Düsseldorf Polizei beobachtet 40 Salafisten-Zellen

Düsseldorf · Das Land NRW geht mit einer Aufklärungskampagne gegen den radikalen Salafismus vor.

Mit einem eigenen Internetvideo wollen Bund und Länder Jugendliche davon abhalten, in den extremistischen Salafismus abzurutschen. "Das Video muss bei Google an erster Stelle stehen, wenn Jugendliche die Begriffe IS oder Salafismus eingeben", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD). "Wir müssen den Propaganda-Videos der Terroristen etwas entgegensetzen. Wir brauchen eine staatliche Aufklärungskampagne in den sozialen Netzwerken", so der Minister.

Man sei bezüglich der Umsetzung mit den Innenministern der Länder und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) in guten Gesprächen. Mit einem Ergebnis sei Ende des Jahres zu rechnen, betonte Jäger. Ein solches Video sei unerlässlich, um Jugendliche vor den "Propaganda-Lügen" der Terrormiliz Islamsicher Staat (IS) zu schützen.

Denn nach Angaben des NRW-Verfassungsschutzes lassen sich in Nordrhein-Westfalen immer mehr junge Menschen von den Propaganda-Videos der Extremisten beeinflussen. Der IS verfüge über einen hochprofessionellen Medien-Apparat, der die radikalen und menschenverachtenden Ansichten über das Internet bis in die Kinderzimmer in NRW verbreite.

Dieser Praxis will das Innenministerium ein Ende bereiten. "Wir wollen junge Menschen immun machen gegen die Verführungen der religiösen Fanatiker", so Jäger. Neben dem geplanten Video soll das vor allem durch die neue Aufklärungsbroschüre "Extremistischer Salafismus als Jugendkultur" gelingen, die unter anderem an Schulen verteilt werden soll. Darin wird gezeigt, wie der IS vorgeht und mit welchem Sprach- und Zeichenkodex die Terrormiliz kommuniziert. "Wer die Tricks dieser Extremisten durchschaut, ist weniger anfällig für die Einflüsterungen dieser Prediger", betonte der Innenminister.

Auch das Präventionsprogramm "Wegweiser" soll weiter ausgebaut werden. In Düsseldorf, Duisburg und Dinslaken sollen demnächst Beratungsstellen eröffnet werden, an die sich mögliche Aussteiger aus dem Salafismus und besorgte Eltern, Freunde und Lehrer wenden können.

Laut Verfassungsschutz gebe es in NRW bereits rund 2100 extremistische Salafisten. Damit hat sich die Zahl seit 2011 mehr als vervierfacht. Seit 2012 sind aus NRW zudem mindestens 175 Islamisten in die Krisengebiete nach Syrien und den Irak ausgereist. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen. Die Islamisten verteilten sich in NRW auf 40 kleinere, mittlere und größere Zellen. Aktiv seien sie besonders im Rheinland und Ruhrgebiet. Zu den Hochburgen zählten nach Angaben von Verfassungsschutz-Chef Burkhard Freier derzeit Düsseldorf, Bonn, Bochum, Aachen und der Raum Westfalen, wo vor allem kleinere Zellen aktiv seien. 20 der landesweit 850 Moscheen würden derzeit unter Beobachtung der Anti-Terrorfahnder stehen.

(RP)
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