Kein Support mehr für Windows XP Kommunen drohen Angriffe von Hackern

Düsseldorf · Drei Tage bleiben noch, bis Microsoft seinen Support für Windows XP einstellt. Neu entdeckte Sicherheitslücken werden dann nicht mehr geschlossen – und viele Kommunen, Kreise und Behörden in NRW vermeintlich leichte Opfer für Hacker-Angriffe. Obwohl Microsoft den Endtermin bereits vor Monaten bekannt gab, läuft das Betriebssystem weiterhin auf Tausenden Rechnern in Rathäusern, Schulen und Polizeistellen.

 Windows bietet für Windows XP keine Sicherheitsupdates an.

Windows bietet für Windows XP keine Sicherheitsupdates an.

Foto: Microsoft

Drei Tage bleiben noch, bis Microsoft seinen Support für Windows XP einstellt. Neu entdeckte Sicherheitslücken werden dann nicht mehr geschlossen — und viele Kommunen, Kreise und Behörden in NRW vermeintlich leichte Opfer für Hacker-Angriffe. Obwohl Microsoft den Endtermin bereits vor Monaten bekannt gab, läuft das Betriebssystem weiterhin auf Tausenden Rechnern in Rathäusern, Schulen und Polizeistellen.

Dabei warnen Experten vor den Risiken. Beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) befürchtet man, dass Online-Kriminelle gefundene Schwachstellen in Windows XP bewusst zurückhalten und erst nach Ende des Supports einsetzen, um Gegenmaßnahmen zu erschweren. Es gäbe eine "erhöhte Bedrohungslage".

Trotzdem werden bei vielen Kommunen auch nach Ende des Stichtags viele Rechner mit Windows XP weiter im Einsatz sein — in einigen Fällen sogar noch mehr als ein Jahr lang. In Städten wie Duisburg, Mönchengladbach und Solingen liefen zuletzt noch beinahe 90 Prozent der Rechner mit Windows XP, wie es in Städten wie Düsseldorf, Jüchen oder Meerbusch aussieht, will deren Dienstleister ITK Rheinland aus Sicherheitsgründen nicht verraten.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auf Landesebene: Von den rund 150 000 Rechnern der Landesregierung, der Ministerien, Behörden und landeseigenen Betriebe waren Anfang Februar noch mehr als 50.000 Rechner nicht auf ein neueres Betriebssystem umgestellt — darunter PCs von Justizvollzugsanstalten, Staatsanwaltschaften und der Polizei. Einige von ihnen werden zum Stichtag erneuert sein, ein Großteil jedoch nicht. Allein die Polizei NRW hat noch 36.000 Rechner mit veraltetem Betriebssystem in Betrieb, die man bis zur Umstellung durch eine etwa 180.000 Euro teure Sondervereinbarung mit Microsoft zu schützen versucht. Die Kommunen beteuern unterdessen, dass die Systeme trotz Windows XP gesichert seien.

Tobias Morsches kann bei solchen Aussagen nur schmunzeln. Der IT-Sicherheitsexperte vom Leichlinger Unternehmen Add-Yet prüft regelmäßig kommunale IT-Netze. Schutz böten diese jedoch nur selten: "In der Regel sind wir bei Kommunen in zwei bis acht Stunden auf allen Systemen drauf, im Extremfall dauert es manchmal sogar nur eine halbe Stunde." Wenig später habe man bereits Zugriff auf alle Daten der Rechner: "Und das sind im öffentlichen Bereich eine Menge." Unterlagen von Einwohnermeldeämtern findet man ebenso auf den Servern, wie Daten aus dem Ordnungs- oder Katasteramt.

Das Ende des Supports von Windows XP dürfte die Sicherheitslücken noch einmal vergrößern, schätzt Morsches. Es würde dann schon ausreichen, wenn Nutzer mit einem XP-Computer eine präparierte Internetseite benutzen würden. "Das Vorgehen der Kommunen ist daher grob fahrlässig und leichtsinnig."

Die IT-Mitarbeiter der Kommunen wehren sich jedoch gegen den Vorwurf, die Umstellung verpennt zu haben, denn diese sei sehr komplex. Da praktisch jede Abteilung im Rathaus mit eigener Spezialsoftware arbeitet, müssen vor einer Umstellung bis zu hundert unterschiedliche Programme auf ihre Kompatibilität mit dem neuen Betriebssystem überprüft werden. Viele Hersteller hätten jedoch zu spät reagiert, heißt es. Und anschließend müssten auch die Kommunen das Geld bereitstellen.

"Eine Systemumstellung besteht nicht nur aus der Installation eines neuen Betriebssystems", sagt Günther Fuchs, IT-Sicherheitsexperte bei ITK Rheinland. Andere hatten gepokert. "Ich habe darauf spekuliert, dass Microsoft seinen Support kurz vor dem Ablauf noch einmal verlängert", räumt der IT-Mitarbeiter einer Kommune offen ein.

(RP)
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