Prozess: 1700 Anleger um 60 Millionen betrogen

Mit Verlesung der Betrugsanklage, die einen Schaden von 60 Millionen Euro nennt, begann vor dem Landgericht gestern der Mammutprozess gegen zehn Angeklagte, darunter zwei Frauen. Jahrelang sollen sie völlig wertlose Anteile an der "Business Capital Investors Corporation" (BCI) für teures Geld bundesweit rund 1700 Anlegern angedreht haben. Mit angeklagt sind auch ein Rechtsanwalt, zwei Manager aus der Schweiz und ein früherer Betreiber einer Wirtschaftsakademie. Über Finanzberater hat die Tätergruppe laut Anklage bis November 2011 massenweise BCI-Anteile als werthaltige Anlage ausgegeben und mit jährlichen Gewinnen von mehr als 15 Prozent gelockt.

Jacht ist schwer zu verkaufen

Zehn Angeklagte, rund zwanzig Verteidiger und mehr als vierzig Zuschauer: Vor vollen Bänken stieg die Wirtschaftsstrafkammer in den Prozess ein, der voraussichtlich bis zum Jahresende dauern soll. Bereits 2004 waren laut Anklage erste Verdachtsmomente gegen die BCI-Geschäfte bekannt geworden. Ermittlungen auch in der Schweiz führten aber nicht zu klaren Ergebnissen. Erst monatelange Arbeit, bei der bis zu 34 Leitungen zur Telefonüberwachung der Angeklagten geschaltet waren, bestätigten offenbar den Anfangsverdacht. Drei der Hauptverdächtigen wurden festgenommen, sitzen seit rund einem Jahr in U-Haft. Die Ermittler beschlagnahmten nicht nur das Haus des mutmaßlichen Drahtziehers (67), sondern in der Karibik auch dessen 30-Meter-Jacht. Weil das Schiff dort aber kaum verkäuflich ist, will ein Hamburger Reeder die Jacht nun in Deutschland zu Geld machen. Doch der Großteil der angeblich erschwindelten Gelder ist offenbar versickert in einem komplizierten internationalen Geflecht aus Firmen und Konten, das von den Angeklagten extra zur Verschleierung aufgebaut worden sein soll. Ob und in welchem Umfang sie zu den Vorwürfen Stellung nehmen, zeigt sich in den nächsten Prozesstagen.

(RP)
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