Eröffnung von Präventionsprojekt "Wegweiser" gegen Einstieg in Salafisten-Szene

Düsseldorf · Experten gehen davon aus, dass die Zahl der radikalen Islamisten in NRW weiter steigen wird. Gewaltbereite Salafisten gelten als Bedrohung für die Sicherheit. Mit einem neuen Projekt will die Landesregierung verhindern, dass sich junge Menschen der Szene zuwenden.

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Foto: afp, FETHI BELAID

Das neue Projekt soll in Nordrhein-Westfalen den Einstieg junger Menschen in die radikal-islamistische Salafisten-Szene verhindern. Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) startete das Präventionsprogramm. In Düsseldorf eröffnete er dazu am Montag eine Anlaufstelle, aber auch in Bochum und Bonn soll das Programm getestet werden. Weitere Kommunen sollen demnächst folgen.

Das Projekt mit dem Titel "Wegweiser - gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus" sei bundesweit einmalig, teilte sein Ministerium mit. Nicht nur den betroffenen Jugendlichen selbst, sondern auch Eltern, Freunden oder Lehrern sollen dabei Ansprechpartner zur Seite gestellt werden, wie Jäger erläuterte. Der Innenminister schätzte, dass wöchentlich zwei bis drei Anrufe besorgter Angehöriger das Innenministerium erreichten. Ihnen wolle man nun ebenso wie den betroffenen Jugendlichen helfen - und ihnen sprichwörtlich den Weg weisen. Projektpartner seien etwa Jugend- und Sozialämter, Jobcenter, die Polizei, aber auch Moscheegemeinden.

Nach Ministeriumsangaben analysieren die Betreiber des Präventionsprogramm die individuelle Situation und koordinieren die nächsten Schritte hin zu einem konkreten Hilfsangebot.

Der Minister nannte das Beispiel des 22-jährigen Yousif: "Er findet trotz Schule und Ausbildung keinen Job. Sein vorherrschendes Gefühl: Er ist ausgegrenzt - und die Gesellschaft gibt ihm keine Chance. Und genau in dieser Situation bieten ihm extremistische Salafisten scheinbar ganz einfache Erklärungen und Lösungen." Hier müsse man Jugendliche erreichen, bevor sie in die "Radikalisierungsfalle" gerieten, mahnte Jäger.

In Düsseldorf wurden für das Präventionsprogramm zwei Betreuer eingestellt - sie haben jeweils eine Halbtagsstelle. "Wir sind dazu da, um rauszugehen", sagte der Vorsitzende des "Wegweiser"-Trägervereins, Dirk Sauerborn. Mit dem Projekt wolle man direkt an die Schulen und zu Erziehern gehen, erläuterte der Polizist, der in Düsseldorf Ansprechpartner für interkulturelle Angelegenheiten ist. Der CDU-Innenexperte Peter Biesenbach zeigte sich skeptisch.

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Foto: Screenshot Youtube

"Jetzt muss sich zeigen, ob das Projekt auch geeignet ist, den ungebremsten Anstieg der Salafistenzahl in NRW einzudämmen", teilte er mit. Er warf Jäger vor, bisher zugesehen zu haben, wie sich in seiner Amtszeit als NRW-Innenminister die Zahl der Salafisten im Land verdreifacht habe.

Salafismus ist eine radikale Strömung im Islam, die nur von einer kleinen Minderheit getragen wird. Nach Erkenntnissen der Verfassungsschutzbehörden halten sich derzeit etwa 1500 von bundesweit 5500 extremistischen Salafisten in NRW auf. Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz rechnet damit, dass die Zahl in diesem Jahr weiter steigt.

Salafistischen Gruppen gelinge es durch intensive Propaganda- und Rekrutierungstätigkeit, neue Anhänger zu werben. Dabei helfe aktuell auch der Bürgerkrieg in Syrien, hatte Minister Jäger kürzlich in einem Bericht an Landtag geschrieben.

Der Salafismus ist eine religiöse und politische Bewegung des Islam, die nur von einer kleinen Minderheit der Muslime getragen wird. Verfassungsschützer verdächtigen Teile der Bewegung, ein Sammelbecken für gewaltbereiten Islamismus zu sein und Verbindungen zu Terrornetzwerken zu pflegen.

(lnw)
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