Duisburg Bischof erteilt "Pegida-Pastor" Predigtverbot

Duisburg · Der Bischof von Münster hat dem Emmericher Pfarrer Paul Spätling untersagt, öffentlich im Namen der katholischen Kirche zu sprechen. Spätling hatte zuvor auf der "Pegida"-Kundgebung in Duisburg gegen den Islam gewettert.

 Pfarrer Paul Spätling (links) darf sich innerhalb und außerhalb von Gotteshäusern nicht mehr im Namen der Kirche äußern.

Pfarrer Paul Spätling (links) darf sich innerhalb und außerhalb von Gotteshäusern nicht mehr im Namen der Kirche äußern.

Foto: Christoph Reichwein

Es ist kurz vor 19 Uhr am Montagabend, als Pfarrer Paul Spätling im Priestergewand zum Mikrofon greift und zu den etwa 500 Anhängern des Duisburger "Pegida"-Ablegers spricht, die vor ihm auf dem Vorplatz des Duisburger Hauptbahnhofs versammelt sind. "Ich bin zum ersten Mal da, weil bei der ,Pegida'-Demo in Köln die Lichter am Dom ausgeschaltet wurden. Ich halte das für sehr betrüblich", betont Spätling, der seit 2008 als Pfarrer in Emmerich tätig ist. Applaus brandet auf, als er davon spricht, dass Europa bereits seit 1400 Jahren gegen den Islam kämpfe, und er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angreift: "Es ist unmöglich, dass Frau Merkel gesagt hat, der Islam gehöre zu Deutschland."

Nach seiner Ansprache schließt sich Spätling dem Demonstrationszug der "Pegida"-Anhänger an und marschiert mit ihnen unter Polizeischutz um Häuserblocks am Rande der Duisburger Innenstadt. Der Geistliche läuft nicht nur einfach in der Menge mit, sondern führt den Protestzug mit an. Dabei hält er eine Ikone in der Hand, während die Demonstranten hinter ihm lautstark "Wir sind das Volk" und "Deutschland, Deutschland" brüllen.

Als man gestern im Bistum Münster die Bilder vom Pfarrer bei der "Pegida"-Demonstration zu sehen bekommt, reagiert man entsetzt und beruft eine Krisensitzung ein. Der Bischof von Münster, Felix Genn, teilt Spätling anschließend mit, dass er solche Reden nicht "dulden kann und will". In Bezug auf Kanon 764 des Kirchenrechtes hat der Bischof ihm deshalb gestern die Predigtbefugnis entzogen und Spätling damit verboten, innerhalb und außerhalb von Gotteshäusern öffentlich im Namen der Kirche zu sprechen.

"Wir weisen die Aussagen von Pfarrer Spätling entschieden zurück. Wir distanzieren uns mit Nachdruck von seinem völlig verzerrten Bild von Geschichte und Gegenwart", erklärt Bistumssprecher Stephan Kronenburg. Spätling bediene mit seinen Äußerungen undifferenzierte Klischees gegenüber dem Islam. "Er schürt mit seinen Aussagen eine Feindlichkeit gegen den Islam, die wir für gefährlich erachten", betont Kronenburg. Neben den Äußerungen kritisiert das Bistum auch die Tatsache, dass Spätling bei seinem Auftritt sichtbar als katholischer Priester in Erscheinung getreten ist. Damit missbrauche er auch noch seine Autorität als Pfarrer und Priester und lege "die Grundlagen für rechte Ideologien, für Fremdenfeindlichkeit und für ein Gegeneinander der Religionen, die in der katholischen Kirche keinen Platz haben", so der Bistumssprecher.

Der 1947 geborene und 1976 zum Priester geweihte Spätling wurde am 1. Oktober 2008 vom damaligen Weihbischof Franz-Josef Overbeck aus Kranenburg nach Emmerich versetzt. Im Zuge dieses Wechsels stieg er auch vom Kaplan zum Pfarrer auf. Auch wenn er bereits seit bald sieben Jahren in Emmerich wirkt, ist er in der dortigen Gemeinde nicht sehr bekannt. Frühere Weggefährten beschreiben ihn als jemanden, der die Öffentlichkeit eher scheute als suchte. In seiner Funktion als Seelsorger leitete er vor allem Gebetskreise und gestaltete Sühnenächte in einigen Pfarrkirchen - und das landesweit. Die sonntägliche Feier der Heiligen Messe zelebrierte er meist im Tridentinischen Ritus morgens um acht Uhr - sehr zum Missfallen vieler Geistlicher in ganz Deutschland. Im Bistum Münster galt er wegen seiner erzkonservativen Haltung als Querulant. "Es liegt in seiner Mentalität, zu protestieren, wenn etwas nicht in sein Wertesystem passt", sagt ein Bekannter von ihm. "Er hat dem Bischof und dem Papst häufig Beschwerdebriefe geschickt."

Das Bistum Münster stellt klar, dass die christliche Botschaft keine der Ausgrenzung, des Hasses und der Gewalt sei, sondern eine der Liebe und der Menschenfreundlichkeit. "Wir sind dankbar dafür, wie viele Menschen in diesen Tagen auf die Straßen gehen und genau in diesem Sinne ein Zeichen setzen", so Kronenburg. "Uns droht in Deutschland ganz sicher keine Islamisierung."

In Duisburg waren vorgestern Abend erstmals "Pegida"-Anhänger auf die Straße gegangen. Nach Einschätzung des NRW-Landesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Arnold Plickert stammt ein Großteil von ihnen aus der rechtsextremen Ecke und der Hooliganszene. Auch Mitglieder von NPD und Pro NRW waren anwesend. "Pegida erreicht in NRW allenfalls einige Hundert Rechtsextremisten. Das läuft sich hoffentlich bald tot", so Plickert. Sorge bereiten ihm jedoch linksautonome Krawallmacher, die auch in Duisburg an Ausschreitungen beteiligt waren und vier Polizisten verletzten. "Auch eine linke Gesinnung ist kein Freibrief für Gewalt", sagte Plickert. "Die Autonomen verstehen sich zwar selbst als politische Avantgarde, verhalten sich aber wie Straftäter."

(RP)
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