Polizei nimmt Salafisten bei Demo in Köln fest

Köln Abu Abdullah steht in einer Seitenstraße des Kölner Stadtteils Ehrenfeld und improvisiert eine Predigt. "Bleibt standhaft, bis der Todesengel Eure Seelen einberuft", ruft er seinen Anhängern zu. "Wir sind nicht für Gewalt, aber es gibt Momente, wo man gewalttätig werden kann." Die Anhänger skandieren "Allahu akbar" – Gott ist groß. Bereitschaftspolizisten stehen in der Nähe, um bei einer Eskalation sofort eingreifen zu können.

Abu Abdullah gehört zu den Salafisten, die durch Propagandavideos im Internet auf sich aufmerksam gemacht haben. Gestern ist er mit circa 50 Glaubensbrüdern nach Köln gereist, um gegen die islamfeindliche Kundgebung der rechtsextremen Partei Pro NRW zu protestieren. Einige kommen offenbar nicht in friedlicher Absicht. Die Polizei nimmt zehn Salafisten fest, die Messer und Eisenstangen dabei haben. Gegen 100 gewaltbereite Salafisten war im Vorfeld ein Platzverbot ausgesprochen worden. In Bonn waren am Wochenende zwei Beamte durch Messerstiche schwer verletzt worden, als Salafisten bei einer Pro-NRW-Veranstaltung auf sie losgingen.

Das soll sich nicht wiederholen. Diesmal hat die Polizei Salafisten und Rechtsextreme auf Distanz gehalten. 1000 Beamte sind im Einsatz. Es besteht kein Sichtkontakt zwischen den Gruppen. Als Pro NRW die islamkritischen Karikaturen zeigt, mit denen sie im Wahlkampf durch NRW tourt, ist die Gruppe weitgehend unter sich. Innenminister Ralf Jäger war zuvor erneut vor Gericht mit dem Versuch gescheitert, das Zeigen der provokanten Bilder zu verbieten.

Rund 300 Kölner protestieren gegen die Kundgebung an der Ditib-Moschee in Ehrenfeld. "Rechtes Gedankengut darf sich nicht wieder ausbreiten", sagt die 80-jährige Helga Rollar, die ein Schild mit der Aufschrift "Rassisten stoppen" in der Hand hält. Vertreter von Ditib bleiben der Gegendemonstration fern. "Ein Fehler", urteilt Arif Ünal, Landtagsabgeordneter der Grünen. "Ditib hätte wie wir Flagge gegen Rechte und gegen die Salafisten zeigen müssen."

Die Polizei in Essen hat unterdessen einen Kommissar wegen Verbindungen zum Salafismus vom Dienst suspendiert. Der 31-Jährige aus Mülheim soll Infostände anmeldet haben, an denen islamistisches Material verteilt wurde. Innenminister Jäger sagte, jeder Beamte müsse für das Grundgesetz eintreten: "Mit dem laufenden Disziplinarverfahren will die Polizei erreichen, dass der Salafist aus dem Staatsdienst gefeuert wird."

(RP)
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