Bei Einreise gestoppt Türke aus Wuppertal wegen angeblicher Erdogan-Kritik verhaftet

Wuppertal/ Ankara · Ein 45-jähriger Mann aus Wuppertal ist in der vergangenen Woche in der Türkei verhaftet worden. Der türkische Staatsbürger soll auf Facebook Präsident Erdogan kritisiert haben. Die Stadt Wuppertal bestätigt entsprechende Berichte, sie habe jedoch keine Handhabe.

 Kadim D. spricht in einer Videobotschaft seinen Dank aus.

Kadim D. spricht in einer Videobotschaft seinen Dank aus.

Foto: Screenshot Youtube/ Wuppertal total

Knapp eine Woche ist es her, dass Kadim D. mit seiner Familie in sein Heimatdorf Sivas in Mittelanatolien reisen wollte. Es sollten Ferien für die in Wuppertal lebenden Türken werden. Doch bereits bei der Einreise an der türkischen Grenze nahmen Beamte den 45-Jährigen fest. Der Vorwurf an den Familienvater: Er soll sich auf Facebook negativ über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan geäußert haben. Darüber berichten mehrere Medien übereinstimmend.

Ein Bekannter von Kadim D. hatte sich mit dem Fall an die Öffentlichkeit gewandt und suchte Unterstützung bei der Stadt Wuppertal. Hier könne man jedoch nichts für ihn tun. "Wenn es irgendeine Möglichkeit gäbe Herrn D. zu helfen, dann würden wir das tun", sagte ein Sprecher der Stadt unserer Redaktion. Das Problem in dem Fall sei jedoch, dass D. kein deutscher Staatsbürger sei. "Da haben wir, so traurig wie wir das alle finden, keine Möglichkeit der Einflussnahme", sagte der Sprecher weiter. In einer Videobotschaft dankte Kadim D. allen Menschen,die ihn bislang unterstützt haben.

Kadim D. lebt mit seiner Familie seit 40 Jahren in Deutschland. Laut dem lokalen Nachrichtenportal "Wuppertal total", das zuerst berichtet hatte, durfte D. das Gefängnis nach einer Nacht wieder verlassen. Ihm sei jedoch die Ausreise untersagt worden und er müsse sich einmal wöchentlich bei der Polizei melden. Seine Frau und seinen Kindern hingegen sei die Ausreise erlaubt.

Sollte es in dem Fall zu einem Prozess kommen, drohen dem 45-Jährigen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft. Er selbst sagte "Wuppertal Lokal", dass er sich nicht erinnern könne, auf Facebook Kritik an Erdogan geäußert zu haben.

Erst vor wenigen Wochen wurden in der Türkei zehn Menschenrechtler festgenommen. Darunter auch der Berliner Peter Steudner. Ihnen wird vorgeworfen, eine Terrororganisation unterstützt zu haben, ohne deren Mitglied zu sein. Unklar blieb, um welche Terrororganisation es sich handeln sollte.

(skr)
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