Demonstration von Salafisten, "Pegida", Hooligans Protest gegen Extreme: Gewerkschaftschef kritisiert Wuppertals OB

Wuppertal · Eine Stadt im Ausnahmezustand: Ein brisanter Mix von Extremisten versammelte sich am Samstag in Wuppertal. Besonders aggressiv zeigten sich rechte Hooligans. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, kritisierte Wuppertals OB Peter Jung und die Gegendemonstranten. Vier mutmaßliche "Pegida-Anhänger" wurden im Anschluss angegriffen und durch Schläge verletzt.

Wuppertal: Demo mit Hooligans, "Pegida", Salafisten
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Wuppertal: Demo mit Hooligans, "Pegida", Salafisten

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Nach den extremistischen Kundgebungen in Wuppertal übt die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) massive Kritik an den Gegendemonstranten. Vor allem Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) habe unverantwortlich gehandelt, indem er zur Teilnahme an den Gegendemos aufgerufen habe, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt am Sonntag.

"Angesichts der Gefahren, die durch diese Gegendemonstrationen entstehen, könnte man von demokratisch gewählten Politikern mehr Einsicht in die Situation der Polizei verlangen", kritisierte Wendt. Wenn "dieser Tag einigermaßen friedlich war, ist es jedenfalls nicht dem Wuppertaler Oberbürgermeister, sondern einzig und allein dem Geschick der Polizei zu verdanken."

Wie die Polizei am Sonntagmorgen mitteilte, gingen am Samstagabend etwa 20 Unbekannte mit dem Ruf "Scheiß Nazis" auf die Frau und die drei Männer los. Als die Polizei mit einem großen Aufgebot anrückte, flüchteten die Schläger. Die Opfer im Alter von 22 und 23 Jahren erlitten leichte Verletzungen. Anschließend nahm die Polizei die vier betrunkenen Pegida-Sympathisanten in Gewahrsam, weil sie den Besuchern eines Treffpunkts von Linken gedroht hatten.

In Wuppertal waren am Samstag Hunderte Extremisten feindlicher Gesinnung auf die Straße gegangen. 1000 Polizisten mit Wasserwerfern trennten "Pegida"-Anhänger, Hooligans, Islamisten, Autonome und friedliche Demonstranten. Bei Kundgebungen von Salafisten einerseits sowie Rechtsextremisten und "Pegida"-Bewegung andererseits kam es zu Ausschreitungen. Die "Pegida"-Demonstration wurde am Samstag von der Polizei daraufhin gestoppt und vom Veranstaltungsleiter für beendet erklärt. Zuvor hatten Vermummte Flaschen und Böller auf Polizisten geworfen. Zu Rangeleien kam es auch, als Polizisten die Teilnehmer einer parallelen Salafisten-Kundgebung durchsuchten.

Insgesamt waren nach Einschätzung der Polizei deutlich weniger als die erwarteten 3000 Demonstranten in der Stadt. Zu der "Pegida"-Kundgebung kamen rund 800 statt der erwarteten 2000 Menschen, darunter auch vermummte Neonazis und Hooligans. Bei den Salafisten waren es rund 200 statt der erwarteten 400 Teilnehmer. Weit mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz, unter anderem mit Wasserwerfern.

Zeitgleiche Demonstrationen einer solch brisanten Mischung - Hooligans, Rechtsradikale, Islamisten und linke Autonome - hat es nach Polizeiangaben in Deutschland noch nicht gegeben.

"Dügida"-Demo 23. Februar 2015: Rangeleien im Hauptbahnhof Düsseldorf
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"Dügida"-Demo 23. Februar 2015: Rangeleien im Hauptbahnhof Düsseldorf

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Foto: Endermann, Andreas

Schon vor Beginn mussten Reiterstaffeln der Polizei Hooligans und Antifaschisten auseinanderhalten. "Pegida"-Gründer Lutz Bachmann rief auf der Bühne seiner Gruppe dazu auf, friedlich zu bleiben. "Macht jetzt nicht alles kaputt", bat er - vergeblich.

Die Veranstalter brachen die "Pegida"-Kundgebung schließlich ab und kritisierten, dass ihnen ein zunächst genehmigter Marsch durch Wuppertal von der Polizei aus Sicherheitsgründen verwehrt wurde. Hooligans versuchten daraufhin, eine Polizeisperre in Richtung der Gegendemonstranten zu durchbrechen, scheiterten aber an den Beamten.

Synagoge wurde geschützt

Gegen die Salafisten-Kundgebung, bei der auch der radikale Prediger Sven Lau auftrat, protestierten auch mehrere Hundert Gegendemonstranten abseits von" Pegida", darunter viele Kurden. Vereinzelt flogen Eier. Vor der Synagoge kamen Bürger zusammen, um sie symbolisch zu schützen. "Es ist ein Unding, dass die Salafisten sich in Sichtweite einer Synagoge versammeln. Ich möchte nicht, dass solchen Leuten das Feld überlassen wird", sagte ein 63-Jähriger.

Vier "Pegida"-Anhänger wurden nach dem Ende der Demonstrationen von etwa 20 Schlägern angegriffen. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, gingen die Angreifer am Abend mit dem Ruf "Scheiß Nazis" auf die Frau und die drei Männer los. Die Opfer im Alter von 22 und 23 Jahren wurden leicht verletzt. Die Täter flüchteten.

Dügida in Düsseldorf: Gegendemonstranten in der Überzahl
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Teilnehmerschwund bei dritter"Dügida"-Demo in Düsseldorf

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Foto: dpa, fpt

Teile der Innenstadt waren für den Autoverkehr gesperrt, Läden hatten geschlossen, Hotels wurden von Security-Personal gesichert.

Ende Oktober 2014 war es bei einer Kundgebung der Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) in Köln zu schweren Krawallen gekommen. Salafisten hatten sich ihrerseits bereits 2012 in Solingen und Bonn Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

(dpa)
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