Skandal mit Steuergeldern Westspiel zahlt Gehalt für nichts

Düsseldorf · Ein seit fünf Jahren freigestellter Spielleiter erhält weiter 100.000 Euro jährlich.

Westspiel zahlt 500.000 Euro für nichts an freigestellten Spielleiter
Foto: dpa, Kay Nietfeld

Viel Geld für wenig Arbeit - das ist der Traum jedes Casino-Kunden. Die landeseigene Casino-Gruppe Westspiel zahlt aber auch einem Mitarbeiter viel Geld für nichts.

Nach Informationen unserer Redaktion wurde ein Spielleiter des Westspiel-Casinos in Dortmund-Hohensyburg vor fünf Jahren von sämtlichen Aufgaben entbunden. Dennoch zahlt Westspiel ihm bis heute ein Gehalt in Höhe von rund 100.000 Euro pro Jahr. Außerdem darf der untätige Westspiel-Mitarbeiter, dessen Name unserer Redaktion bekannt ist, weiterhin privat seinen Dienstwagen nutzen - inklusive unbegrenzter Tankkarte.

Im Besitz des Landes

Westspiel gehört über die ebenfalls landeseigene NRW-Bank ausschließlich dem Land NRW und betreibt hier die Spielbanken in Aachen, Bad Oeyenhausen, Duisburg und Dortmund-Hohenyburg. Wirtschaftlich zuständig für die Beteiligungen des Landes ist der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD).

Sein Haus beantwortet keine Fragen zu dem Vorgang und verweist an einen Sprecher der Westspiel-Gruppe. Das Unternehmen bestätigt den Vorgang: "Westspiel hat den Arbeitnehmer von seiner Funktion als Mitarbeiter der Spielbank entbunden und kann ihn aktuell nicht beschäftigen." Man befinde sich in einer "langjährigen rechtlichen Auseinandersetzung mit ihm". Der Ausgang der Verfahren sei offen. Westpiel sei arbeitsrechtlich "gehalten, ihm seine Bezüge weiterhin zu gewähren".

Fragen nach der geplanten Dauer der für den Steuerzahler kostspieligen Regelung und nach weiteren Vergünstigungen für den untätigen Mitarbeiter lässt Westspiel unbeantwortet. Die Angaben zur Höhe seines Gehalts will das Staatsunternehmen auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Wie unsere Redaktion weiter erfuhr, kam es vor fünf Jahren zum Zerwürfnis des Spielleiters mit der Casinoleitung, die sich außerstande sah, weiter mit ihm zu kooperieren. Auch zu den Hintergründen des Vorgangs macht Westspiel keine Angaben.

Der Fraktionsvize der FDP im Landtag, Ralf Witzel, findet das "ungeheuerlich" und will von der Landesregierung einen schriftlichen Bericht dazu einfordern. Witzel: "Es kann doch nicht wahr sein, dass der NRW-Steuerzahler dem Mitarbeiter eines Landesunternehmens 100.000 Euro pro Jahr plus Dienstwagen zahlt, ohne dass für diesen Mann irgendeine Beschäftigung gefunden werden kann." Das sei ein neuerlicher Beleg "für den unverantwortlichen Umgang mit Steuergeld bei diesem Landesunternehmen."

Heiner Cloesges vom Bund der Steuerzahler NRW sagte: "Wir waren mit Blick auf das Milliardengrab WestLB immer schon skeptisch, ob das Land ein guter Banker ist. Offensichtlich ist es nicht einmal ein guter Spielbanker."

(RP)
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