Studenten in NRW Morgens Uni, abends Isomatte: Erstsemester in Notunterkünften

Düsseldorf · Sie schlafen in Notunterkünften oder auf fremden Sofas: Viele Erstsemester in NRW haben zum Studienstart noch keine Wohnung gefunden. Mancherorts helfen die Studentenausschüsse mit Notunterkünften.

 Viele Studenten in NRW müssen in Notunterkünften schlafen, weil sie zu Studienbeginn keine Wohnung gefunden haben.

Viele Studenten in NRW müssen in Notunterkünften schlafen, weil sie zu Studienbeginn keine Wohnung gefunden haben.

Foto: dpa, fru jhe

Die "Kellerkinder" schlafen unter der Erde. 20 junge Leute teilen sich zwei Räume im Souterrain eines Studentenwohnheims. Eine eigene Wohnung haben die Erstsemester in Düsseldorf nicht gefunden. Deshalb teilen sie sich jetzt Schlafgelegenheit, Toilette, Dusche und Küche. Nicht gerade Luxus - doch Wohnungen sind knapp. Mit dem Projekt "Kellerkinder" bietet der Allgemeine StudentInnenausschuss der FH Düsseldorf (AStA)
Erstsemestern eine Notunterkunft.

Der Andrang ist groß, auch in Köln. "Wir hatten einen Studenten hier, der gesagt hat, er hätte in einer Bankfiliale schlafen müssen, wenn er nicht zu uns gekonnt hätte", erzählt Paula Risius. Sie ist Referentin für Soziales und Internationales beim AStA der Uni Köln.

Auch in Köln gibt es zu Beginn des Semesters eine Notschlafstelle. Eine Isomatte und einen Schlafsack müssen die Wohnungssuchenden mitbringen, dann können sie in der Notunterkunft übernachten. Es gibt Platz für zwölf Leute - doch die Nachfrage ist viel größer. Seit dem vergangenen Jahr habe sich die Lage noch verschlimmert. Es gebe sehr viele Erstsemester, außerdem kämen sehr viele Anfragen von ausländischen Studenten, die über das Erasmus-Programm an der Uni seien. "Das ist neu", sagt Risius.

Der AStA der Universität Münster startet jedes Semester einen Aufruf, Erstsemester bei sich aufzunehmen. "Deine Couch für Erstis" heißt die Aktion. So werden die neuen Erstsemester, die noch keine Wohnung gefunden haben, in den ersten Tagen ihres Studiums unterstützt - oder auch schon früher, so dass sie sich vor Vorlesungsbeginn zur Wohnungssuche bei anderen Studenten einquartieren können, erklärt Uwe Warda, der die Wohnungsbörse betreut. Es gebe einen erheblichen Wohnungsmangel bei den Studenten, das merke man auch daran, dass seit dem letzten Jahr auch Zimmer und Wohnungen in Außenbezirken gerne genommen würden.

In Dortmund sei die Lage für junge Leute auf dem Wohnungsmarkt hingegen im Vergleich zu anderen Uni-Städten wie Münster, Aachen und Köln entspannter, sagt Petra Mikolajetz vom Studentenwerk Dortmund.
Es gebe in Dortmund auch auf dem privaten Markt noch bezahlbare Mieten.

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Foto: Endermann, Andreas

Blick in die jährlich veröffentlichte Studie "Wohnraum für Studierende" vom Deutschen Studentenwerk ermöglicht einen Vergleich der verschiedenen Universitätsstädte in NRW. Sie gibt für die Städte jeweils die Unterbringungsquote der Studierenden in öffentlich geförderten Wohnplätzen, also hauptsächlich in Studierendenwohnheimen, an. Düsseldorf liegt mit einer Quote von 9,08 Prozent fast auf dem landesweiten Niveau von 9,17 Prozent. In Köln sind nur 7,7 Prozent der Studierenden in einem öffentlichen geförderten Wohnplatz untergebracht, in Münster hingegen 13,6 Prozent. Mit dem landesweiten Durchschnitt von 9,17 Prozent liegt NRW unter dem Bundesdurchschnitt von 9,95 Prozent.

(lnw)
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