San Cristobal Papst trifft in Mexiko Duisburger Bruder

San Cristobal · Joachim Mnich aus Duisburg lebt sei 26 Jahren im mexikanischen Chiapas. Heute kommt der Papst.

Es ist der vielleicht größte Tag im Leben von Bruder Joachim (62) , wenn Papst Franziskus heute im mexikanischen San Cristobal de las Casas vor dem Grab von Don Samuel Ruiz beten wird. Der Duisburger Ordensbruder der Steyr Missionare hat jahrelang an der Seite der indigenen Gemeinden im bettelarmen südmexikanischen Bundesstaat Chiapas für deren Rechte gekämpft. "Mit seinem Besuch rückt Franziskus das Bild von Don Samuel zu Recht", sagte Joachim Mnich in San Cristobal.

Der "Bischof der Indios" (1924-2011) war bei den Ureinwohnern der Region beliebt, war er doch einer der wenigen aus der "weißen Oberschicht", die aktiv für einen Platz der Indios in der mexikanischen Gesellschaft kämpfte. "Es war eine wilde Zeit damals", blickt Bruder Joachim zurück. Er selbst riskierte sogar sein Visum, weil er sich in den 23 indigenen Gemeinden für die er die pastorale Verantwortung trug, aktiv für die Menschenrechte einsetzte. Unmittelbar nach dem "Indio-Aufstand" in den 1990er Jahren kam es zum Bruch mit dem mexikanischen Staat, der einen Teil der Kirche als Unruhestifter brandmarkte. Bischof Ruiz und Bruder Joachim aus Duisburg ließen sich davon aber nicht beeindrucken: "Ich habe Don Samuel stets für seinen Mut und seine Standhaftigkeit bewundert." Auch Bruder Joachim musste standhaft bleiben: "Ich wurde verhört, bedroht und mir wollte man die Aufenthaltsgenehmigung entziehen, nur weil ich mich für die Anliegen der indigenen Gemeinden eingesetzt habe." Er blieb.

Am 6. Januar 1990 kam Bruder Joachim aus Duisburg nach Chiapas, damals wollten wegen der angespannten Lage nicht einmal mexikanische Ordensbruder in der Unruheprovinz Dienst tun. Geblieben ist er über ein Vierteljahrhundert. Der Kontakt zum Niederrhein ist aber nie abgerissen. Regelmäsig stehen Besuche bei seiner Mutter in Duisburg, der Schwester in Goch oder dem Bruder in Leverkusen an. Und auch für den MSV Duisburg schlägt zehn Flugstunden entfernt auf der anderen Seite des Globus immer noch das Herz. Unterstützt wurde seine Arbeit vor Ort lange Zeit von einem Missionskreis aus Goch sowie die St. Franziskus-Pfarre in Duisburg. Noch heute hat ein Teil der "mexikanischen Oligarchie" wie Bruder Joachim die Eliten des Landes nennt, große Vorbehalte gegen die Menschenrechtsarbeit der Kirche vor Ort, die unter anderem vom Essener Hilfswerk Adveniat unterstützt wird. "Es gibt auch heute noch Rassismus innerhalb der mexikanischen Gesellschaft." Umso wichtiger ist die Geste des argentinischen Kirchenoberhauptes, der das Grab von Ruiz in der schlichten Kathedrale von San Cristobal besuchen wird und damit den Kampf für die indigenen Rechte praktisch von höchster Instanz aus rechtfertigt.

Inzwischen hat sich das Klima entspannt, zumindest auf dem Papier sind Mexikos Indigene gleichberechtigt. "Aber es wird Zeit, dass diese Gesetze auch mit Leben erfüllt werden", fordert Bruder Joachim. Denn die Realität ist erschütternd: Die Bevölkerung ist bettelarm, nur wenige haben tatsächlichen Zugang zum Bildungs- und Gesundheitssystem. "Dass der Papst kommt ist deshalb ein sehr wichtiges Signal", sagt Bruder Joachim.

(RP)
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