foto: J. Laaser (Archiv)

Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach hat gegen die Geschäftsführung der Sankt Antonius Klinik und einen leitenden Arzt Anklage erhoben. Dr. Martin Alberring, Sprecher des Mönchengladbacher Landgerichts und in dieser Funktion auch für das Amtsgericht Erkelenz zuständig, bestätigte gestern einen entsprechenden Medienbericht. Demnach wurden bei Kontrollen des Kreisgesundheitsamtes Heinsberg und der Bezirksregierung Köln "erhebliche hygienische und medizinische Mängel" entdeckt. Klinikchefin Dany Molz gab gestern eine Presseerklärung heraus: "Wir betonen ausdrücklich, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Patienten vorlag."

Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach wirft der Geschäftsführerin und dem leitenden Arzt Verstöße gegen das Medizinproduktegesetz vor. Bei einer unangekündigten Kontrolle wurden am 19. Juli 2013 verunreinigtes Operationsbesteck wie Pinzetten mit organischen Rückständen sowie Scheren und Klemmen mit Korrosionsspuren gefunden. Außerdem hätten die Prüfer sterile Produkte entdeckt, deren Haltbarkeitsdatum zum Teil bis zu mehr als sieben Jahren (Juni 2006) abgelaufen war. Einmalprodukte wie Spezialnadeln sollen mehrfach benutzt worden sein. Eine Gesundheitsgefährdung könne nicht ausgeschlossen werden.

Die Inspektion durch das Kreisgesundheitsamt Heinsberg und die Bezirksregierung Köln soll nach einem anonymen Hinweis vorgenommen worden sein. Die Klinik teilte mit, dass nach der Begehung Maßgaben zur Verbesserung im Umgang mit Medizinprodukten in Kooperation mit den Behörden umgesetzt und nachgewiesen worden seien. "Es erfolgten weitere Kontrollen ohne nennenswerte Einwendungen. Der Betrieb des Krankenhauses konnte durchgehend fortgesetzt werden. Bei der Anwendung der Medizinprodukte werden die Maßgaben des Medizinprodukterechtes also eingehalten und auch überobligatorischen behördlichen Anforderungen wird Rechnung getragen", teilte die Klinikleitung mit. Zu keinem Zeitpunkt habe eine Gefährdung der Patienten vorgelegen.

Die Angeschuldigten sind nach Angaben des Gerichtssprechers verantwortlich für den Zustand der Medizinprodukte. Ihnen werde aber nicht vorgeworfen, dass die mangelhaften Produkte tatsächlich verwendet wurde. Für die Anklage reiche die abstrakte Gefährlichkeit aus. Bis Ende August soll das Amtsgericht Erkelenz über die Zulassung der Anklage entscheiden. Bei einer Verurteilung droht eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe. Im Jahr 2007 war das Wegberger Krankenhaus wegen des Klinikskandals bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Weil er Patienten ohne Not operiert und tödliche Behandlungsfehler begangen hat, wurde der ehemalige Chefarzt und frühere Klinikbesitzer im März 2011 zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Außerdem verhängte das Landgericht Mönchengladbach ein vierjähriges Berufsverbot. Bereits Ende 2009 hatte er seine Geschäftsanteile an die heutige Klinik-Chefin übertragen.

(RP)
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