Wintereinbruch in Deutschland Schnee und Eis sorgen für Chaos auf den Straßen

Berlin · Nach einem chaotischen Wochenende hat der Wintereinbruch Einsatzkräfte auch in der Nacht zum Montag in Atem gehalten. In vielen Teilen Deutschlands musste die Polizei zu Hunderten von Unfälle ausrücken.

In NRW hat sich die Lage auf den Straßen über Nacht beruhigt. Ein Sprecher der Polizei in Düsseldorf sagte am Morgen unserer Redaktion, die Situation habe sich "sehr entspannt". Es habe in der Nacht einige Unfälle gegeben, allerdings nicht mehr als in einer durchschnittlichen Nacht. Ein schwerer Unfall sei nicht darunter gewesen. Auch in anderen Städten hieß es, für den Berufsverkehr erwarte man keine größeren Behinderungen. Der Deutsche Wetterdienst warnt für ganz NRW allerdings noch bis 10 Uhr vor Glätte. Autofahrer sollten vorsichtig fahren.

Einige Einsätze vom Sonntagnachmittag dauerten bis in die Nacht. Schwerpunkt waren die nördlichen Landesteile in NRW. Auf der A2 bei Bielefeld etwa standen Autofahrer teils stundenlang im Stau. Am Sonntagnachmittag war der Verkehr am Bielefelder Berg zeitweise zum Erliegen gekommen. Die Strecke wurde in beide Fahrtrichtungen gesperrt und erst am späten Abend wieder freigegeben. Mehrere Fahrzeuge hatten sich nach Angaben der Polizei im Schnee festgefahren. An den Steigungen auf der A2 seien die Lastwagen nicht mehr vorwärts gekommen. "Manche Autofahrer haben keine Rettungsgasse gebildet, sodass wir mit den Räumfahrzeugen nicht durchkamen", sagte ein Sprecher. "Andere waren mit Sommerreifen unterwegs."

Die Bahn meldete für NRW am Morgen keine Beeinträchtigungen mehr. Am Sonntag war in einigen Regionen der Zugverkehr zeitweise eingestellt worden. Die Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main wurde wegen des Wintereinbruchs bis Montagmorgen gesperrt. Die Fernverkehrszüge wurden umgeleitet. Seit dem Morgen fahren wieder Züge. Auf einigen Abschnitten gibt es jedoch laut Bahn noch Geschwindigkeitsbegrenzungen, daher kann es erneut zu Verspätungen kommen. Man habe sich für die Sperrung entschieden, um mögliche witterungsbedingte Schäden zu beheben, damit die Züge am Montag wieder pünktlich rollen, hieß es am Sonntag bei der Bahn. Am Abend mussten Reisende mit rund 40 Minuten Verspätung rechnen, einige strandeten etwa am Kölner Hauptbahnhof. Im Regionalverkehr sei am Montag vor allem in Norddeutschland noch mit Verspätungen zu rechnen, sagte eine Bahnsprecherin.

In anderen Regionen Deutschlands zählte die Polizei in der Nacht zum Montag Hunderte Einsätze. Die Bergungsarbeiten auf vielen Unfallstellen dauerten bis in den frühen Morgen. Allein in Leipzig mussten die Beamten innerhalb von vier Stunden zu etwa 100 Verkehrsunfällen ausrücken.

In Schleswig-Holstein prallte ein Auto mit vier Senioren gegen einen Baum. Eine 87-Jährige erlitt tödliche Verletzungen, die drei weiteren Insassen wurden schwer verletzt. Im Wagen saßen zwei Ehepaare. Der Fahrer kam am Sonntagabend aus zunächst ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab.

Da viele Autofahrer angesichts von Eis und Schnee das Tempo drosselten, gingen viele Unfälle jedoch glimpflich aus. In den meisten Fällen sei es bei Blechschäden geblieben, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Heilbronn in Baden-Württemberg, die in der Nacht ebenfalls zu etwa 70 hauptsächlich witterungsbedingten Unfällen ausrückte.

Wintereinbruch in NRW: Schnee sorgt für zahlreiche Unfälle
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Schnee sorgt in NRW für zahlreiche Unfälle

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Foto: dpa, dy wst

Am Alpenrand warnte der Deutsche Wetterdienst am frühen Montagmorgen vor Unwettern. Erwartet wurden unter anderem starke Winde.

Auf Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main entfielen am Sonntag bis zum Nachmittag mehr als 260 Flüge, verzögerten sich oder wurden umgeleitet. Eine Sprecherin des Airports bezeichnete die Situation als "dramatisch". Selbst auf den geräumten und gestreuten Bahnen seien wegen des anhaltenden Schneefalls nicht die vorgeschriebenen Bremswerte erreicht worden. Bei den Reisenden in Hessen lagen die Nerven blank, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen am frühen Morgen sagte. Auch in München, Hamburg, Berlin, Köln und Düsseldorf fielen Flüge aus.

Im Leipziger Stadtteil Connewitz sorgte das Schneetreiben zunächst für gute Stimmung. So lockte eine traditioneller Spaß am Sonntagabend etwa 150 Menschen zur sogenannten Connewitzer Schneeballschlacht, bei der seit einigen Jahren zum jeweils ersten Schneefall oft Hunderte zusammenkommen. Am Ende kippte die Stimmung jedoch. Unbekannte zündeten Müllcontainer an und bewarfen Löschkräfte der Feuerwehr mit Flaschen.

(jj/lsa/dpa)
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